Deutschland

Bad Zwischenahn - Ofen, Ev.- luth. Friedhof

Gesamtbelegung: 59 Tote

Bad Zwischenahn

Deutschland

Ganzjährig geöffnet

Auf diesem Friedhof gibt es zwei nebeneinander liegende Gräberfelder im hinteren Teil. Davon ist der Abschnitt als offizielle Kriegsgräberstätte eingestuft, auf dem 58 Grabkreuze stehen. Gleich daneben befindet sich eine Grabfläche, die als Erinnerungsort für getötete Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Wehnen eingerichtet ist. Die 58 Toten der Kriegsgräberstätte sind überwiegend als Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Deutschland gewesen. Sie stammen aus Polen und der Sowjetunion, es befinden sich jedoch auch zwei belgische, zwei schweizerische, ein rümänischer, ein schwedischer, ein litauischer sowie ein dänischer Staatsbürger auf dem Gräberfeld. Die meisten von ihnen waren Patientinnen und Patienten der früheren Heil- und Pflegeanstalt Wehnen. Der Oldenburger Historiker Ingo Harms führt in seinem 1996 erstmals erschienenen Werk "Wat mööt wir hier smachten" detailliert auf, dass gerade auch polnische und russische bzw. ukrainische Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter zu den Opfern der menschenverachtenden und tödlichen NS-Politik gegenüber körperlich und psychisch kranken Menschen in der Anstalt gehören. Er führt aus, dass die Sterblichkeit bei mindestens 37 Prozent liegt, wahrscheinlich aber weit darüber. In den meisten Fällen sind die Männer, Frauen und Kinder der Kürzung der Verpflegungssätze auf eine nicht mehr lebenserhaltende Höhe zum Opfer gefallen. Ebenfalls auf diesem Gräberfeld bestattet sind drei deutsche Militärangehörige, die im Ersten Weltkrieg starben sowie deutsche Militärangehörige des Zweiten Weltkriegs. Sie starben entweder kurz vor dem Ende des Krieges im Mai 1945 oder nach Kriegsende. Das Gräberfeld des ehemaligen Anstaltsfriedhofs, auf dem auch die Toten der Patientenmorde - in Massengräbern - bestattet wurden, wurde 1995 eingeebnet. An diese Toten erinnern ein Gedenkmal sowie seit 2008 eine besonders gestaltete Fläche. Auf dieser Erinnerungsstätte befinden neben einem Kissenstein 1500 kleinere Steine, die für die Toten der "wilden Euthanasie" in der Heil- und Pflegeanstalt stehen. Weitere Informationen gibt es in der Gedenkstätte Alte Pathologie auf dem Gelände der Karl-Jaspers-Klinik, die vom Gedenkkreis für die Angehörigen von Opfern der NS-Euthanasie in der Heil- und Pflegeanstalt Wehnen betrieben wird. https://gedenkkreis.de/gedenkstatte-wehnen Fotos: Volker Fleig 2015