Frankreich

Thiescourt

Wegbeschreibung

Rue de l'Eglise

Diese Grabanlage gehört seit September 2023 zu den UNESCO-Weltkulturerbestätten.

Belegung

Der Soldatenfriedhof Thiescourt (Département Oise) wurde im Januar 1920 als deutsch-französische Kriegsgräberstätte von den französischen Militärbehörden angelegt. 1.095 Deutsche und 1.739 Franzosen sind dort auf zwei Gräberfeldern bestattet. Die Wahl fiel auf das Grundstück, nachdem dort ein Gemeinschaftsgrab mit 50 deutschen und französischen Soldaten gefunden worden war, das deutsche Truppen angelegt hatten.

Aus provisorischen Grabstätten in 16 umliegenden Gemeindebezirken betteten die französischen Behörden weitere Tote zu. Wenige waren bei den Kämpfen Mitte September 1914 zwischen Roye und Noyon gestorben. Weitere waren während der Kämpfe im Frühjahr 1915 und während des Stellungskrieges 1915 bis Anfang 1918 zu Tode gekommen. Der weitaus größte Teil ließ sein Leben 1918. Vor allem die Schlacht bei Noyon im Juni und die Abwehrkämpfe an der Matz im August forderten viele Opfer.

Von den 1.095 deutschen Gefallenen ruhen 707 in Einzelgräbern – vier von ihnen ohne Namen. Von den 388 Toten in den beiden Gemeinschaftsgräbern sind 90 namentlich bekannt. Die sechs Gräber jüdischer Soldaten erhielten aus religiösen Gründen statt eines Kreuzes eine Grabstele aus Naturstein.

Die Heimatgarnisonen der Toten von 1914/1915 lagen zumeist in Schleswig-Holstein, in Bremen, Hamburg und Lübeck, in Bayern, Ostpreußen, Brandenburg und Berlin. Die Toten von 1918 entstammten Garnisonen in Schlesien, Pommern, Mecklenburg, Brandenburg, Sachsen Thüringen, Württemberg und Bayern.

Historie

Erste Arbeiten zur Pflege des Friedhofes übernahm der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. 1928 aufgrund einer Vereinbarung mit den französischen Militärbehörden von 1926. Er pflanzte Bäume und Hecken und begrünte die Gräberflächen. Ein neuer Eingang mit schmiedeeisernem Tor entstand. Das Gemeinschaftsgrab erhielt eine Naturstein-Einfassung und einen Gedenkstein in der Mitte. Das Problem einer dauerhaften Kennzeichnung der Gräber blieb allerdings ungelöst – erst mangels Devisen, später wegen des Zweiten Weltkrieges.

Nach Abschluss des deutsch-französischen Kriegsgräberabkommens vom 19. Juli 1966 begann der Volksbund – finanziell unterstützt von der Bundesregierung – mit der endgültigen Gestaltung der deutschen Soldatenfriedhöfe in Frankreich. Das Areal wurde von Grund auf landschaftsgärtnerisch saniert. Ab 1976 tauschte der Volksbund die provisorischen Holzgrabzeichen gegen Kreuze aus Naturstein mit Namen und Daten aus. Als Zeichen der Versöhnung verschwand die Hecke zwischen dem deutschen und dem französischen Gräberfeld.

Der Friedhof wird ständig vom Pflegedienst des Volksbundes in Frankreich betreut.

Besonderheit

Im September 2016 nahm die Regionaldirektion für kulturelle Angelegenheiten in Nord-Pas-de-Calais Picardie – Amt für Kulturgüter und Architektur, Regionale Schutzstelle für Natur und historische Denkmäler – die französische Nekropole und die deutsche Kriegsgräberstätte in Thiescourt in die Liste der Historischen Denkmäler auf.

Im September 2023 hat die UNESCO 139 Friedhöfe des Ersten Weltkrieges zu Weltkulturerbestätten erklärt. 24 deutsche Grabanlagen sind in Obhut des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. - Thiescourt ist eine davon.