Deutschland

Holzminden, Ev.- luth. Friedhof Allersheimer Str.

Auf diesem Friedhof sind auf 6 Gräberfeldern insgesamt mehrere hundert Opfer beider Weltkriege bestattet. Die aus Süd- und Westeuropa stammenden Toten wurden nach den Kriegen in ihre Heimatländer überführt oder auf Sammelfriedhöfe umgebettet. Bei der Anlage der Kriegsgräber in Holzminden fanden ebenfalls Umbettungen statt. Daher lässt sich die genaue Zahl der hier noch ruhenden Kriegstoten nicht mehr eindeutig ermitteln. Die Geschichts- & Erinnerungstafel links neben der Kapelle zeigt auf einem Plan die Lage der einzelnen Gräberstätten. Im Einzelnen: - Opfer der Luftangriffe im Frühjahr 1945Etwa 167 Menschen kamen bei zwei Luftangriffen auf Holzminden in den letzten Tagen vor dem Einmarsch amerikanischer Truppen ums Leben. Einige wurden in ihre Heimatorte überführt, ein Teil auf dem Friedhof in bestehenden Familiengrabstätten beerdigt. Für einen weiteren Teil wurde eine Grabfläche mit mehreren Sammelgräbern angelegt und später durch drei Gedenksteine gekennzeichnet. - In beiden Weltkriegen verstorbene deutsche SoldatenWährend des Ersten Weltkrieges wurden hier deutsche Soldaten beigesetzt, die in den hiesigen Lazaretten gestorben oder deren sterbliche Überreste vom Kriegsschauplatz in die Heimat überführt worden waren. Nach 1918 fanden auch Männer, die an Kriegsfolgen starben, hier ihre letzte Ruhe. Im und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Fläche wesentlich erweitert und in gleicher Weise genutzt. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges fielen noch einige Soldaten bei den Kämpfen im Raum Holzminden, so der Gefreite Leopold Trimmel, der im Alter von 21 Jahren am 7. April 1945 durch einen Kopfschuss starb. - Internierte Ausländer Erster WeltkriegIn diesem Bereich, der keine Einzelgräber mehr erkennen lässt, wurden während des Ersten Weltkrieges mehrere hundert in Holzminden gestorbene Zivilgefangene aus dem großen Internierungslager am Solling bestattet bzw. später hierher umgebettet. Nur ein Teil der Verstorbenen ruht auch heute noch hier. Die aus Westeuropa stammenden Toten, vor allem Franzosen und Belgier, wurden nach Kriegsende exhumiert und in ihre Heimatländer überführt. An sie erinnert noch das Denkmal am westlichen Rand der Fläche, das laut seiner französischen Inschrift von den Holzmindener Gefangenen ihren verstorbenen Kameraden gewidmet wurde. Deshalb ruhen auf diesem Gräberfeld heute nur noch die russischen Kriegstoten. - Ungarisches Gräberfeld18 Gräber verzeichnet die offizielle Liste heute an dieser Stelle: sieben Soldaten und elf Zivilpersonen. Auch der den „fern der ungarischen Heimat“ Verstorbenen gewidmete Stein nennt 18 Namen. Laut Lagerbuch des Friedhofes ist hier allerdings auch ein Rumäne beerdigt. - Unter nationalsozialistischer Herrschaft verstorbene Zwangsarbeiter /- innenVon 125 Toten sprechen die Inschriften der beiden recht unscheinbaren Denkmäler am Rande des jüdischen Friedhofes: „Polen“ und „Russen“. Neben Kriegsgefangenen waren es vor allem zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppte Frauen sowie deren überwiegend in Holzminden geborene Kinder, die man hier bestattete – abseits der christlichen Gräber, entsprechend der damaligen Rassenideologie, bei den Angehörigen der jüdischen Religionsgemeinschaft. - Jüdischer FriedhofAus der Zeit des Ersten Weltkrieges bestehen hier 17 Gräber jüdischer Internierter, von deren Einzelschicksalen wir nichts wissen. Vermutlich gehörten sie zu den in Deutschland so genannten „Ostjuden“, die Anfang des 20. Jahrhunderts vor den russisch-polnischen Judenverfolgungen nach Westen geflohen waren oder zu Beginn des Ersten Weltkrieges Galizien verlassen hatten, als dort russische Truppen einmarschierten. Fotos: Volker Fleig 2014