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„Uwe Seeler war ein guter Sportler mit einem guten Charakter!“

Volksbund verliert mit dem großen Idol einen Unterstützer seiner Arbeit

Die Nation trauert um Uwe Seeler. Und der Volksbund trauert auch, denn „Uns Uwe“ war nicht nur ein großartiger Sportsmann mit tadellosem Charakter: Er unterstützte überzeugt und engagiert die Volksbund-Arbeit für Frieden und Versöhnung.
 

Die Auktion im Juli 2010 war ebenso spannend wie eines der besseren Spiele des Hamburger Sportvereins: Sozusagen kurz vor dem Abpfiff ersteigerte Frank Nölker, ein Zahnarzt aus Oldenburg, das vom HSV gespendete und auch von Uwe Seeler signierte Fußballhemd. 370 Euro erbrachte das – natürlich zugunsten des Volksbundes.

Über die Sinnhaftigkeit der Volksbund-Arbeit sagte Uwe Seeler damals: „Nichts fördert die Verständigung zwischen den Völkern besser als das Kennenlernen. Und diese Verständigung ist eines der wichtigsten Anliegen unserer Zeit. Deshalb verstehe und unterstütze ich auch die Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge.“ Generalsekretär Dirk Backen würdigte den Mann, der das Idol einer ganzen Generation war: „Uwe Seeler war ein guter Sportler mit einem guten Charakter!“

 

Knapp 100 Profis starben im Krieg

Seeler war nicht der einzige „Mittler“ zwischen HSV und Volksbund: Es gibt weitere Berührungspunkte: Der Volksbund stellte dem HSV eine Liste mit den Namen von knapp 100 Fußballprofis zur Verfügung, die im Zweiten Weltkrieg gefallen sind. Etliche von ihnen sind auf Kriegsgräberstätten begraben, die der Volksbund pflegt.

2008 weihte der HSV neben dem Stadion ein Grabfeld ein, auf dem Mitglieder und Fans ihre letzte Ruhestätte finden. Ein Stele erinnert dort an die Kriegstoten. Einige Namen von der Volksbund-Liste sind auch im vereinseigenen Museum zu finden.
 

„Raute unterm Hakenkreuz“

In dieser Ausstellung hat der HSV als erster Profiverein auch die dunklen Seiten seiner Geschichte in der Zeit von 1933 bis 1945 nachgezeichnet. Seit 2004 gibt es das Museum im Volksparkstadion. Einer der Schwerpunkte: „Die Raute unter dem Hakenkreuz“.

„Dabei werden beinah unglaubliche Lebenswege aufgedeckt“, hieß es dazu 2009 in der Mitgliederzeitschrift des Volksbundes. Otto Fritz Harder etwa wurde SS-Mitglied und später Wachmann im Konzentrationslager Neuengamme. Der Norweger Asborn Halvorsen wurde als Ausländer politisch in die Defensive gedrängt und musste das Land fluchtartig verlassen. Als norwegischer Nationaltrainer wurde er verhaftet und war in mehreren Konzentrationslagern interniert.

Auch der HSV schloss nach 1933 jüdische Mitglieder aus – viele dürften den Holocaust nicht überlebt haben. Und es gab Vereinsmitglieder, die Verfolgte versteckten oder bei der Emigration halfen. All diese Geschichten sind nachgezeichnet.
 

„Nichts fördert die Verständigung zwischen den Völkern besser als das Kennenlernen. Und diese Verständigung ist eines der wichtigsten Anliegen unserer Zeit. Deshalb verstehe und unterstütze ich auch die Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge.“

Uwe Seeler

Aktion „Anstoß zum Frieden“

Fußball stand auch im Rahmen der Volksbund-Aktion „Anstoß zum Frieden“ im Mittelpunkt. Dazu gehörte ein Freundschaftsspiel, bei dem am 16. November 2018 die U17-Teams von Hertha BSC und dem FC Liverpool gegeneinander antraten.

Dabei ging es außer um Sport auch um Erinnerungskultur: Die möglichen Profis der Zukunft gedachten der Toten der Vergangenheit und verbanden damit die Mahnung zum friedlichen Miteinander. Hintergrund war der „Weihnachtsfrieden“ 1914, als deutsche und britische Soldaten zwischen den Schützengräben gemeinsam Fußball spielten.
 

PEACE LINE eine von 100 Ideen

Das Spiel im Amateurstadion des Berliner Olympiaparks mit Volksbund-Unterstützung war Höhepunkt eines größeren Projekts. Gemeinsam erinnerten der Volksbund, das Deutsch-Französische Jugendwerk und viele weitere Partner an das Kriegsende 1918. Dabei kamen 500 Jugendliche aus 48 Ländern unter dem Titel „Youth for Peace – 100 Jahre Ende Erster Weltkrieg, 100 Ideen für den Frieden“ zusammen.

Ihre Ideen gaben sie an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Präsident Emmanuel Macron weiter. Aus einer dieser Ideen entwickelte der Volksbund sein neues Jugendformat PEACE LINE. Rund 350 Jugendliche sahen das Spiel Hertha BSC gegen FC Liverpool.
 

Fußballer-Biographien recherchiert

Junge Nachwuchsspieler aus mehreren Vereinen aus Deutschland, England und Frankreich waren außerdem im Rahmen der Aktion auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges in Frankreich und in Belgien unterwegs. Vorab hatten sie Biographien ehemaliger Fußballspieler recherchiert, die im Ersten Weltkrieg getötet worden waren und auf den Kriegsgräberstätten ruhen.

Die Ergebnisse ihrer Biographie-Arbeit stellten einige von ihnen, darunter auch ein junger „Herthaner“, in der Gedenkstunde zum Volkstrauertag 2018 im Bundestag vor.
 

„Gräbersuche online“ bei ungeklärten Schicksalen

Auch unter den Profifußballern des HSV finden sich noch immer welche, deren Schicksal nach dem Zweiten Weltkrieg ungeklärt blieb. Mehr als 13.000 Kriegstote exhumierte der Volksbund selbst unter Corona-Bedingungen 2021. Allein im vergangenen Jahr gelang es, mehr als 4.000 Tote zu identifizieren. Ihnen allen gibt der Volksbund ein würdiges Grab.

Wenn es auch in Ihrer Familie noch ungeklärte Schicksale gibt, lohnt sich die einfache Recherche in der „Gräbersuche online“. Name, Geburtsdatum und Ort genügen in vielen Fällen, um in der Datenbank Angaben zu finden. Mehr als 4,8 Millionen Datensätze umfasst sie inzwischen. Weitere rund 500.000 kommen noch dazu.

Der Volksbund ist ein gemeinnütziger Verein, gegründet 1919. Er finanziert seine Arbeit in weiten Teilen aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden.

Text: Christiane Deuse / Harald John
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