Deutschland

Gelsenkirchen-Horst-Südfriedhof

Belegung

Auf dieser Kriegsgräberstätte ruhen 1706 Kriegstote des Ersten und Zweiten Weltkrieges.

Erster Weltkrieg: 22 Kriegstote

Zweiter Weltkrieg: 1684 Kriegstote

884 Personen aus der Sowjetunion

123 deutsche Personen

10 polnische Persoen

1 jugoslawische Person<

150 weitere Personen anderer Nationalitäten

Gelsenkirchen im Zweiten Weltkrieg

Auf 6 Kriegsgräberstätten im Stadtgebiet von Gelsenkirchen ruhen insgesamt 5.701 Tote aus beiden Weltkriegen. Die größten Kriegsgräberstätten befinden sich auf dem Hauptfriedhof in Buer -1.516 Tote - und auf dem Friedhof in Horst-Süd - 1.706 Tote.

Auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges starben mehr als 7.300 Bürger aus den Vorläufergemeinden der heutigen Stadt Gelsenkirchen. Nur ein Teil der toten Soldaten wurde in den Heimatorten bestattet.

Im Zweiten Weltkrieg verloren etwa 11.000 Wehrmachtsangehörige aus Gelsenkirchen ihr Leben. Ihre Gräber finden sich überwiegend in der Nähe der Schauplätze des Krieges. Nur ein Teil der toten Soldaten hat ein Grab in der Heimatstadt.

Als eine der Waffenschmieden des „Dritten Reiches“ wurde das Ruhrgebiet und damit auch Gelsenkirchen insbesondere ab 1942/ 43 Ziel zahlreicher Luftangriffe. Allein 518 Menschen starben am 6. November 1944. Insgesamt kamen während des Zweiten Weltkrieges 3.038 Gelsenkirchnerinnen und Gelsenkirchner bei 184 Bombenangriffen um.

Auch in Gelsenkirchen zählten die jüdischen Bürgerinnen und Bürger zu den Opfern nationalsozialistischer Gewaltherrschaft. Mehr als die Hälfte von ihnen wurde während des „Dritten Reiches“ ermordet. Die in Gelsenkirchen lebenden Sinti und Roma wurden Opfer des Rassismus und im März 1943in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden in Gelsenkirchen Arbeitskräfte und Kriegsgefangene aus den besetzten Ländern zur Zwangsarbeit eingesetzt. Menschen aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden, aus Luxemburg, Italien, Polen, Jugoslawien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und in der Mehrzahl aus der Sowjetunion mussten - unterteilt in unterschiedliche Kategorien - in etwa 80 Zivilarbeits- und rund 70 Kriegsgefangenenlagern leben und in der kriegswichtigen Industrie Gelsenkirchens Zwangsarbeit verrichten. Viele von ihnen starben an Entkräftung, Unterernährung oder wurden Opfer der Arbeitsbedingungen und von Folter und Mord. Auf den Friedhöfen in Gelsenkirchen sind etwa 3.500 Zwangsarbeiter bestattet. n Gelsenkirchen-Horst bestand von Juli bis September 1944 ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald.

In der Stadt Gelsenkirchen, die besonders von der Arbeiterschaft der Montanindustrie und ihren verschiedenen politischen Bewegungen geprägt wurde, erinnern auch Mahnmale an die lokalen Opfer großer politischer Auseinandersetzungen um Demokratie in Deutschland. Im Stadtgarten Gelsenkirchen steht ein 1951 errichtetes Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Dort finden sich die Worte:

    “Zerstampft des Unrechts Drachensaat.Zerstört den Hass von Staat zu Staat.Versenkt die Waffen in Gewässern.Dann wird im Friedenssonnenscheindie ganze Welt uns Heimat sein!”

Kriegsgräberstätte auf dem Friedhof Horst-Süd

Auf dem Friedhof Horst-Süd findet sich ein Ehrenmal mit Grabstätten für 22 Soldaten des Ersten Weltkrieges. Der Gedenkstein aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg erinnert in der damals üblichen Weise an die Toten. Auf weiteren Ehrenstätten sind 36 deutsche Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg beigesetzt.

Wegen der in Horst bestehenden kriegswichtigen Industrien, insbesondere des Hydrierwerks Gelsenberg, wurde Horst während des Zweiten Weltkrieges mehrfach Ziel schwerer Luftangriffe. Für die Horster Opfer von Bombenangriffen besteht eine Ehrenstätte mit 60 Gräbern.

Schon während des Zweiten Weltkrieges wurden auf dem Horster Friedhof auch Gräberfelder angelegt, auf denen ausschließlich sowjetische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene beerdigt wurden. Seit der frühen Nachkriegszeit steht ein quaderförmiger Gedenkstein mit kyrillischer Inschrift auf dem Gräberfeld, wo 884 umgekommene Sowjetbürger beigesetzt sind.

Ein weiteres Mahnmal, das 1920 von der Horster Arbeiterschaft errichtet worden war, erinnert an die während der Auseinandersetzungen um die Abwehr des Kapp-Lüttwitz-Putschs von Freikorps-Ermordeten, die z. T. standrechtlich erschossen worden waren. Dieses Mahnmal wurde während des „Dritten Reiches“ zerstört. Es wurde 1947/48 vom „Komitee ehemaliger politischer Gefangenen und Konzentrationäre“ in veränderter Form wieder errichtet. Nunmehr sind auf dem großen Gedenkstein auf der rechten Seite zusätzlich Opfer der rassischen Verfolgung - die jüdische Familie Kaufmann - und Opfer des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus, insbesondere aus einer kommunistischen Widerstandsgruppe, genannt.

Ein Mahnmal aus dem Jahr 1948 steht am Grab der etwa 150 ungarischen Jüdinnen aus dem Außenlager des KZ Buchenwald in Gelsenkirchen-Horst. Die Frauen, die bei dem damaligen Hydrierwerk Gelsenberg Zwangsarbeit verrichten mussten, waren bei der Bombardierung des Werkes am 11. September 1944 nicht zuletzt deshalb umgekommen, weil ihnen der Zutritt zu Bunkern und Schutzgräben verboten war. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurden die sterblichen Überreste, die zunächst auf dem Gelände des Lagers verscharrt worden waren, an der heutigen Stelle beigesetzt. Eine Inschrift in deutscher und hebräischer Sprache auf dem Gedenkstein erinnert an die getöteten Frauen.

Der Text entstand in Zusammenarbeit mit dem Institut für Stadtgeschichte und GELSENGRÜN.