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Der Einzelne erleidet die Tragödie

Der Volksbund stellt das Einzelschicksal in den Mittelpunkt seines neuen Ausstellungskonzeptes. Gleichzeitig lädt er Angehörige von Kriegstoten nach Kiew ein.

Karl Sieben wurde 21 Jahre alt. Nur zwei Wochen nach seinem 21. Geburtstag wurde er Opfer eines sowjetischen Scharfschützen. Karl Sieben starb in der Nähe von Kobytscha in der heutigen Ukraine. 70 Jahre später reist seine Nichte, Elke Sieben an diesen Ort. Gemeinsam mit weiteren Angehörigen von Kriegstoten wird sie am 2. Juni 2018 an der Eröffnung der neuen Ausstellung auf der deutschen Kriegsgräberstätte in Kiew teilnehmen. Die Geschichte ihres Onkels Karl spielt dabei eine wichtige Rolle in diesem Ausstellungskonzept.

"Wir gehen von den Einzelbiografien hin zur Geschichte des Krieges - nicht umgekehrt. Die Idee dahinter ist, die Tragödie des Krieges durch die persönlichen Schicksale den Betrachtern konkret vor Augen zu führen und so greifbarer zu machen. Die Menschen in der jeweiligen Kriegssituation stehen im Mittelpunkt der Ausstellung", erklärt Hauke Homeier, Projektleiter des großen Ausstellungsprojektes "19für19". Neben Kiew werden in ganz Europa an 18 weiteren Orten Kriegsgräberstätten zu Lernorten weiterentwickelt. Dahinter steht auch die politisch-historische Bildungsarbeit des Volksbundes. Kriegsgräberstätten werden immer stärker von Orten der individuellen Trauer zu geschichtlichen Lernorten.

Den meisten Menschen fällt der emotionale Zugang über die Identifikation mit einer anderen Person leichter als abstrakte politische oder historische Zusammenhänge der Kriegsgeschichte nachzuvollziehen. Die neuen Ausstellungen mit Briefen, Dokumenten und Fotos gewähren teilweise tiefe Einblicke in das (Gefühls)leben der Menschen, die jetzt auf der Kriegsgräberstätte bestattet sind. Einige Elemente der Ausstellung finden sich auf der Kriegsgräberstätte, andere in den zugehörigen Friedhofsgebäuden.

Ein weiterer Grund für dieses Ausstellungskonzept liegt darin, dass der Volksbund einen Arbeitsschwerpunkt in seiner Arbeit für Menschen, meist für die Angehörigen sieht. Sie werden bei ihre Suche unterstützt, informiert und teilweise auch begleitet. "Das ist ein Herzstück unserer Arbeit im Volksbund" betont Hauke Homeier.

In Kiew werden drei Kriegsbiographien vorgestellt. An dem Schicksal von Hermann Brod wird exemplarisch gezeigt, wie die Suche nach einem Kriegstoten und die anschließende Umbettung abläuft. Die vielen Briefe von Klemens Lederle an seine Familie verdeutlichen die seelischen Leiden der häufig sehr jungen Männer.

Die Ausstellung thematisiert nationalsozialistische Verbrechen wie das Massaker von Babij Jar (auch: Babyn Jar): Einsatzgruppen des Sicherheitsdienstes und der Polizei ermordeten am 29. September 1941 etwa 34000 ukrainische Juden, Männer, Frauen und Kinder in der Schlucht von Babyn Jar. Daran waren auch Einheiten der Waffen-SS, der Wehrmacht sowie Freiwilligenverbände aus dem besetzten Gebiet beteiligt. Außerdem wird die unmenschliche Behandlung der sowjetischen Kriegsgefangenen thematisiert. Sie starben zu Hunderttausenden an ihren Verwundungen, insbesondere aber an den Folgen der grausamen Haftbedingungen.

Auf der 1996 durch den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl eingeweihten Kriegsgräberstätte in Kiew ruhen heute etwa 26.000 deutsche Soldaten. Für die Zukunft sind dort weitere Zubettungen durch den Volksbund geplant.

 

Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.
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