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Kriegsgräberstätte Maarjamäe: Wie geht es in Tallinn weiter?

25 Jahre nach der Eröffnung stehen in Estland Entscheidungen an

Auf einem Plateau – oberhalb der Meeresbucht und mit Blick auf die Altstadt von Tallinn – liegt die deutsche Kriegsgräberstätte Maarjamäe (früher Marienberg). Sie gehört zu einem Gedenkort, der sich stetig weiterentwickelt. Aus diesem Grund waren Mitarbeiter des Volksbundes und Partner aus Estland vor Ort.
 

1941 war die Anlage von der Wehrmacht als Zubettungsfriedhof angelegt und bis 1944 genutzt worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie eingeebnet. 1980 entstand auf dem Gelände anlässlich der olympischen Sommerspiele in Moskau eine sowjetische Gedenkstätte mit einem monumentalen Ehrenmal.
 

1990er Jahre erste Sondierungen 

Erst einige Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs – 1997 – konnte der Volksbund mit der Verwaltung der estnischen Hauptstadt eine Vereinbarung über die Gestaltung des Gräberfeldes schließen. Damals führte der Volksbund Sondierungsgrabungen durch. Die Ausgangslage war schwierig: Das Gelände ist groß und unübersichtlich und war mehrfach verändert worden. Die Toten hatte man zu verschiedenen Zeitabschnitten in versetzten Blöcken bestattet.
 

Einbettung 2018

Trotz dieser Schwierigkeiten konnte der Volksbund eine würdige Anlage errichten, die sich hervorragend in die Landschaft einfügt. Die Einweihung fand am 12. September 1998 statt. Am 8. Juni 2018 wurden im Rahmen einer Gedenkveranstaltung 84 Kriegstote beigesetzt, die nach Seegefechten an den Küsten Estlands während des Zweiten Weltkrieges angespült und provisorisch bestattet worden waren. Die meisten von ihnen waren Angehörige der deutschen Marine.
 

Suche mit Luftbild und Skizzen

Neue Informationen zum Gelände und zu möglichen Grablagen liefern ein Luftbild aus den USA und eine Skizze aus dem Stadtarchiv Tallinn. Der estnische Volksbund-Partner Arnold Unt analysierte beides und suchte intensiv nach weiteren Hinweisen. Neu ist die Erkenntnis, dass offenbar in einem separaten Teil der Anlage estnische Opfer eines sowjetischen Bombenangriffes auf die Altstadt Tallinns begraben sind.

Bei Erdarbeiten für eine Gedenkanlage der estnischen Opfer des Kommunismus wurden weitere Gräber gefunden. Das war einer der Gründe, warum das estnische Innenministerium jetzt darum bat, die Situation zu klären. Der zweite: Derzeit werden sämtliche Kriegsgräberstätten und Denkmäler in Estland kritisch diskutiert
 

Weitere Tote vermutet

Drei Tage lang waren Mitarbeiter des Volksbund-Umbettungsdienstes, estnische Archäologen, Vertreter des Innen- und des Kulturministeriums, der Deutschen Botschaft und der Firma „georadar NRW” in Tallinn und untersuchten das große parkähnliche Gelände, das unter einer Schneedecke lag. Dazu wurden auf einem „Kubota“ – einem geländegängigen Trägerfahrzeug – mehrere Georadar-Geräte zusammengeschaltet.
 

25 Jahre Kriegsgräberstätte

Das 25-jährige Bestehen der Kriegsgräberstätte wird der Volksbund im Sommer nächsten Jahres gemeinsam mit den estnischen Partnern im Rahmen einer Gedenkveranstaltung begehen. Dann werden die Ergebnisse der Sondierungen vorliegen und dann wird auch gemeinsam mit den estnischen Behörden entschieden sein, welche Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Memorialkomplexes realisiert werden. Denkbar ist, dass die Friedhofsfläche vergrößert wird, und auch, dass Tote umgebettet werden.