Deutschland

Hamm Ehrenfriedhof

Kriegsgräberstätten in Hamm Auf 34 Kriegsgräberstätten im Stadtgebiet von Hamm ruhen insgesamt 2.056 Tote aus beiden Weltkriegen. Die größten Anlagen befinden sich auf dem Südenfriedhof und in den Ortsteilen Heessen, Rhynern, Bockum und Hövel. Den Ersten Weltkrieg erlebten die Hammer Bürger fernab des Kampfgeschehens. Allerdings wurden Kriegsgefangene in den Kohlezechen und in den Werken der Westfälischen Drahtindustrie und Westfälischen Union eingesetzt. Hier entstanden u.a. Stacheldraht für Schutzgräben, Drahtseile für Torpedoschutznetze und Feldkabel für das Nachrichtenwesen. Als die ersten Gefallenen in die Heimat überführt wurden, floh jedoch die anfängliche Kriegsbegeisterung aus den Köpfen der Menschen. Bereits 1914 wurde in Hamm ein Ehrenfriedhof angelegt. Der Erste Weltkrieg nahm mit seinem unmäßigen Einsatz von Menschen und Material seinen Lauf. Als am 9. November 1918 der deutsche Kaiser abdankte und in die Niederlande ins Exil ging, schlugen die Wellen des Kieler Marineaufstandes und der damit verbundenen Novemberrevolution auch in Hamm hoch und Soldaten besetzten die Bahnhofskommandantur. Zudem hatte bereits zum Ende des Krieges die asiatische Grippe die Stadt heimgesucht. Sie forderte mehr Opfer als der Krieg selbst. Im Zweiten Weltkrieg musste Hamm das Los der Ruhrgebietsstädte teilen. Bereits am 1. Mai 1940 kam es zum ersten Luftangriff. Ziele der alliierten Luftangriffe waren die Panzerjägerkaserne in Beisenkamp, die Verkehrsknotenpunkte am Datteln-Hamm-Kanal und die Werke der Drahtindustrie, in denen jetzt u.a. Drähte für die Steuerung der V 2 - Rakete hergestellt und nach Peenemünde geliefert wurden. Mit dem schweren Luftangriff am 4. März 1943 auf das Hammer Industriegebiet begann ein alliiertes Flächenbombardement. Es forderte 154 Tote. Der erste Großangriff am 22. April 1944 wurde mit 750 Bombern und einigen hundert Jagdflugzeugen durchgeführt. In einer knappen Stunde verloren 234 Menschen ihr Leben und die Stadt war ein Flammenmeer. Bei einem weiteren Angriff am 31. Mai 1944 starben 205 Menschen, 151 von ihnen waren Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, vornehmlich aus der Sowjetunion, aus dem sogenannten „Russenlager“ in Hamm-Heessen (1942-1945). Von Mitte bis Ende 1944 wurden viele Hammer Bürger, Erwachsene und Kinder, in den Schwarzwald und den Sudetengau evakuiert. Schicksal jüdischer Bürger Seit 1327 hatten Juden in Hamm bereits Herberge und Wohnrecht. Im Ersten Weltkrieg starben 10 Juden an der Front. 1933 hatte die jüdische Gemeinde 433 Mitglieder. 1943 war die Gemeinde ausgelöscht. Viele waren ausgewandert, u.a. nach Südamerika, Südafrika, Shanghai und Palästina, in das Gebiet des heutigen Israel. 75 Juden aus Hamm wurden über die Sammelstelle Dortmund-Steinwache in die Konzentrationslager nach Ravensbrück, Theresienstadt, Auschwitz und Zamosz bei Lublin verbracht. Von ihnen wurden die meisten dort ermordet. Als am 6. April 1945 die Amerikaner Hamm besetzten, hatten 1.029 Menschen den Tod im Bombenhagel gefunden: 50 Soldaten, 746 Zivilisten, 233 Zivilinternierte und Kriegsgefangene. Insgesamt sind 1.277 Menschen während des Zweiten Weltkrieges in Hamm umgekommen. Der frühere Abgeordnete des Preußischen Landtags und erster Regierungspräsident nach dem Zweiten Weltkrieg in Arnsberg, Fritz Fries, sagte im Juni 1945: „Ein noch schlimmeres Erbe ist uns hinterlassen worden als 1918: Hass und Überheblichkeit wurden gesät, Blut und Tränen wurden geerntet.“ Kriegsgräberstätten auf dem Südenfriedhof Hier ruhen 160 Tote aus dem Ersten und 1.115 Tote aus dem Zweiten Weltkrieg, im Einzelnen: 759 Deutsche, 452 Sowjetbürger, 19 Franzosen, 16 Polen, 10 Niederländer, 9 Italiener, 4 Belgier, 2 Jugoslawen, 1 Grieche, 1 Litauer, 1 Österreicher und ein Unbekannter. Bereits 1940 wurden auf dem Südenfriedhof Kriegsgräberstätten für deutsche und ausländische Tote angelegt. 1947 erfolgte die gärtnerische Ausgestaltung. Zu Ehren der in Hamm umgekommenen 458 sowjetischen Soldaten und Zivilpersonen wurde im Jahre 1950 ein Obelisk errichtet. 1997 gelangte die Kriegsgräberstätte in besonderer Weise in die Medien. Im Ort Bokel, Kreis Rendsburg/ Schleswig-Holstein, wurde am 8. Februar eine ME 110 geborgen, die sich nach dem Absturz metertief in die Erde gegraben hatte. Man fand Gebeine von den drei Besatzungsmitgliedern. Recherchen des Norddeutschen Rundfunks, der Deutschen Dienststelle in Berlin und des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge brachten eine traurige Wahrheit zu Tage. In der Nacht des 20. August 1944 war die Maschine bei einem Übungsflug durch die eigene Luftabwehr abgeschossen worden. An Bord waren Feldwebel Heinrich Langohr, Feldwebel Eugen Peters und Unteroffizier Otto Aschermann. Das Schicksal nahm seinen Lauf. Mit allen militärischen Ehren wurden in den Heimatorten der Gefallenen Scheinbeerdigungen durchgeführt. So bekam der Feldwebel Peters sein Grab in Oberschlesien, der Unteroffizier Aschermann im Sudetengau und der Feldwebel Langohr in seiner Heimatstadt Hamm. Den Angehörigen war zuvor verwehrt worden, in die Särge zu schauen. Diese waren nämlich mit Sand gefüllt. Vor leeren Gräbern haben die Angehörigen jahrelang getrauert. Die „Gräber“ im Osten waren schon lange nicht mehr da, indessen besuchte hier auf dem Südenfriedhof der Sohn des Gefallenen Feldwebels Langohr über 50 Jahre lang eine leere Grabstätte. Am 21. Mai 1997 endete das Schicksal der drei gefallenen Flieger. Ihre Gebeine bekamen ihre nun letzte Ruhestätte in einem gemeinsamen Grabe. Kriegsgräberstätten auf dem Dasbecker Friedhof in Hamm- Heessen Wie in allen Städten des Reviers wurden auch in Hamm für mehrere tausend Ost- und Zwangsarbeiter spezielle Lager eingerichtet. Der Hammer Schriftsteller Heinz Weischer kommt bei seinen Recherchen auf eine Gesamtzahl von 4.322 ausländischen Arbeitskräften; im Einzelnen: 1.881 Kriegsgefangene in Heessen, 560 ukrainische Zivilarbeiter, 511 russische Zivilarbeiter, 671 polnische Zivilarbeiter, 588 italienische Militärinternierte und 22 Ausländer anderer Nationen. Am 27. März 1945 wird das sogenannte Lager II an der Sandstraße durch einen Luftangriff zerstört. Die genaue Zahl der umgekommenen Russen konnte nicht mehr ermittelt werden. Viele Kriegsgefangene nutzen die Gelegenheit zur Flucht. Im April 1946 werden 13 Leichen gefunden und in einem gemeinsamen Grabe auf dem Dasbecker Friedhof in Hamm-Heessen bestattet. Noch in den 50er Jahren finden spielende Kinder immer wieder Skelettreste im einstigen Lagerbereich. Weitere Grabstätten und Ehrenmale auf dem Dasbecker Friedhof: - Ehrenmal für die 113 sowjetischen Opfer der Schlagwetterexplosion vom 3. April 1944 in der Zeche Sachsen; auf Betreiben der sowjetischen Militärbehörde errichtet. - Holzkreuz als Erinnerung an die Opfer der Vertreibung aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. - Grabstätte für 159 sowjetische Kriegsgefangene und Zivilarbeiter, von denen 69 namentlich bekannt sind. - Erinnerungswand für alle verunglückten Bergleute der Zeche Sachsen. - Gemeinschaftsgrab für unbekannte Ausländer. - Gemeinschaftsgrab mit Grabstein für 14 unbekannte sowjetische Kriegstote. - Gemeinschaftsgräber für 139 bekannte und unbekannte sowjetische Zwangsarbeiter. - Gedenkstätte für die Toten des Luftangriffes vom 16. Februar 1945. „Nein. Vergessen darf man nicht! Aber man soll verlernen aufzurechnen, überlieferte Vorurteile aufzufrischen und an alten und neuen Feindbildern zu basteln!“ Lew Kopelew, ukrainischer Schriftsteller