Deutschland

Olsberg-Brunskappel-Katholischer Friedhof

Kriegsgräberstätte in Olsberg-Brunskappel Die Ereignisse der letzten Kriegstage Am späten Nachmittag des 5. April 1945 erreichten amerikanische Soldaten Brunskappel. Die im Ort verbliebenen Wehrmachtssoldaten leisteten zähen Widerstand, so dass die über Wiemeringhausen anrückenden US-Soldaten Brunskappel erst am späten Abend, kurz vor 23 Uhr, einnehmen konnten. Zwischenzeitlich sollen sogar Flugzeuge zur Bombardierung des Dorfs angefordert worden sein, doch Regen und Dunkelheit verhinderten den Einsatz der Bomber. Viele Bewohner Brunskappels flüchteten während des Angriffs in den Wald und in alte Stollen. Das zeitnächste historische Dokument über diesen Tag stammt vom Brunskappeler Pfarrer Franz Sparenberg (1882-1957). Er hat am 14. August 1945 die Ereignisse handschriftlich in einem Bericht an das Erzbischöfliche Generalvikariat in Paderborn festgehalten. Seine Darstellung ist die Grundlage für später verfasste Texte. So berichtet er unter anderem davon, dass die weiße Fahne wegen der Anwesenheit der Wehrmachtssoldaten nicht gehisst werden konnte, und davon, dass bei dem Kampf um das Dorf sieben Wohnhäuser abgebrannt sind und kein Haus unbeschädigt blieb. Laut seinem Bericht soll ein deutscher Soldat auf den Pfarrer geschossen haben, als dieser versuchte, die weiße Fahne zum Zeichen der Kapitulation zu hissen. Gefallene Soldaten und zivile Opfer Bei den Kämpfen in und um Brunskappel starben neun Soldaten, drei Arbeitsmänner und zwei Zivilisten. Zehn Gefallene wurden am 9. April 1945 auf dem Brunskappeler Kirchhof beerdigt, zwei weitere, erst später in der Feldflur gefundene, am 17. April. In den folgenden Tagen und Wochen wurden zwei der Gefallenen, Josef Lippes und Willi Hölters, in ihre Heimatorte Fredeburg und Mönchengladbach umgebettet. So blieben auf dem Brunskappeler Kirchhof zehn Kriegsgräber: Günther Josef Plitt - 17 Jahre - Arbeitsmann Robert Herbert Zastrau - 24 Jahre - Unteroffizier Friedrich Senne - 35 Jahre - Obergefreiter Bernhard Hartmann - 34 Jahre - Feldwebel Adolf Herbert - 37 Jahre - Obergefreiter Walter Helmut Dürrschmidt - 26 Jahre - Stabsgefreiter Albert Simon - 33 Jahre - Soldat Unbekannter Soldat - keine Erkennungsmarke Wilhelm Linden - 18 Jahre - Arbeitsmann Hermann Friedrich Doerge 40 Jahre Arbeitsführer Einer der beiden verstorbenen Zivilisten, August Senge, verließ während des Angriffs der amerikanischen Soldaten den Keller seines Hauses, um im Haus nach dem Rechten zu sehen. Währenddessen traf eine Granate das Haus. August Senge wurde durch Granatsplitter verletzt. Als endlich ärztliche Hilfe geholt werden konnte, war er bereits seinen Verletzungen erlegen. Der zweite Zivilist, der Landwirt Josef Grotenhöfer, hat sieben Wochen nach dem Angriff mit seinem Sohn Helmut am Kahlenberg Holz geschleppt. Der Sohn trat dabei auf eine Mine und trug Verletzungen am Rücken davon. Josef Grotenhöfer wurde an der Halsschlagader tödlich verletzt. August Senge und Josef Grotenhöfer wurden in Brunskappel in Reihengräbern bestattet. Bemerkenswert ist auch das Schicksal des Gefallenen Günther Josef Plitt. Seine Mutter, die aus Brunskappel stammte, war gegen Ende des Kriegs von Dortmund nach Hause gekommen, um hier Schutz und Sicherheit zu finden. Günther Josef Plitt hatte davon erfahren und hatte sich nach Brunskappel durchgeschlagen, um hier seine Mutter zu treffen. Beim Einmarsch der Amerikaner gehörte sie zu den Dorfbewohnern, die in einem der alten Stollen Schutz suchten. Auf dem Weg dorthin traf Günther Josef Plitt die tödliche Kugel. Am nächsten Tag wurde sein Leichnam am Bahndamm gefunden. Als man den Toten auf einer zugedeckten Trage ins Dorf brachte, stand die Mutter vor ihrem Elternhaus (Schusters) und sagte auf Platt (hier übersetzt): "Wen habt Ihr denn da? Es wird doch wohl nicht unser Günther sein?" Als die Decke zurückgeschlagen wurde, erkannte die Mutter ihren toten Sohn. Ihr Schmerzensschrei ist den Nachbarn lange Jahre in Erinnerung geblieben.” Die Tatsache, dass unter den Gefallenen nicht nur Soldaten, sondern auch drei Arbeitsmänner sind, macht deutlich, dass in diesen letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs alle verfügbaren Männer, auch wenn sie nicht an der Waffe ausgebildet waren, für das sinnlose Unterfangen eingesetzt wurden, einen Krieg zu gewinnen, der nicht mehr zu gewinnen war. So berichtet ein Zeitzeuge, der am 5. April 1945 als Arbeitsmann in Brunskappel zur Waffe greifen musste, den Soldaten sei gesagt worden, der Führer werde in Kürze eine Geheimwaffe einsetzen und damit die entscheidende Wende im Kriegsgeschehen herbeiführen. Recherche und Restaurierung In den 1960er-Jahren wurde eines der Gräber auf dem Kriegsgräberfeld, das Grab des unbekannten Soldaten, aufgegeben. An seiner Stelle fand das Oberammergauer Kreuz mit Corpus Platz, das bis dahin mittig hinter den Kriegsgräbern stand. Dies geschah wahrscheinlich, als die Holzkreuze, die seit dem Kriegsende auf den Gräbern standen, gegen Steinkreuze ausgetauscht wurden. Warum genau das Grab aufgegeben wurde, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit nachvollziehen. Bei seinen Recherchen zu den Ereignissen der letzten Kriegstage in Brunskappel stieß Ortsheimatpfleger Günter Körner im Mai 2008 auf ein Foto aus dem Buch „Der Große Kessel“ von Willi Mues (erschienen 1984), in dem der Autor die Ereignisse im sogenannten „Ruhrkessel“ dokumentiert. Dieses Foto aus dem Jahr 1946 zeigt zehn Kriegsgräber, wobei auf einem der abgebildeten Kreuze die Inschrift nicht erkennbar ist. Der Versuch, die Inschrift mit Hilfe der technischen Mittel des Landeskriminalamts in Düsseldorf lesbar zu machen, blieb ohne Erfolg. Da der damalige Brunskappeler Totengräber Wilhelm Wiegelmann im April 1945 für den zehnten Gefallenen den Vermerk „Unbekannt“ in sein Register eingetragen hatte und auch die zuständige Deutsche Dienststelle in Berlin nicht zur Klärung beitragen konnte, lässt sich die Identität des Toten heute nicht mehr ermitteln. Im Jahr 2012 wurde die Brunskappeler Kriegsgräberstätte restauriert. Der unbekannte Gefallene bekam seine letzte Ruhestätte zurück, versehen mit einem Grabstein mit der Aufschrift „Unbekannter Soldat“. Auf drei Grabsteinen wurden bislang zum Teil falsch angegebene Geburts- und Sterbedaten korrigiert. Das Oberammergauer Kreuz mit Corpus wurde aufgearbeitet. Es steht jetzt wieder an seinem ursprünglichen Platz, mittig hinter den nunmehr wieder zehn Kriegsgräbern. Die Förderer Die Restaurierung der Kriegsgräberstätte wurde von folgenden Förderern finanziell unterstützt: Sparkasse Hochsauerland Volksbank Bigge-Lenne CDU Ortsverband Brunskappel Pfarrei St. Servatius Brunskappel (als Träger des Friedhofs) Dorfgemeinschaft Brunskappel e. V. Arbeitskreis Heimatpflege Brunskappel Bild und Texte : Mario Polzer