Teile der Ausrüstung entdeckten die Umbetter im Volksbund-Auftrag in einem Feldgrab, aber nichts, was auf die Identität des Toten von Küstrin schließen lässt. (© Volksbund)
Polen: Wehrmachtssoldat in Feldgrab erster Fund des Jahres
Polen: In Kostrzyn (früher Küstrin) an der Oder begann die Umbettungssaison 2023
Es sind nur Fragmente, die die Experten im Auftrag des Volksbundes bei ihrem ersten Einsatz des Jahres im polnischen Kostrzyn (früher Küstrin) an der Oder fanden: den Rest eines Schuhs, eines Strumpfs, ein zerstörter Stahlhelm, Knöpfe, dazu ein Abzeichen. Die Erkennungsmarke fehlt und so wird der Tote wohl nicht mehr zu identifizieren sein. Nicht so an einem anderen Einsatzort ebenfalls in Küstrin – dort hatten die Umbetter bei einem früheren Einsatz mehr Glück.
Sobald es die Witterung zulässt und Genehmigung vorliegen, beginnt die Umbettungssaison für die Firmen, die im Volksbund-Auftrag arbeiten – nicht nur in Polen. Ein Feldgrab suchte und fand ein Team in der Nachbarschaft der Küstriner Kaserne. 77 Jahre nach Kriegsende war dort noch immer ein Wehrmachtssoldat begraben. Aber auch das Skelett war nur noch in Fragmenten übrig.
Bei der Exhumierung entdeckte das Umbettungsteam unter der Leitung von Tomasz Czabanski auch Panzerfäuste und Munition, aber leider nichts, was helfen könnte, die Identität des Toten zu klären.
Nebenan ein Spielplatz
Schauplatzwechsel: In einem Wohngebiet ebenfalls in Küstrin exhumierte dasselbe Team nicht nur zehn Kriegstote, sondern fand auch sieben Erkennungsmarken. Damit steigen die Chancen beträchtlich, diesen Toten ihre Namen zurückgeben und Angehörige nach so vielen Jahren der Ungewissheit informieren zu können.
Auch der Ehering, den die Experten entdeckten, kann Aufschluss geben oder eine vermutete Identität bestätigen. Ein Pfeifenkopf und Behälter aus Leder und Metall zählten außerdem zu den Fundstücken.
Ein Luftbild hatte dazu beigetragen, dass das Team die Grablage zwischen Wohnhäusern – am Rand einer Straße, neben einem Spielplatz – genau genug lokalisieren konnte.
Altstadt zu 90 Prozent zerstört
Neben Glogau (heute Głogów) war Küstrin nach dem Krieg die am schwersten zerstörte Stadt im Osten Deutschlands. Am 25. Januar 1945 war sie zur Festung erklärt worden. Der Kampf um die Stadt beiderseits der Oder dauerte von Mitte bis Ende März 1945 und hinterließ die Altstadt fast vollständig in Trümmern.
Von hier aus sind es noch rund 80 Kilometer bis Berlin. Ein Brückenkopf nahe der Stadt wurde zum wichtigsten Ausgangspunkt, als die Rote Armee am 16. April 1945 die Offensive auf Berlin begann.
Heute gehört die Kleinstadt zur Woiwodschaft Lebus. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Stadtkern am östlichen Oder-Ufer unter polnische Verwaltung gestellt. Der kleinere Teil westlich des Flusses blieb deutsch. Er gehört heute als Stadtteil Kietz zur Brandenburgischen Gemeinde Küstriner Vorland.