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Erich Karl Hubert

Geburtsdatum 25.06.1910

Geburtsort Kalterherberg

Todes-/Vermisstendatum 10.06.1945

Todes-/Vermisstenort russ.Kgf.Lg.Thorn

Dienstgrad Oberfeldwebel

Erich Karl Hubert ruht auf der Kriegsgräberstätte in Bartossen / Bartosze .

Endgrablage: Block 8 Reihe 6 Grab 289

  • Name und die persönlichen Daten von Erich Karl Hubert sind auch im Gedenkbuch der Kriegsgräberstätte verzeichnet. Sie können gern einen Auszug bei uns bestellen.
  • Bitte beachten Sie, dass auf einigen Friedhöfen nicht die aktuelle Version ausliegt, somit kann der Name Ihres Angehörigen darin evtl. noch nicht verzeichnet sein.
  • Falls Erich Karl Hubert mit Ihnen verwandt ist, und Sie von uns über Sachstandsänderungen informiert werden möchten, füllen Sie bitte das folgende Formular aus.
  • Bitte prüfen Sie vorher an Hand Ihrer Unterlagen sorgfältig, ob es sich wirklich um Ihren Angehörigen handelt. Falls Sie nicht sicher sind, vermerken Sie dies im Textfeld des Formulares.

Kurzbiographie

Portraitfoto Erich Karl Hubert, undatiert.

Erich Karl Hubert wurde am 25.06.1910 als Sohn des Zollaufsehers Karl Hubert und seiner Ehefrau Kätha Hubert (geb. Tönges) in Kalternberg geboren. Er hatte einen Bruder.

Erich Hubert besuchte zunächst das Städtische Realgymnasium zu Monschau und seit 1928 das Staatliche Reformgymnasium i. U. z. Reformgymnasium in Traben-Trarbach. Von diesem ging er im März 1931 ab, um in die Zollverwaltung einzutreten. Nach seinem Schulabgang trat er am 19. März dem Stahlhelm-Verband bei. Der Stahlhelm-Verband, am 25. Dezember 1918 von Franz Seldte gegründet, war ein antisemitischer und demokratiefeindlicher Wehrverband, der gegen die Weimarer Republik opponierte. Im Oktober 1931 schloss er sich mit der NSDAP, der DNVP und dem Alldeutschen Verband zur „Harzburger Front“, einem Bündnis gegen die Weimarer Republik, zusammen.

Über seine beruflichen Absichten schrieb er am 11. April 1931 an seine damalige Freundin und spätere Ehefrau Hertha Friedrich: „Du fragst, ob ich schon wieder umsatteln wollte? Nein das nicht. Für mich kommen nur noch zwei Berufe in Frage. Am Mittwoch fährt mein Vater einmal nach Köln zum Präsident, um nachzufragen, ob ich nicht angestellt werden kann. Wenn dies möglichst ist, bin ich gut aufgehoben. Wenn keine Möglichkeit ist an der Zollverwaltung anzukommen dann werde ich Missionar für äußere Mission. Ich kann auch Diakon werden, aber dazu habe ich keine Lust. Ich muss hinaus in die weite Welt. Unser Pfarrer, mit dem ich darüber gesprochen habe sagte, ich käme dann in die Südsee. Wäre das nicht herrlich? Du Süße musst dann mit mir gehen in das Paradies. Kennst Du das Lied: “Märchen aus Tahiti, Südseeparadies“? Es muss doch wunderbar sein zu zweien ganz allein bei einem schwarzen Südseevolk, oder meinst Du nicht?“

Nachdem sich seine Absicht, in die Zollverwaltung eingestellt zu werden offenbar nicht erfüllte, besuchte er vom Sommer 1932 bis Winter 1932/33 die Städtische höhere Handelsschule zu Aachen, von der er im März 1933 abging, um anschließend einen kaufmännischen Beruf zu ergreifen.Bereits im November des Jahres 1932 bemühte er sich um eine Lehrstelle. So sendete er der Redaktion des „Stahlhelm“, dem Organ des Stahlhelmverbandes, am 9. November 1932 einen Text für ein Inserat: „Junger Mann […] mit Obersekundarreife und höherer Handelsschulbildung sucht für sofort oder später Lehrstelle in einem kaufmännischen Büro.“ Seine Bemühungen blieben jedoch abermals ohne Erfolg. Daraufhin setzte sich im September 1933 der Kreisführer der NSDAP beim Landesfinanzamt Köln für die Einstellung Erich Huberts als Zollsupernumerar ein. Er verwies dabei darauf, dass der „Kamerad Erich Hubert […] sofort nach seiner Entlassung aus der Schule am 2. Mai 1931 dem Stahlhelm beigetreten [ist] und ihm seitdem ununterbrochen angehört und seinen Dienst stets mit grösster Gewissenhaftigkeit und Treue versehen [hat].“ Als auch dies keinen Erfolg zeigte, entschloss sich Erich Hubert schließlich zunächst in den Militärdienst einzutreten. Am 12. Januar 1934 wandte er sich an die Kommandantur des Infanterie-Regiments 16 I. Bataillon mit der Bitte, „ihn einstellen zu wollen“, „[d]a der Bedarf an Freiwilligen für das Reichsheer für die Einstellung im Frühjahr 1934 noch nicht ganz gedeckt ist, legt mir die Heeresfürsorgestelle anheim, mich zur Einstellung zu bewerben.“ Er unterzeichnete mit „Heil Hitler!“ Seine Einstellung erfolgte am 7. April beim 8. (M.G.) Kompanie Infanterie-Regiment „Osnabrück“. Nach Ablauf der freiwilligen Dienstzeit wurde er am 12. Oktober 1935 als Gefreiter entlassen.

Während seines Wehrdienstes verlobte er sich – etwas widerwillig – mit seiner langjährigen Freundin Hertha Friedrich. Im Mai 1935 schrieb er ihr: „Ich persönlich würde mich ja am liebsten erst dann verloben, wenn ich in einer festen Stellung sitze und mir schon etwas gespart hätte. Wenn ich mich früher verlobe dann tue ich es nur Dir zuliebe. Verlobt sind wie ja doch schon. Der Ring ist ja nur ein Zeichen nach außen.“ Ihrer Familie sollte sie sagen, dass sie sich verloben würden, wenn er seinen Militärdienst beendet habe. Tatsächlich gab das Paar zu Weihnachten 1935 seine Verlobung bekannt.Ebenso hatte sich Hubert während seines Wehrdienstes erneut um eine Anstellung im kaufmännischen Bereich beworben und erneut bemühte er NS-Kontakte, ihm Leumund zu bescheinigen. Am 14. Februar 1935 erhielt er durch den Oberscharführer des SA Sturmbannes III/184 die Bescheinigung, dass er seit dem 29. März dem Stahlhelm angehört habe und nach dessen Eingliederung in die SA am 24. September 1933 auch dieser beigetreten sei. Zum 30. November 1936 schloss er bei der Kreissparkasse Monschau einen Ausbildungsvertrag über zwei Jahre ab. Seine Lehre beendete er am 15. November 1937 erfolgreich. Er bewarb sich im folgenden Januar 1938 um Einstellung bei der Kreissparkasse in Simmern (Hunsrück) und trat dort am 1. Februar 1938 seinen Dienst als Sparkassenangestellter an.

Am 13. August 1939 wurde, Horst Hubert, der erste Sohn des Ehepaares geboren. Nur wenige Wochen später begann dann mit dem deutschen Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg. Erich Hubert wurde dabei als Soldat in Polen eingesetzt. In den Briefen an seine Frau folgte er der nationalsozialistischen Deutung des Krieges. So schrieb er in völliger Verkennung der deutschen Kriegsschuld: „Heute haben wir die Führerrede gehört und ich hoffe und glaube, daß die Welt bald zur Vernunft kommt. Es drängt mich nämlich schon nach Thalfang zu kommen, um mit so einigen Herrschaften Abrechnungen zu halten. Außerdem fällt mir das Soldatenleben sehr schwer und ich wäre gern wieder mit Dir und meinem Söhnchen zusammen.“ In seinem Brief vom 20. September fährt er im selben Duktus fort: „Die Rede des Führers habe ich gestern zum Teil mitangehört, er hat es den Engländern und Franzosen aber wieder gründlich gesagt. Ich bin einmal gespannt, wie diese Staaten sich jetzt verhalten. Ich persönlich glaube nicht, daß irgendeiner mit uns in einen Krieg kommen möchte. Die Sache in Polen müßte ihnen doch die Augen öffnen. Aber was liegt den englischen Kriegstreibern an dem Blut und Leben der Soldaten […].“ Es passt in diese Sichtweise, dass er zugleich formuliert: „Hoffentlich bekommen wir bald Frieden, damit Horst nicht in den Krieg braucht. Ich meine es sei genug, wenn sein Großvater und sein Vater den Krieg mitgemacht haben. Krieg ist nichts schönes.“ Abermals bekundet er, „die Sache in Polen“ sei „ja nun bald fertig“.Doch die anfängliche Hoffnung auf ein baldiges Kriegsende wich und er bekundete in einem Brief vom 05.11.1939 an seine Frau: „Ich bin in einer derart traurigen Stimmung, wie ich sie in einem Schützengraben bei Artillerietätigkeit nicht gehabt habe. Gestern Abend sind wir 3 Simmerner in die Wirtschaft gegangen und haben uns mit Alkohol etwas betäubt, aber ganz ist der Druck noch nicht davon gewichen. Es spricht allerdings niemand davon, und doch haben wir alle 3 großes Heimweh.“

1940 war er vorübergehend in Frankreich an der Küste stationiert. Anschließend wurde er nach Russland verlegt. Dort wurde er verwundet und kam zur Behandlung in das Reservelazarett II B Wien. Am 6. Juni 1940 wurde ihm das Verwundetenabzeichen in schwarz verliehen.Aufgrund seiner Verwundung wurde er dann nicht mehr an der Front eingesetzt, sondern zunächst zwischenzeitlich bei der Ausbildung von Rekruten. Er beklagte in diesem Zusammenhang (04.04.1942): „Ich muss mich mit meinen Rekruten allerdings rumärgern, denn die meisten sind dümmer, als die Polizei erlaubt. Dazu habe ich noch 2 Mann aus Ostoberschlesien, die kaum Deutsch sprechen können und kaum verstehen was ich sage. Ich habe meine Stimme derart strapaziert, daß ich ganz heiser bin.“

Da er nun im „Heimatkriegsgebiet“ eingesetzt war, konnte ihn seine Frau häufiger besuchen. Dennoch hielten die beiden auch weiterhin postalisch engen Kontakt. Die überlieferte Korrespondenz begleitete diese Besuche. Exemplarisch zeigt sich diese Verflechtung an einem Ehestreit: Weil seine Frau ihm nach ihrer Abreise nicht schrieb, entfaltete sich im April 1942 ein Streit zwischen den Eheleuten. So schrieb Hubert am 29. des Monat an seine Ehefrau: „Ich hatte mir schon die größte Sorge gemacht, weil Du nicht schriebst und dachte, Dir könnte auf der Heimfahrt etwas passiert sein. Auf meine Sorge hin bekomme ich dann einen Brief, daß mir beinahe der Hut hochgegangen ist. Das darfst Du nicht machen. Wenn Du mir noch einmal einen solchen Brief schreibst, dann wirst Du wohl einsehen, daß ich genötigt bin, einmal andere Seiten aufzuziehen. Zum Hampelmann kann ich nun doch nicht gerade werden.“ Die Gegenkorrespondenz ist nicht überliefert, sodass die Perspektive der Ehefrau nicht rekonstruiert werden kann. Wohl aber ist aus den Briefen zu schließen, dass die Beziehung von überbordenden Gefühlsbekundungen, Eifersucht und Vorhaltungen gezeichnet war. Der Streit endete so jäh wie er begonnen hatte: Ab dem 4. Mai 1942 normalisierte sich der Umgang wieder und er dankte seiner Hertha „mit vielen lieben Küssen“ für ihr Paket, ehe er am 8. Mai 42 schrieb, „Deinen letzten Brief habe ich erhalten und ich kann nicht sagen, daß ich mich gerade darüber gefreut habe. Aber inzwischen wirst Du meinen vorigen Brief erhalten haben und hast daraus ersehen, daß ich Dir gar nichts nachtrage. Warum bist Du denn so ruppig? Du solltest eher etwas lieb zu mir sein. Du kannst heute Nacht in Deinem Bett liegen und ich muß wach bleiben und als U.v.D. aufpassen, daß meiner Kompanie nichts passiert. Wenn Du sonst nichts tun willst, dann träume bitte wenigstens von mir, und wenn ich bitten darf, recht nett und lieb.“

Ab Juni 1942 in Frankreich als Unteroffizier in Frankreich stationiert und machte sich Hoffnungen zum Rechnungsführer befördert zu werden (29.09.1942): „Wenn ich wirklich Rechnungsführer werde, dann habe ich es geschafft, dann kümmert mich der Kompanie-Dienst überhaupt nicht mehr und ich habe ein Arbeitsfeld, auf dem ich ganz selbstständig arbeiten kann. Arbeit habe ich dann genug, aber es steht nicht andauernd jemand hinter mir und kommandiert, und ich brauche mir nicht von jedem Hanswurst Frechheiten sagen zu lassen.“

Gegen Ende des Jahres bemühte sich Hubert, wieder zur Kreissparkasse zurückkehren zu können und führte dafür unter anderem seine Verwundung an. Damit hatte er jedoch keinen Erfolg. Auch sein Urlaubsersuchen im Oktober 1942 wurde abgelehnt, was ihn am zu der verbitterten Bemerkung veranlasste: „Der Dank des Vaterlandes ist Euch gewiß“?! [sic!]“ (08.10.1942)

Ab Januar 1943 wurde er eingesetzt im Stammlager XII F Forbach. In dem Stammlager waren Kriegsgefangene interniert, größtenteils sowjetische. Die internierten Kriegsgefangenen wurden als Zwangsarbeiter in der NS-Kriegswirtschaft eingesetzt. Aufgrund der miserablen Bedingungen in den Lagern starben tausende der Internierten an Hunger oder Epidemien. Auch im Stalag XII F Forbach herrschte im Sommer 1942 eine Fleckfieberepidemie. Weswegen Hubert gegen Fleckfieber geimpft werden musste.Seine Briefe schrieb er in dieser Zeit öfter auf die Rückseite von Vordrucken der entsprechenden Abrechnungsstelle. Nachdem infolge des Waffenstillstandes zwischen Italien und den Alliierten im September 1943 auch italienische Soldaten als sogenannte italienische Militärinternierte in Kriegsgefangenschaft gerieten, nutzte er auch das Briefpapier der Partito Nazionale Fascista sowie der Ala Littoria, das wohl einige der Gefangenen bei sich hatten, für Briefe an seine Frau.

In seinen Briefen berichtete er von regelmäßigem Alkoholkonsum und Kneipenbesuchen. So etwa am 31. Januar 1943: „Gestern gab es nämlich wieder mal Wein und ich hatte etwas zu viel getrunken, so daß ich heute einen kleinen Brummschädel habe.“ Zerstreuung sucht er aber häufig auch in Kinobesuchen. Weiterhin besuchte ihn auch seine Frau regelmäßig. Aus seinen Briefen geht hervor, dass sie beabsichtigten ein weiteres Kind zu zeugen. Allerdings muss Hubert weitere sexuelle Kontakte gehabt haben, da er am 21. Mai 1943 aus dem Lazarett in Metz einen dringenden Brief an seine Ehefrau schrieb: „Ich habe eine ansteckende Krankheit am Geschlechtsteil und weiß nicht woher ich sie habe. Da ich nun Samstag bei Dir war ist es möglich, daß ich Dich angesteckt habe und deshalb darfst Du Dich nicht wundern, wenn Du dort untersucht wirst, oder aufgefordert wirst, Dich untersuchen zu lassen. Die Krankheit ist nicht schlimm sondern nur recht unangenehm. Ich habe vor einiger Zeit verseuchte Russenkleidung bekommen zum desinfizieren [sic!] und ich nehme an, daß ich es dabei gefangen habe.“ Anschließend nannte er Wünsche, was seine Frau ihm zusenden solle. Eindringlich verlangte er: „Über meine Krankheit darfst Du zu niemand [sic!; H.i.O.] etwas sagen und wenn dann sagst Du ich sei im Lazarett wegen einem Nierenleiden.“ Nochmals forderte er seine Ehefrau am 23. Mai 1943 auf, sich sofort auf „G.O.“ (Gonorrhoe) untersuchen zu lassen, da er „sofort einen schriftlichen ärztlichen Befund“ von ihr benötige. In einem Brief vom 30.05.43 belehrte er sie dann en passant: „Nur noch eine kleine Belehrung. Das Wort heißt nicht Artest sondern Attest.“

Am 6. Juni dann die Gewissheit, dass auch sie mit Gonorrhoe infiziert war. Offenbar war seine Frau zu diesem Zeitpunkt wieder Schwanger, da er hofft, dass ihr Kind durch die Krankheit keinen Schaden nehmen würde. Die Gonorrhoe konnte bei beiden auskuriert werden.Im Januar 1944 ging seine Ehefrau dann zur Geburt des zweiten Kindes ins Krankenhaus. Hubert, der gerne eine Tochter bekommen hätte, geht in einem Brief an seine Frau nochmal auf die Namenswahl ein: „Du schreibst mir in Deinem letzten Brief, dass Du den Jungen, wenn es einer sein sollte, Ingo taufen lassen wolltest. Aber mein Liebes, Du weisst doch, dass ich solche ueberspannten Namen nicht leiden kann. Obwohl es ein urdeutscher Name ist, gefaellt er mir doch nicht und wir wollen es bei dem lassen, den wir beide ausgesucht hatten. Erika oder Gerd“ Dann am 23. Januar 1944 erhielt er Mitteilung über die Geburt seines Sohnes: „Endlich, Endlich habe ich Gewissheit, dass unser Kindchen auf die Welt gekommen ist und dass es Dir einigermassen gut geht […].“

Zunächst also weitgehend abseits vom Kriegsgeschehen an der Front, wird der Krieg in Huberts Briefen im Laufe des Jahres 1944 durch die zunehmenden alliierten Luftangriffe wieder häufiger thematisiert. Unter dem Eindruck des zunehmenden Luftkrieges schrieb er etwa: (25.10.1943): „Vorgestern Abend war ich mal wieder im Kino und ich hatte Glueck, denn es gab keinen Fliegeralarm und ich konnte den Film bis zum Ende sehen. Das ist hier eine Seltenheit, aber Churchill wusste sicher, dass ich lange nicht mehr im Kino gewesen bin.“ Von diesem anfänglichen Witz abgesehen, radikalisiert sich seine Haltung zusehends, wobei nationalsozialistische Deutungsmuster den Ton vorgaben. So schrieb er noch am 20. März 1944: „Es ist Zeit, dass denen [gemeint sind die Engländer] einmal das Handwerk gelegt wird, sonst werfen die noch unser ganzes schone [sic!] Deutschland kaputt.“ Über einen Luftangriff auf Saabrücken schrieb er am 15. Mai 1944: „Ich war gestern Abend in Saarbruecken und habe mir die rauchenden Truemmer der zerstoerten Haeuser einmal angesehen. Wenn man das sieht, dann bekommt man eine unheimliche Wut auf dieses englische Gesindel. Bei der Bevoelkerung findet man nicht die geringste Spur Niedergeschlagenheit, sondern nur Hass auf die englischen Piraten.“ Schließlich dominieren Rachegelüste (09.07.1944): „[E]inst kommt der Tag der Rache und dann wird es den Tommies schon heimgezahlt werden, was sie verwuestet haben. Wenn ich doch wieder eingesetzt werden sollte dann gehe ich auch an die Kanalfront, um moeglichst viele noch von diesen Kadetten umzubringen, Die Vergeltung ist ja schon im Gange und ich denke, dass sie noch verstaerkt wird, denn unser Fuehrer luegt nicht. Er hat bis jetzt noch alles gehalten, was er versprochen hat und wenn er sagt England wuerde dem Erdboden gleichgemacht, dann glaube ich das auch, nur moechte ich dabei sein, wenn es geschieht.“

Infolge der aussichtslosen militärischen Lage wurden sämtliche Reserven mobilisiert. Nachdem er in Kenntnis gesetzt wurde, dass auch er wieder im Kampfgebiet eingesetzt werden würde, bekundete er am 24. April 1944: „Einen schoenen Trost habe ich, dass nicht jede Kugel trifft. Ich weiss, dass mir nichts mehr passiert, oder vielmehr ich rede es mir ein. Ich weiss aber auch, dass wenn ich noch mal eine verpasst kriege, dass es nicht mehr so glimpflich ausgeht wie die vorigen Male. Wegen mir habe ich keine Angst, denn ich weiss, dass der Tod nicht weh tut, aber meine Sorge bist Du und die Kinder, auch wenn Du meinst, ich haette fuer Euch nichts uebrig.“

Zuletzt wurde er bei der Schule IV für Fahnenjunker, 2. Inspektion bei Thorn an der Ostfront eingesetzt. Nachdem diese durch die Rote Armee eingeschlossen worden war, wurde er mit seiner Kompanie der „Kampfgruppe Mix“ zugeteilt und beim Ausbruch in Gefechte verwickelt. Am 3. April 1945 teilte der Hauptmann Rudolf Glaubrecht der Ehefrau mit, dass Erich Hubert beim Versuch, aus dem Kessel auszubrechen, vermisst gemeldet wurde und seit dem 4. Februar keine Informationen über seinen Verbleib vorlägen.

Am 18. März 1947 schaltete seine Ehefrau eine Anzeige in der Zeitung Glaube und Heimat, einer evangelischen Wochenzeitung, um Informationen über den Verbleib ihres Mannes zu erhalten. Am 1. April erhielt sie Mitteilung von einem ehemaligen Kameraden ihres Mannes: „Ich war mit Erich Hubert von Februar in der Gefangenschaft in Thorn in einer Ruhrbaracke. Er war schon besser auf den Beinen als ich, bekam Typhus hinzu und zuletzt ist er am 11.6.45 an Lungenbl. gestorben.“ Erich Karl Hubert war am 10. Juni 1945 als Oberfeldwebel im 12./Inf.Rgt. 107 im russischen Kriegsgefangenenlager Thorn (Polen) verstorben. Dort (Torun) wurde er auch bestattet. Seit seiner Umbettung am 21. November 2016 ruht er auf der Kriegsgräberstätte Bartosze, Block 8, Reihe 6, Grab 289.

Geprägt von den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges und des Verlustes seines Vaters engagierte sich sein Sohn Horst lange Jahre – unter anderem als Leiter von Jugendlagern – für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und die Versöhnung über den Gräbern.

Empfohlene Zitationsweise: Projekt "Kriegsbiographien", Erich Hubert, in: Volksbund Dt. Kriegsgräberfürsorge e.V., Gräbersuche Online, [Zugriff am].

Bartossen / Bartosze, Polen

Auf der deutschen Kriegsgräberstätte Bartossen (Bartosze), nahe der Ortschaft Lyck in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren, ruhen rund 20.000 Tote des Zweiten Weltkrieges. Die Einweihung des Friedhofs fand am 9. August 2003 statt.

Friedhofsbeschreibung

Die Kriegsgräberstätte Bartossen ist ein Sammelfriedhof für Kriegstote im heute polnischen Teil Ostpreußens und im Bezirk Bialystok. Die auf einem Plateau befindliche, etwa fünf Hektar große Anlage ist über eine Treppe erreichbar. Umrisse und Wegeführung des Friedhofs betten diesen harmonisch in die landschaftliche Umgebung ein. Eine Anlehnung an die Architektur Ostpreußens bilden die beim Bau der Einfriedung verwendeten Natursteine. Symbolkreuzgruppen kennzeichnen die Gräberblöcke der Toten des Zweiten Weltkrieges. An der Zufahrtstraße des Friedhofs gibt es eine „Ruhezone“, von der aus der Blick auf drei große, weithin sichtbare Holzkreuze fällt. Als „ostpreußisches Golgatha“ bezeichnet, sind sie das prägende Merkmal der Kriegsgräberstätte.

Historie

Die Geschichte der Kriegsgräberstätte Bartossen geht zurück auf den Ersten Weltkrieg. Die ersten dort bestatteten Toten waren Teilnehmer der sogenannten Winterschlacht in Masuren im Februar 1915. Diese forderte auf russischer Seite 56.000 Menschenleben. Demgegenüber standen 16.000 gefallene deutsche Soldaten. Auf der dem Volksbund überlassenen Gräberstätte ruhen 84 deutsche Soldaten des Ersten Weltkrieges. Die Anlage wurde Anfang der 1990er Jahre instandgesetzt und im Jahr 2000 in einen neuen Sammelfriedhof für im Zweiten Weltkrieg gefallene Soldaten integriert. Der Friedhof wurde am 9. August 2003 eingeweiht. Die Zahl der dort bestatteten Toten vergrößerte sich von zunächst 15.000 auf 17.900. Ein ausliegendes Namenbuch enthält Angaben zu allen Soldaten, die nach Bartossen umgebettet wurden sowie zu denjenigen, deren sterbliche Überreste nicht mehr geborgen werden konnten.

Besonderheit

Im Jahr 2017 erfolgte die Bestattung der „Toten von Thorn“ auf der deutschen Kriegsgräberstätte Bartossen. In der Stadt Thorn hatte man im Verlauf von Bauarbeiten einen Friedhof entdeckt, auf dem neben vielen toten sowjetischen Kriegsgefangenen auch an Krankheiten und Hunger verstorbene Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, bestattet worden waren. Am 15. Juli 2017 fanden diese 2.974 Opfer des Zweiten Weltkrieges, die „Toten von Thorn“, ihre letzte Ruhestätte auf der Gräberstätte in Bartossen. Damit sind dort nun mehr als 20.000 Tote bestattet.

Hinweis für Friedhofsbesucher

Auf einigen Kriegsgräberstätten, die der Volksbund in Osteuropa errichtet hat, ist die Namenkennzeichnung teilweise noch nicht erfolgt! Daher bitten wir dringend darum, dass sich Angehörige vor einer geplanten Reise mit uns unter der E-Mail-Adresse service@volksbund.de oder der Telefon-Nummer +49(0)561-7009-0 in Verbindung setzen. So können wir auch gewährleisten, dass die jeweilige Kriegsgräberstätte zum geplanten Besuchstermin geöffnet ist.

Mediathek

  • Prospekt "Wenn Steine reden könnten ..." - Kriegsgräberstätten in Mittel- und Osteuropa
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  • Informationstafel Bartosze/Bartossen in Polen
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