Deutschland

Salzgitter - Lebenstedt, Ehrenfriedhof Jammertal

Friedhof Jammertal Der Ort Mit der Gründung der Reichswerke „Hermann-Göring“ kamen ab 1937 immer mehr Menschen in das Aufbaugebiet. Nach Kriegsbeginn waren dies vor allem Zehntausende Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge. Die schwere Arbeit und die oft unzureichenden Lebensbedingungen führten zu einer stetig steigenden Sterberate. In den ersten Jahren wurden alle Toten auf den Dorf- und Kirchenfriedhöfen oder auf dem Friedhof Westerholz beigesetzt. Die Errichtung eines zentralen „Ausländerfriedhofes“ begann im Frühsommer 1943. Die Reichswerke „Hermann-Göring“ stellten hierfür das Gelände mit dem alten Flurnamen Jammertal zur Verfügung. Die Fläche war ein kleiner Hügel in der sonst flachen Landschaft, da dort die bei den Aufbauarbeiten angefallene unbrauchbare Erde abgeladen worden war. Die Friedhofsfläche ist in ein Koordinatensystem eingeteilt – in Felder, Grabreihen und Grabnummern. Beisetzungen fanden meistens in Einzelgräbern statt. Die Grablage verzeichnete man auf Karteikarten, so dass heute noch die Gräber lokalisiert werden können. Insgesamt wurden über 4000 Opfer aus mehr als 15 Nationen beigesetzt. Noch bis 1951 mussten alle „Ausländer“ auf dem Friedhof Jammertal beerdigt werden. Umbettungen Gut drei Jahre nach Kriegsende begann die belgische Regierung mit der Überführung belgischer Kriegsopfer in ihre Heimatorte. Im Jahr 1951 folgte die französische Regierung und begann Tote mit französischer Staatsangehörigkeit zu exhumieren und nach deren Identifizierung nach Frankreich bringen zu lassen. Die verstorbenen Zwangsdeportierten der Niederlande wurden ab 1953 auf einem Ehrenfeld auf dem Friedhof Seelhorst in Hannover erneut beigesetzt. Auf dem Hamburger Friedhof Öjendorf wurde eine italienische Ehrenanlage errichtet, hier liegen 141 Italiener aus dem Salzgittergebiet, darunter fälschlicherweise sieben Spanier. Nicht alle Leichen wurden nach der Exhumierung umgebettet. Unbekannte Tote wurden zurück zum Friedhof Jammertal gebracht. Zeitgleich mit den überregionalen Umbettungen, wurden alle nicht-deutschen Kriegstoten von anderen Friedhöfen im Salzgittergebiet auf den zentralen Ehrenfriedhof Jammertal umgebettet. Die Gestaltung Im Laufe des Jahres 1946 begann eine gezielte Gestaltung des Friedhofes. Wege wurden angelegt und im September errichteten die Alliierten ein Mahnmal im Zentrum des Gräberfeldes. Etwa zur selben Zeit wurde am Rand des Friedhofes ein Obelisk für die sowjetischen Opfer aufgestellt. 1948 folgten ein Denkmal für die jüdischen Opfer und ein Denkmal für polnische Opfer. Ein Jahr später weihte der ehemalige KZ-Häftling Abt Carlotti ein Kreuz zur Erinnerung an die französischen KZ-Häftlinge, die in Salzgitter gestorben waren. Nur an wenigen Gräbern gab es individuelle Grabsteine. Die heutige Gestaltung des Friedhofes geht auf die 70er Jahre zurück. Damals wurden fünf Gedenksteine am Eingang aufgestellt und der Zugang zum Friedhof auf diese ausgerichtet. Aus pflegetechnischen Gründen entfernte man alle individuellen Grabzeichen und ließ dafür Metalltafeln mit persönlichen Daten, anhand der Grabkoordinaten in den Boden ein. Allerdings nur an 1250 Gräbern, so dass heute viele Gräber nicht gekennzeichnet sind. Im November 2011 wurden am Friedhofseingang acht Lesepulte aufgestellt. Neben Informationen zur Geschichte des Ortes finden sich dort fünf Metallbücher, in denen erstmals alle bis heute bekannten Opfernamen aufgeführt sind. Anhand des Koordinatensystems und eines Friedhofsplanes können Besucher die Gräber finden. Literaturhinweise Gedenk- und Dokumentationsstätte KZ Drütte (Hg.): "Ausländerfriedhof” Jammertal in Salzgitter-Lebenstedt. Informationen und Anregungen für einen Besuch am historischen Ort. Salzgitter, 2013 Zacharias, Elke: Ein Ort mit Geschichte. “Ausländerfriedhof” Jammertal in Salzgitter-Lebenstedt. Braunschweig, 2006. Kontakt Arbeitskreis Stadtgeschichte e.V./ Gedenk- und Dokumentationsstätte KZ Drütte Wehrstraße 29 38226 Salzgitter Telefon: 05341-44581 Mail: info@gedenkstaette-salzgitter.de www.gedenkstaette-salzgitter.de Fotos: Volker Fleig 2014