Erstes gemeinsames Treffen der Regionalkoordinatorinnen und -koordinatoren in der Geschäftsstelle des Landesverbandes Hessen in Frankfurt (© Anne Schieferdecker)
Regionalkoordinatoren: „Mit Leidenschaft für den Volksbund“
Junge Ehrenamtliche als Ansprechpartner in Heimat- und Studienorten
Seit Jahresbeginn organisieren sechs Regionalkoordinatorinnen und -koordinatoren Treffen und Aktivitäten für Jugendliche und junge Erwachsene – ein Pilotprojekt, gefördert aus dem EU-Programm „Erasmus +”. Sie wollen Menschen für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. begeistern und sind Ansprechpartner in den Regionen Passau-München, Thüringen, im Rhein-Main-Gebiet, im Rheinland und in Süd-Baden.
Sie wollen etwas bewegen – darin sind sich Clara Schillers, Rosalie Beringer, Pelle Rössling, Lenya Misselwitz, Halil Gezer und Isabel Flieter einig. Die sechs Studentinnen und Studenten hatten sich im vergangenen Herbst beim Volksbund beworben – für ein Ehrenamt, das ganz neu etabliert wurde. Nun trafen sie sich erstmals in Frankfurt, um sich gegenseitig kennenzulernen und gemeinsame Ziele festzulegen.
Etwas zurückgeben, etwas aufbauen
Warum übernehmen junge Menschen eine solche Aufgabe? Für Lenya waren ihre Erfahrungen in den internationalen Workcamps ausschlaggebend. „Daraus ist der Wunsch entstanden, mehr für den Volksbund zu tun und etwas an den Verein zurückzugeben“, sagt die 20-Jährige.
Etwas Neues aufzubauen und mitzugestalten, ist für Halil besonders reizvoll, gerade weil es in Hessen derzeit keinen Jugendarbeitskreis (JAK) gibt. „Damit es nie wieder zu einem Unrechtsregime kommt, dürfen wir nicht vergessen und müssen ins Handeln kommen“, betont der Pharmaziestudent.
Taten müssen folgen
„Nie wieder“ sei so einfach gesagt, bemerkt Lenya. Dieser Aussage müssten auch Taten folgen. Der angehenden Politikwissenschaftlerin liegt es am Herzen, dass die Vergangenheit nicht vergessen und die Erinnerung weitergegeben wird: „Das Besondere am Volksbund ist die generationsübergreifende Arbeit.“
Clara möchte eine „zwanglose Anlaufstelle“ bieten. „Da es keine fest vorgegebenen Strukturen gibt“, erklärt sie, „kann man ohne viel Bürokratie etwas bewegen.“
Jugend integrieren
Für den 21-jährigen Pelle, der auch im Bundesjugendarbeitskreis (BJAK) – der Jugendvertretung des Volksbundes aktiv ist –, bietet die Aufgabe die Chance, junge Leute an den Verein zu binden, sie zu integrieren und dauerhaft zu gewinnen.
Isabel ist überzeugt, dass ein breitaufgestelltes Gedenken – national wie international – auch dazu beiträgt, miteinander zu wachsen und besser zusammenzuarbeiten. Die Geschichts- und Kunstgeschichtsstudentin möchte der „Erinnerung ein Gesicht geben“, indem sie Ansprechpartnerin im Großraum Düsseldorf ist. Ein Angebot an alle Jugendlichen, für die der Verein bisher zu abstrakt oder wenig greifbar war.
Zuverlässig vor Ort
Auch Lenya möchte zuverlässig vor Ort sein – in ihrem Fall in Freiburg. Ihr ist es wichtig, Vorurteile aus dem Weg zu räumen und sichtbar zu machen, dass der Volksbund auch für junge Menschen viele Möglichkeiten bietet, sich zu engagieren. „Ich möchte Menschen mit meiner Leidenschaft für den Volksbund anstecken“, beschreibt sie ihre Motivation.
Die 20-jährige Rosalie, die in Passau Rechtswissenschaften studiert, betont, dass im Volksbund Jugendliche und junge Erwachsene aus allen sozialen Schichten und aus allen Religionen zusammenkämen. Diese Gemeinschaft ist auch Clara wichtig. Die 21-Jährige sieht darin eine Möglichkeit, Menschen eine Orientierung zu bieten. Lenya nennt den Volksbund „ein Auffangbecken für alle, die sich über Workcamps hinaus weiter engagieren wollen.“
Erster Kontakt durch Familie
Doch wie sind die sechs Regionalkoordinatorinnen und -koordinatoren selbst zum Verein gekommen? „Mein Großvater bekam einen Brief vom Volksbund, in dem für die Workcamps geworben wurde“, erzählt Pelle. Der angehende Ergotherapeut nahm daraufhin an einer internationalen Jugendbegegnung teil und nannte das „die schönste Zeit meines Lebens“. Enge Freundschaften entstanden, so dass er im Volksbund seine „zweite Familie“ gefunden hat.
Auch in Lenyas Fall kam der Kontakt durch Verwandte. Ihr Ur-Ur-Großvater fiel im Ersten Weltkrieg in Verdun. Die Erinnerung an ihn spielte in ihrer Familie eine wichtige Rolle, ebenso „die Mahnung vor dem Krieg und der Wiederholung dieser Fehler“.
Zeitung und Social Media
Werbung in der Zeitung und in den Sozialen Medien hatten Clara und Rosalie auf die Jugendprogramme des Volksbundes aufmerksam gemacht. Schnell erlebte Clara die internationale Gemeinschaft in den Workcamps und den Umgang mit Geschichte als etwas ganz Besonderes. So sieht es auch Rosalie, die bei einer deutsch-polnischen Jugendbegegnung auf dem Golm „sehr coole Leute kennengelernt hat“ und deshalb dabeigeblieben ist.
Bei Isabel und Halil spielte die Schule eine entscheidende Rolle. Isabel hatte einen engagierten Geschichtslehrer, der sich in seiner Jugend selbst für den Volksbund engagiert hatte. In den Workcamps erlebte die 25-Jährige den „gegenseitigen Halt in der gemeinsamen Sache“. Für Isabel ist klar: „Es geht um mehr und jeder fühlt es.“
Recherche für einen Vortrag

Ein Schulreferat war Anlass für Halil, über den Volksbund zu recherchieren. Dabei stieß der 20-Jährige nicht nur auf die Kriegsgräberfürsorge, sondern auch auf die Jugend- und Bildungsarbeit des Vereins. Sein Interesse war geweckt und er meldete sich nach dem Abitur gleich zu zwei Workcamps an.
Egal, auf welchem Weg die sechs Regionalkoordinatorinnen und -koordinatoren den Volksbund kennengelernt haben: Interkultureller Austausch, Gedenk- und Friedensarbeit sind wichtiger denn je – darin sind sie sich einig, dafür setzen sie sich ein. Jetzt suchen sie In ihren Städten und Regionen Gleichgesinnte, um gemeinsam an einem Strang zu ziehen.
Kontakt und weitere Informationen: Mach mit!
Internationale Jugendbegegnungen 2025
Anmeldungen für die diesjährigen Workcamps im In- und Ausland laufen bereits auf Hochtouren. Schon für 10- bis 13-Jährige und 14- bis 16-Jährige gibt es Kid-Camps. Es sind noch Plätze frei. Das gilt auch für das neue Projekt „Against Forgetting“ („Gegen das Vergessen“): In sechs europäischen Partnerländern setzen sich junge Menschen mit dem Thema Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit auseinander.
Der Volksbund ist...
... ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Mehr als 11.000 waren es im vergangenen Jahr. Der Volksbund pflegt ihre Gräber in 45 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 38.000 junge Menschen. Für seine Arbeit ist er dringend auf Mitgliedsbeiträge und Spenden angewiesen.
