Gedenken auf dem jüdischen Friedhof in Berlin Weißensee (© Uwe Zucchi)
Gedenken auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee
Minister Pistorius spricht am Volkstrauertag am Ehrenmal der Bundeswehr
Verteidigungsminister Boris Pistorius besuchte am Volkstrauertag die Gedenkveranstaltungen für die gefallenen jüdischen Frontsoldaten des Ersten Weltkrieges auf der Kriegsgräberstätte in Weißensee und empfing am Ehrenmal der Bundeswehr Angehörige von verstorbenen Bundeswehrsoldaten.
Der Sonntagmorgen des Volkstrauertages begann früh um 8.30 Uhr auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee. Für den Volksbund ist diese Gedenkveranstaltung ein fester Programmpunkt, seinem Präsidenten, Wolfgang Schneiderhan, ein Herzensanliegen. In seiner Zeit als Generalinspekteur der Bundeswehr hat er das Gedenken an die jüdischen Frontsoldaten des Ersten Weltkrieges auf dem Friedhof Weißensee mitinitiiert. Der Volksbund unterstützte die Wiederherstellung des Ehrenfeldes für die jüdischen Soldaten.
Unter starken Sicherheitsvorkehrungen
Die starken Sicherheitsvorkehrungen machten klar, dass die Veranstaltung vor dem Hintergrund des wachsenden Antisemitismus beklemmende Aktualität gewonnen hat. Anwesend waren auch Generalinspekteur Carsten Breuer und die Präsidentin des Abgeordnetenhauses, Cornelia Seibeld. Joe Chialo, Senator für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt, vertrat den Regierenden Bürgermeister von Berlin.
Unter den Gästen befanden sich der Verteidigungsattaché der Botschaft Israels, Oberst Aviran Lerer, der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlin, Dr. Gideon Joffe, der Geschäftsführer der Israelitischen Synagogen Gemeinde Addas Jisroel, Dr. Ari Abraham Offenberg, Militärbundesrabbiner Zsolt Balla, und der Kommandeur des Landeskommando Berlin, Horst Busch.
Über 12.000 jüdische Soldaten gefallen
Die Gedenkrede hielt in diesem Jahr die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Dr. Eva Högl. Sie erinnerte an die gefallenen jüdischen Frontsoldaten, die im Ersten Weltkrieg für ihr Vaterland in den Krieg gezogen waren. Mehr als 100.000 Deutsche jüdischen Glaubens waren dem Ruf zu den Waffen gefolgt, 12.000 verloren ihr Leben. 395 von ihnen wurden in Weißensee bestattet, dem größten jüdischen Friedhof Europas und dem größten jüdischen Militärfriedhof außerhalb Israels.
Dr. Eva Högl beschrieb die historische Situation im Sommer 1914: „Zu Beginn der Ersten Weltkrieges gab es eine große Kriegsbegeisterung in der deutschen Gesellschaft. Auch viele Juden zogen voller Euphorie in den Krieg. Jüdische Gemeinden riefen ihre Mitglieder auf, sich für den Kriegsdienst zu melden. Auch Rabbiner dienten in der Armee als Militärseelsorger. Juden sahen darin eine historische Chance. Mit ihrem Kriegsdienst wollten sie ihre Zugehörigkeit zu Deutschland unter Beweis stellen. Sie verbanden damit die Hoffnung auf Anerkennung, Akzeptanz und Gleichberechtigung – nicht nur in der Armee, sondern in der gesamten Gesellschaft. Diese Hoffnung wurde enttäuscht – bitterlich und grausam.
Es begann mit Diskreditierung
Was noch während des Krieges mit der sogenannten Judenzählung begann, setzte sich nach Kriegsende mit der Dolchstoßlegende fort: Juden wurden erst als „Drückeberger“ diskreditiert und dann als Schuldige für die Niederlage diffamiert. Das war eine Demütigung und ein Schock für alle Juden, die ihren Kriegsdienst geleistet und an der Front gekämpft hatten. Es war der Beginn jener Ausgrenzung, Diskriminierung, Erniedrigung und Verfolgung, die zur Shoah und der Ermordung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden führte .“
Das Muster ist bekannt und wiederholt sich auch heute noch: Auf Verleumdung und Hetze folgen Hass und Gewalt. Vor dem Hintergrund des islamistischen Massakers der Hammas-Terroristen an israelischen Zivilisten am 7. Oktober letzten Jahres und der andauernden antisemitischen Ausschreitungen betonte Eva Högl die Verantwortung, die daraus für Deutschland erwachse: „Der Schutz und die Sicherheit jüdischen Lebens in Deutschland ist deutsche Staatsräson.“
Gedenken an Tote der Bundeswehr
Im strömenden Regen empfing Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius anschließend rund 200 Gäste am Ehrenmal der Bundeswehr in Berlin. Gewandt an die Angehörigen von Soldaten, die im Einsatz, bei Unfällen oder durch andere Umstände gestorben waren, sagte er: „Wir erneuern unser Versprechen: Niemals werden die unzähligen Toten, Verwundeten und Traumatisierten dem Vergessen überlassen!“ Alle, die an diesem Tag auf den Hof des Bundesverteidigungsministeriums gekommen seien, bildeten „das Gerüst, das uns alle zusammenhält“. Mehr als 3.400 Namen von toten Bundeswehrsoldaten seien im „Buch der Erinnerung“ im Ehrenmal verzeichnet, „der Einsatz der Bundeswehr hat einen hohen Preis gefordert.“
Im Anschluss wurden die Namen von sieben Soldaten verlesen, die in diesem Jahr starben. Als Ehrengast legte Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan einen Kranz in der Halle des Ehrenmals nieder.
Der Volksbund ist …
… ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Fast 12.000 waren es im vergangenen Jahr. Der Volksbund pflegt ihre Gräber in 45 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 38.000 junge Menschen. Der Volksbund ist dringend auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen.
Lassen Sie für jemanden, der verstorben ist, einen Stern aufgehen und komplettieren Sie mit Ihrer Spende das Sternbild der fünf Kreuze, die für die Volksbund-Arbeit stehen: Lichter der Ewigkeit.