Klaus Knoll, ehrenamtlicher Leiter des „Jugendlagers Federsee“, erklärt dem deutschen Botschafter Pascal Hector auf dem Friedhof Gornje Vrapce, was es mit den Flaggen auf sich hat. (© Volksbund)
Zagreb: deutscher Botschafter verlängert „Band der Nationen“
Workcamp in Slowenien und Kroatien endet mit Besuch von Prof. Dr. Pascal Hector
Suchte man für den Weltfriedenstag am Sonntag (21. September) ein passendes Symbol mit Blick auf Europa, hätte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. eins zu bieten: das „Band der Nationen“. Fast 15 Meter lang, mit rund 40 Flaggen bestückt, steht es für Friedensarbeit europaweit.
Es gehört zu einem der traditionsreichsten Volksbund-Workcamps: Seit 1962 gibt es das „Jugendlager Federsee“ aus Baden-Württemberg. Seit 2003 nimmt die Gruppe das „Band der Nationen“ mit, wenn die Reise im Sommer losgeht. Ziele in diesem Jahr: Slowenien und Kroatien.
Kroatische Flagge ergänzt
Höhepunkt war der Besuch des deutschen Botschafters Hector bei der Gedenkveranstaltung zum Abschluss in Zagreb. Er würdigte den Pflegeeinsatz auf dem Kriegsgefangenfriedhof Gornje Vrapce, lobte das völkerverbindende Engagement in inzwischen 19 Ländern und knüpfte sprichwörtlich an die Tradition an, indem er am „Band der Nationen“ die kroatische Flagge ergänzte.
Begonnen hatte das Programm in Ljubljana in Slowenien. Auf dem Zentralfriedhof Žale reinigte die Gruppe Pultsteine der deutschen Kriegsgräberstätte, färbte mehr als 900 Namen nach und pflegte die Anlage.
Denkmal „Dem Völkerfrieden“
Bei einer Führung lernten die Gäste aus Deutschland den zum Weltkulturerbe zählenden Friedhof kennen – mit einem Beinhaus der österreichisch-ungarischen Opfer des Ersten Weltkrieges und dem Denkmal „Dem Völkerfrieden“ für die österreichischen Gefallenen beider Weltkriege.
Zum Programm gehörte eine Stadtführung durch Ljubljana und ein Besuch der beeindruckenden Höhlen von Škocjan. Auch am Loibl-Pass an der österreichisch-slowenischen Grenze – mit ehemaligen KZ-Außenlagern auf beiden Seiten des Tunnels – machte die Gruppe Station.
Partisanenkampf und Deportation
In Kamnik erhielt die Gruppe Einblicke in die Geschichte der Massengräber mit Opfern der kommunistischen Partisanen nach dem Zweiten Weltkrieg. Auf der Burg Rajhenburg erfuhren die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mehr über ein früheres Sammellager für Slowenen, die während des Zweiten Weltkrieges deportiert wurden.
In Kroatien bot die Wanderung in der Medvednica mit Besuch der Burg Medvedgrad ein Natur- und Geschichtserlebnis. Mit der Geschichte des Jugoslawien-Krieges setzte sich die Gruppe im „Museum des Heimatkriegs“ in Karlovac-Turanj auseinander und besuchte das Freilichtmuseum in Kumrovec.
Daten von Gräbern digital erfasst
In Gornje Vrapce, einem Stadtteil von Zagreb, erneuerte die Gruppe auf dem Kriegsgefangenenfriedhof rund 650 Inschriften auf Grabsteinen, legte einen zugewachsenen Grabstein frei und erfasste die Daten aller Gräber digital.
Auf eine Stadtführung folgten der Besuch des Nikola-Tesla-Museums und eine Werksführung beim Elektroauto-Pionier Rimac – ein Name, der Symbolkraft hat für das moderne Kroatien. Möglich gemacht hatte das Miriam Mack, die Honorarkonsulin der Republik Kroatien für Baden-Württemberg.
Größte historische Waffenkammer
Auf der Heimfahrt machte die Gruppe in Graz Station, wo sie der Landesgeschäftsführer des Österreichischen Schwarzen Kreuzes über den Zentralfriedhof mit Gräbern aus beiden Weltkriegen führte. Auch das Landeszeughaus lernten die Gäste kennen – mit der größten historischen Waffenkammer der Welt.
Das „Band der Nationen“ ist wieder verstaut. Sicher ist: Wenn es 2026 nach Polen geht, ist es wieder im Gepäck als Zeichen völkerübergreifender Freundschaft und Verbundenheit in Europa. Und vielleicht verlängert es wieder ein prominenter Gast. 2024 hatten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ungarns Präsident Tamás Sulyok in Sopron diese Aufgabe übernommen.
Mehr lesen Sie hier: Ungarn: Steinmeier und Sulyok verlängern das „Band der Nationen“
Text: Bildungsreferentin Heike Baumgärtner und Campleiter Klaus Knoll
Der Volksbund ist ...
… ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Mehr als 10.000 waren es im vergangenen Jahr. Der Volksbund pflegt ihre Gräber in 45 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 38.000 junge Menschen. Für seine Arbeit ist er dringend auf Mitgliedsbeiträge und Spenden angewiesen.
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