Volksbund Logo Desktop Volksbund Logo Mobil
Gräbersuche Mitglied werden Jetzt spenden Spenden

Erinnern reicht nicht – Malyj Trostenez soll europäischer Gedenk- und Lernort werden

Kassel, Minsk. In Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender wird am 29. Juni in Belarus ein neuer europäischer Erinnerungsort der Öffentlichkeit übergeben. Der zweite Bauabschnitt der Gedenkstätte Trostenez im Wald von Blagowschtschina erinnert an die unzähligen Menschen, die dort von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Die Opfer waren weißrussische, deutsche, österreichische und tschechische Juden, Widerstandskämpfer und Partisanen, Zivilisten und sowjetische Kriegsgefangene. Malyj Trostenez war zwischen Frühjahr 1942 und Sommer 1944 die größte deutsche Vernichtungsstätte auf dem Gebiet der besetzten Sowjetunion. Insgesamt wurden dort zwischen 50.000 und 206.500 Menschen getötet, verscharrt, später wieder exhumiert und verbrannt.

Am 22. Juni 1941 hatte Hitler die Sowjetunion - bis dahin Bündnispartner - überfallen. Sein Ziel war, den "Lebensraum nach Osten" auszuweiten. Das bedeutete, das Land auszuplündern und die dort lebenden Menschen zu versklaven und zu vernichten. Belarus war besonders betroffen - 1944 hatte das Land ein Drittel seiner Bevölkerung verloren.

Wie kann man den Opfern eines solchen Verbrechens gedenken? 2013 rief das Internationale Bildungs-und Begegnungswerk (IBB) eine Initiative ins Leben. Im gleichen Jahr entschied der Volksbund, sich dort ebenfalls zu engagieren. Mit großer finanzieller Unterstützung von Kommunen und Kirchen, privaten Spendern, des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und des Auswärtigen Amtes wurde die Realisierung einer Gedenkstätte begonnen. 2014 wurde der Grundstein für das Gelände um die "Pforte der Erinnerung" gelegt, 2017 wurde mit der Realisierung des zweiten Gedenkstättenabschnittes, dem landschaftsarchitektonischen Kunstwerk "Der Weg des Todes" des Künstlers Leonid Lewin begonnen. Seitdem wird die Erinnerungslandschaft weiter ausgebaut.

Am 29. Juni wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der international besuchten Gedenkzeremonie eine Rede halten. Anschließend wird er eine Konferenz zum Thema "Gedenken für eine gemeinsame europäische Zukunft" in der Internationalen Bildungs- und Begegnungsstätte Johannes Rau in Minsk eröffnen. An beiden Terminen wird er vom Präsidenten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Wolfgang Schneiderhan begleitet.

Für den Volksbund ist das Erinnern an die Ermordeten ein besonderes Anliegen. Ihr Leid darf nicht vergessen werden. Der Präsident des Volksbundes, Wolfgang Schneiderhan erklärt den Auftrag des Volksbundes zum Gedenken, aber auch zur konkreten Friedensarbeit: "Mit dem Erinnern an die Schrecken ist zugleich eine Aufgabe verbunden. Wir stellen fest, dass nachhaltige Friedensgestaltung ein langer schwieriger politischer und gesellschaftlicher Prozess ist. Das ist nicht mit einem Vertrag erledigt. Trostenez mahnt uns, die Fehler der Vergangenheit nicht wieder zu begehen, sondern uns für unverbrüchliche und zeitlose Werte wie Frieden, Dialogfähigkeit und gegenseitige Solidarität zu engagieren."

Der Volksbund gedenkt der Toten, mahnt zum Frieden und fördert internationale Begegnungen von (jungen) Menschen auf den Kriegsgräberstätten. In der historisch-politischen Bildungsarbeit werden Werte wie Toleranz, Solidarität und Demokratiefähigkeit vermittelt und - die Erkenntnis, dass es ohne Erinnerung keine Zukunft und ohne Versöhnung keinen Frieden geben kann.

Aktueller Nachtrag: Bei Bauarbeiten nahe der Gedenkanlage Trostenez in Weißrussland hatten die Umbetter des Volksbundes um Wolfgang Brast auch 40 Gebeine von Kriegstoten geborgen. Es waren die sterblichen Überreste von jüdischen Bürgern aus Deutschland, Österreich und wohl auch Ungarn sowie Tschechien, die hier ums Leben kamen. Die genaueren Umstände oder die Namen der Toten konnten allerdings bisher nicht ermittelt werden. Sie wurden nun am 25. Juni mit Unterstützung durch die weißrussische Armee auf der Gedenkanlage Blagowschtschina würdevoll eingebettet (Foto unten), der Teil des neuen Gedenkkomplexes in Trostenez ist.

 

Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V
Bundesgeschäftsstelle
Diane Tempel-Bornett, Pressesprecherin
Tel.: 05 61 - 70 09 - 1 39
Fax: 05 61 - 70 09 - 2 85
Werner-Hilpert-Str. 2
34112 Kassel
E-Mail: presse(at)volksbund.de
Internet: www.volksbund.de