Grüner Schmuck an Tannenzweigen spielt eine besondere Rolle in unserer Geschichte zum vierten Adventssonntag. (© Pixabay / Walt Musekamp)
Heilig Abend 1949: Christbaumkugeln an schiefem Bäumchen
Weihnachten in schwerer Zeit: Wolfgang Hage erzählt von großer Freude und schmerzlicher Erinnerung
Unverkäuflich war das Bäumchen, das für Wolfgang Hage nach dem Krieg Licht in die Dunkelheit brachte. Es trug die Christbaumkugeln, die der vermisste Vater gekauft hatte. Mit unserer vierten Adventsgeschichte, die in unserem jüngsten Weihnachtsbuch erschienen ist, wünschen wir gesegnete Festtage.
Weihnachten 1949. Es war ein trauriger Tag – die gedrückte Stimmung unsere Mutter prägte diesen Heiligen Abend. Nicht nur die Tatsache, dass sie noch immer keine Nachricht über das Schicksal ihres Mannes und unseres Vaters erhalten hatte – sein letzter Brief war vom 24. Juni 1944, was uns allen an diesem Tag wieder besonders bewusst wurde –, auch die finanzielle Not trug dazu bei.
Kleiner Baum noch zu teuer
Sie war sehr traurig darüber, dass sie noch nicht einmal genügend Geld zur Verfügung hatte, um für uns einen Weihnachtsbaum zu kaufen. Auch wenn er ganz klein gewesen wäre. So saßen wir am späten Nachmittag am großen Tisch in unser Wohnküche und sangen Weihnachtslieder.
Der bunte Teller stand in der Mitte, ein paar Äpfel und einige Kekse waren darauf. Nicht viel, aber wir Kinder freuten uns sehr. Musik aus dem Radio gab es auch nicht: Der alte Volksempfänger wollte längst nicht mehr.
Wenige Kerzen, große Freude
Da klopfte es am späten Nachmittag, es war schon fast dunkel draußen: Mein älterer Vetter, der wenige Wochen vorher aus der Gefangenschaft entlassen worden war und Arbeit im Konsum gefunden hatte, stand vor der Tür – mit einem kleinen Weihnachtsbaum. Er war sehr schief gewachsen und der Vetter hatte ihn bei Feierabend mitnehmen dürfen, weil er nicht zu verkaufen war.
Die Freude bei uns war groß! Er wurde gleich mit den wenigen Kerzen, die wir hatten, und den runden grünen Glaskugeln mit christlichen Motiven geschmückt, die mein Vater 1942 im Winter während eines Einsatzes in Rokitnitz im Adlergebirge gekauft und an die Familie gesandt hatte.
Kugeln überdauern Jahrzehnte
So hatten wir trotz aller Sehnsucht nach unserem Vater doch noch einen schönen „Heiligen Abend“, der in unserer Erinnerung stets einen besonderen Platz hatte. Die Kugeln haben uns in der Kinderzeit an jedem Heiligen Abend immer wieder ganz besonders an unseren Vater erinnert, den ich als Jüngster von uns Kindern leider nie kennenlernen konnte.
Sein Schicksal ist bis heute ungeklärt geblieben. Die letzten noch erhaltenen Kugeln sind inzwischen – Jahrzehnte später – leider auch kaputt gegangen.
Text: Wolfgang Hage
Bisher im Advent veröffentlicht:
„Das glücklichste Menschenkind auf Gottes Erdboden“
Mit Apfel und Walnuss reich beschenkt – „so sieht Frieden aus“
Geschichte vom „rasenden Sandmännchen“ und einem Stück Torte
Wir sammeln Geschichten
Mitglieder und Förderer hatten uns ihre Erinnerungen für den vierten Band „Weihnachten in schwerer Zeit“ in der Volksbund-Buchreihe zugeschickt. Zu beziehen sind CD und Buch kostenfrei über die Mediathek und per E-Mail.
Wenn auch Sie noch eine Geschichte zu Weihnachten zu erzählen haben, freuen wir uns über Ihre Zuschrift per E-Mail oder per Post an den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, FRIEDEN-Redaktion, Sonnenallee 1 in 34266 Niestetal.
Der Volksbund macht vom 23. Dezember bis zum 2. Januar Betriebsferien.
Schmücken Sie mit uns den Baum!

Versöhnung und Frieden sind unsere wichtigsten Ziele. Dafür setzen wir uns auf vielen Feldern ein und finanzieren das überwiegend aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden.
Schmücken Sie mit uns einen Weihnachtsbaum – die roten Kugeln stehen bereit.
Ganz gleich, wieviel Ihre Kugel wert ist – ob 5 oder 50 Euro: Sie zeigt, dass Sie sich mit uns für eine friedliche Zukunft einsetzen. Dafür danken wir sehr.
