Deutschland

Oldenburg - Ohmstede, Ev.- luth. Friedhof

Schon von weitem sichtbar ist das russisch-orthodoxe Holzkreuz auf dem Friedhof Oldenburg-Ohmstede. Zwei Gedenkplatten in deutscher und kyrillischer Schrift erinnern an die 324 nach Oldenburg verschleppten osteuropäischen Zwangsarbeiter aus dem "Durchgangslager Rennplatzstr." die hier in einem Massengrab beerdigt wurden. Auffällig ist der hohe Anteil von Kindern unter den Toten. Eine Auszählung der in den Unterlagen der Bezirksregierung vorhandenen Namensliste (erstellt von der Kirchenverwaltung Ohmstede im März 1964) ergab, dass 120 Kinder verzeichnet sind sowie 38 Namen, hinter denen „Totgeburt“ steht. Die Todesdaten reichen vom 30. August 1943 bis August 1945. Das heißt, dass noch Monate nach Kriegsende Menschen an den Folgen ihrer Behandlung in Deutschland starben. Als Nationalität ist bei den meisten Toten „Russe“ eingetragen, dazu kommen viele Namen ohne eine solche Angabe. Zudem gibt es fünf Eintragungen „Pole“, zweimal „Belgier“, einmal „Holländer“ (dieser wurde allerdings umgebettet). Alle Personen sind als „Fremdarbeiter“ gekennzeichnet, mit Ausnahme eines sowjetischen Offiziers und einer Frau, die unter dem Namen „Kuhn“ von einem Oldenburger Tischlermeister beerdigt wurde. Die hohe Kindersterblichkeit und die hohe Todesrate von Januar bis April 1945 weisen auf die Umstände hin, die im Lager Rennplatzstraße geherrscht haben müssen. Der Verdacht liegt nahe, dass Neugeborene, die im Lager bleiben mussten, analog zu den „Ausländerkinderpflegestätten“, durch Vernachlässigung oder direktes Handeln getötet wurden." Weitere 58 Kriegstote sind in Einzelgräbern bestattet. Davon sind 46 baltischer (je 23 Esten und Letten) Herkunft und zumeist nach Kriegsende als DPs gestorben. Dazu kommen 11 Tote des Ersten Weltkriegs, vorwiegend aus den Stadtteilen Ohmstede, Nadorst, Donnerschwee und Etzhorn. Weiter wurde ein 1 unbekannter deutscher Soldat auf dem Friedhof beerdigt. Insgesamt ruhen auf dem Friedhof Ohmstede - nach uns vorliegenden Informationen - 381 Kriegsopfer. Recherche, Text & Fotos: Marco Wingert 2012