Deutschland

Braunschweig, Jüdischer Friedhof

Die Judenverfolgung in Stadt und Land Braunschweig begann im März 1933 und wurde von Ministerpräsident Dietrich Klagges und Landespolizeichef Friedrich Jeckeln mit fanatischer Härte betrieben. Die Konsequenz war die frühzeitige Liquidierung jüdischer Betriebe und der permanente Druck zur Auswanderung. Bis 1940 emigrierten rund 60% der Braunschweiger Juden. 1942-43 wurden die nicht emigrierten Juden in die Ghettos im Osten, 1943 alte Menschen nach Theresienstadt und 1944-45 als letzte Gruppe die sogenannten „jüdisch Versippten“ (christlich-jüdische Ehepartner) in Arbeitslager nach Blankenburg verschleppt. - Denkmal für die Holocaustopfer Gegenüber der Friedhofskapelle, an deren Wand sich eine Erinnerungstafel für die im 1. Weltkrieg gefallenen Braunschweiger Juden befindet, erinnert ein Findlingsblock an die Opfer des Holocaust. Die Inschrift lautet: „Mein Blut erstarrt ob der Erschlagenen meines Volkes. Dem Andenken unserer Brüder und Schwestern geweiht, die der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zum Opfer fielen.“ Das von der Stadt Braunschweig finanzierte Denkmal für die ermordeten Juden wurde am 16. November 1958 in Anwesenheit des Landesrabbiners von Württemberg, Dr. Block, enthüllt. - Kriegsgräber von 6 im Ersten Weltkrieg gefallenen und hier bestatteten jüdischen Soldaten. - Gedenkstätte für jüdische Zwangsarbeiter Den zunehmenden Mangel an Arbeitskräften im Kriegsverlauf glich die Firma Büssing dadurch aus, dass Firmenvertreter ins KZ Auschwitz fuhren und dort Häftlinge für die Zwangsarbeit anwarben. Der erste Transport traf im September 1944 ein, zwei weitere folgten. Die Häftlinge arbeiteten in den Betriebsteilen in Braunschweig und Vechelde und lebten in KZ-Außenlagern (Braunschweig, Schillstraße; ehemalige Jutespinnerei Vechelde). Zwischen dem „Ehrenfriedhof 1939-1945 II“ und dem benutzten Teil des jüdischen Friedhofs war ein Zwickel übrig geblieben, den die Stadt 1944 – 1945 dazu verwendete, um die Asche der durch Zwangsarbeit in den KZ-Außenlagern Schillstraße, Jutespinnerei und SS-Reitschule umgekommenen Juden zu verstreuen. Bevor man auf die Kapelle des jüdischen Friedhofs stößt, liegt rechter Hand eine langgestreckte Rasenfläche, von Büschen umsäumt, mit einer im Boden eingelassenen Gedenkplatte. Sie erinnert an diese 80 Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft, von denen nur 69 namentlich bekannt sind. Die Inschrift lautet: „Weil sie Juden waren, wurden sie aus ihrer Heimat verschleppt, um für ein unmenschliches System zu arbeiten und zu sterben (1944-1945).“ Fotos: Volker Fleig 2013