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Volkstrauertag – ein Gedenktag mit Geschichte und Auftrag

Am 14. November im Bundestag: Frank-Walter Steinmeier hält Gedenkrede, Reinhold Beckmann singt seinen Song "Vier Brüder"

November: ein stiller Monat mit vielen Gedenktagen. Der Volkstrauertag, einer der wenigen staatlichen Gedenktage, gehört dazu. In diesem Jahr fällt er auf den 14. November. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge wird – wie jedes Jahr – um 13.30 Uhr die zentrale Gedenkstunde im Deutschen Bundestag organisieren, die ARD überträgt live.

Die feierliche Zeremonie in diesem Jahr steht im Zeichen der Erinnerung an den Angriffs- und Vernichtungskrieg in Ost- und Südosteuropa, der Millionen Opfer gefordert hat. Er begann vor 80 Jahren mit der Besetzung von Jugoslawien und Griechenland sowie dem Überfall auf die Sowjetunion. Den Kampfhandlungen folgte ein hartes Besatzungsregime. Widerstand wurde unterdrückt und mit Vergeltungsmaßnahmen bestraft, die häufig auch Unbeteiligte trafen. Im Zuge des deutschen Vormarsches weitete das NS-Regime die Verfolgung und gezielte Ermordung ganzer Bevölkerungsgruppen aus. Mit der Wende im deutsch-sowjetischen Krieg schlug die grausame Kriegsführung gegen die deutschen Soldaten, aber auch gegen die deutsche Zivilbevölkerung zurück.

Die Zahl der Toten und Vermissten geht in die Millionen. Viele Wunden dieser Gewalterfahrung konnten bis heute nicht heilen. Trotzdem haben sich mit dem Fall des Eisernen Vorhangs nach 1989 wieder viele Beziehungen in Ost- und Südosteuropa, vor allem auf der zivilgesellschaftlichen Ebene, entwickelt.

Die wechselseitige Unterstützung in der Pflege der Kriegsgräberstätten ist ein wichtiges Feld der praktischen Zusammenarbeit und des gemeinsamen Gedenkens. So jähren sich 2021 historische Daten dieses Krieges, aber auch Einweihungstage der in den 1990er Jahren angelegten Kriegsgräberstätten.
 

Wechselhafte Beziehungsgeschichte

Im Programm der Gedenkstunde zum Volkstrauertag soll diese wechselhafte Beziehungsgeschichte mit internationalen, generationenübergreifenden Beiträgen abgebildet werden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird die Gedenkrede halten. Ein besonderer musikalischer Beitrag kommt von Musiker und TV-Journalist Reinhold Beckmann. Er singt seinen Song „Vier Brüder“, ein Stück über die im Krieg gefallenen Brüder seiner Mutter Aenne (s. dazu auch: Reinhold Beckmann im Interview).

Der Landesjugendchor Thüringen hat bereits ein Konzert im Bad Frankenhauser Panoramamuseum aufgezeichnet. Falls die Corona-Auflagen es erlauben, wird der Chor live im Bundestag auftreten. Für die junge Generation sprechen Daria Mehrkens aus Archangelsk, Russische Föderation, Giannis Ilkos aus dem griechischen Thessaloniki und Tim-Benedikt Attow aus Erfurt. Das Totengedenken spricht der Bundespräsident. Die 2020 erweiterte Fassung bezieht nun auch ausdrücklich Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in Deutschland ein.
 

Von Oslo bis Darwin

Kleinere und größere Gedenkveranstaltungen sowie Bildungs- und Begegnungsprojekte finden bundesweit auf Kriegsgräberstätten und Gemeindefriedhöfen, an Denkmälern oder im Rahmen von Gottesdiensten statt. Weltweit gedenken deutsche Botschaften und Auslandsgemeinschaften an diesem Tag gemeinsam mit ihren internationalen Partnern der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft – von Oslo in Norwegen bis Darwin in Australien.


Geschichte des Volkstrauertages

Der Volkstrauertag wurde durch den 1919 gegründeten Volksbund zum Gedenken an die Kriegstoten des Ersten Weltkrieges eingeführt. Er war auch ein Zeichen der Solidarität derjenigen, die keinen Verlust zu beklagen hatten, mit den Hinterbliebenen der Gefallenen.

Die erste offizielle Feierstunde fand 1922 im Deutschen Reichstag in Berlin statt. Der damalige Reichstagspräsident Paul Löbe hielt eine im In- und Ausland vielbeachtete Rede, in der er einer Welt voller Feindseligkeit den Gedanken an Versöhnung und Verständigung gegenüberstellte. Ein Komitee erreichte unter Federführung des Volksbundes, dass der Volkstrauertag in den meisten Ländern des Reiches fortan gemeinsam begangen wurde – am Sonntag Reminiscere, dem fünften Sonntag vor Ostern. Dem Komitee gehörten Kulturschaffende, Glaubensgemeinschaften, Hilfsorganisationen, der jüdische Frauenbund und zahlreiche weitere Organisationen an.

1934 bestimmte das neue nationalsozialistische Regime per Gesetz den Volkstrauertag zum Staatsfeiertag und „Heldengedenktag“. Die Träger waren bis 1945 die Wehrmacht und die NSDAP. Die Richtlinien über Inhalt und Ausführung erließ der Reichspropagandaminister.


1950 erstmals im Bundestag

Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland erinnerte der Volksbund an den Volkstrauertag. 1950 wurde er erstmals neben vielen regionalen Veranstaltungen mit einer Feierstunde im Plenarsaal des Deutschen Bundestages begangen.

Der Termin wurde nach einer Übereinkunft zwischen der Bundesregierung, den Ländern und den großen Glaubensgemeinschaften auf den vorletzten Sonntag im Kirchenjahr (evangelisch) beziehungsweise den 33. Sonntag im Jahreskreis (katholisch) verlegt. Heute versteht der Volksbund diesen Gedenktag als Tag der Mahnung zur Versöhnung, zur Verständigung und zum Frieden.

Der Volksbund betreut aktuell im Auftrag der Bundesregierung die Gräber von etwa 2,8 Millionen Kriegstoten auf 832 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten. Er wird dabei unterstützt von mehr als einer Million Mitgliedern und Förderern sowie der Bundesregierung – getreu dem Motto „Gemeinsam für den Frieden“.

 

Hören Sie auch den Radio-Spot zum Volkstrauertag mit Statements von Reinhold Beckmann und Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan.

Material für Veranstaltungen finden Sie in unserem Gedenkportal. Vorgestellt ist die Handreichung und mehr hier. Für Berlin sind Gedenkstunden an verschiedenen Orten geplant. Der Jüdische Friedhof in Berlin-Weißensee ist ein Beispiel für Pflegeeinsätze im Vorfeld des Volkstrauertages.