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Rund um das Stettiner Haff

Auf den Spuren des Zweiten Weltkrieges beiderseits der deutsch-polnischen Grenze

Höxter. Vom 16. bis 21. September 2024 organisierte Kreisverband Höxter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. eine Bildungsreise auf die Insel Usedom und nach Stettin in Polen. Das Hauptanliegen dabei war der Besuch einiger Kriegsgräberstätten. 28 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus ganz Nordrhein-Westfalen stiegen in Düsseldorf, Dortmund und Warburg zu. 

Die erste Gedenkstätte war die „Feldscheune Isenschnibbe“ in einem Ortsteil von Gardelegen (Sachsen-Anhalt). Sie war Schauplatz eines brutalen Kriegsendphasenverbrechens, dem sogenannten „Massaker von Gardelegen“. Am 13. April 1945 wurden hier über 1.000 KZ-Häftlinge aus dem Konzentrationslager Mittelbau-Dora ermordet. Daran erinnert ein 2020 durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnetes Museum. 

Anschließend ging es für uns nach Klietz, einer kleinen Gemeinde im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt. Nach dem Check-in im Hotel konnten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen das in reizvoller Landschaft gelegene Örtchen genießen. Der Tag endete mit einem guten Essen und bot die Möglichkeit des näheren Kennenlernens und eines Gedankenaustausches.

Am folgenden Tag fuhren wir weiter nach Usedom zur Kriegsgräberstätte auf dem Golm. Dieser besondere Friedhof wurde in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg für die Opfer eines verheerenden Bombenangriffs auf die Stadt Swinemünde (heute Swinoujscie) angelegt. Die Anlage ist hügelartig angelegt und weist keine einzelnen Personen aus. Die menschlichen Überreste sind in Massengräbern beigesetzt worden. 

Im Anschluss ging es weiter nach Polen in die Stadt Miedzywodzie. Hier übernachtete die Gruppe in einem örtlichen 4 Sterne Hotel, das direkt an der Ostsee liegt. Am Mittwoch stand eine Besichtigung des „Historisch Technischen Museums“ in Peenemünde und ein Besuch der Seebäder Ahlbeck und Zinnovitz auf dem Programm.

Der Leiter führte uns durch die weitläufige Anlage. Das Museum wurde 1991 eröffnet und befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Heeresversuchsanstalt Peenemünde. Während des Zweiten Weltkriegs war dieser Ort ein wichtiger Standort für die Entwicklung und Produktion von Waffen sowie Raketen für die deutsche Wehrmacht, darunter die berühmte und vernichtende V2-Rakete. Es wird eine umfangreiche Sammlung von Exponaten, Modellen, Dokumenten und Artefakten präsentiert, die die Geschichte der Raketenentwicklung in Peenemünde sowie die technischen und wissenschaftlichen Errungenschaften der Zeit dokumentieren. 

Im Anschluss stand ein geführter Rundgang durch die zwei malerischen und geschichtsträchtigen Seebäder auf dem Programm. Nach all den Impressionen und Informationen hatte die Gruppe Zeit, sich vor Ort noch umzusehen und zu relaxen. Auf dem Weg zurück ins Hotel genossen wir in einem schönen Restaurant ein gemeinsames Abendessen.

Am 4. Tag ging es weiter nach Stare Czarnowo (Neumark) zu einem Besuch der deutschen Kriegsgräberstätte. Ein Führer erläuterte uns, dass diese Anlage ab dem Jahr 2000 gemäß des deutsch-polnischen Kriegsgräberabkommens vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. errichtet wurde. Die gefallenen deutschen Soldaten, die während der Kämpfe in der Region ums Leben kamen, wurden hier angemessen bestattet. Aktuell sind hier fast 27.000 Kriegstote bestattet, neben Soldaten auch mehr als 2.000 zivile Kriegstote.

Während der Mittagspause in Stettin konnten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen eine moderne Einkaufspassage besichtigen. Hier in Stettin erwartete uns eine Führerin, die uns die Geschichte ihrer Stadt erläuterte und uns über den Zentralfriedhof (Cmentarz Centralny Szczecinie) führte. Dieser ist mit einer Größe von etwa 167 Hektar einer der größten in Europa und eine bedeutende Gedenkstätte für das kulturelle Erbe der Region. Neben den Toten des Zweiten Weltkriegs beherbergt der Friedhof auch Gräber von prominenten Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und Politik.

Am 5. Tag ging es über Dargen Richtung Klietz. In Dargen befindet sich ein „DDR-Museum“, das uns einen Einblick in das Leben in der ehemaligen DDR geboten hat. Das Museum präsentiert eine Vielzahl von Exponaten, Artefakten und Dokumenten aus der Zeit der DDR. Dazu gehören oft Alltagsgegenstände wie Motorräder, LKW, Baufahrzeuge, landwirtschaftliche Geräte, Möbel, Kleidung, Haushaltsgeräte, Spielzeug, Bücher, Musikinstrumente und vieles mehr. Diese Exponate aus unterschiedlichsten Bereichen wie Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur vermitteln den Besuchern ein lebendiges Bild vom Leben in der DDR. Das Museum leistet einen wichtigen Beitrag zur Bildungs- und Erinnerungsarbeit, indem es die Geschichte der DDR lebendig hält.

Auf dem Heimweg am 6. Tag machten wir Zwischenstation in Helmstedt am ehemaligen Grenzübergang Marienborn, der vielen Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus der Vergangenheit bekannt ist.  Unsere Führer erläuterten die strategisch wichtige Lage. Der Grenzübergang stellt die Verbindung zwischen Westdeutschland und West-Berlin dar und ist somit ein zentraler Kontrollpunkt für den Personen- und Güterverkehr zwischen Ost und West gewesen. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands, befindet sich dort das "Grenzdenkmal Deutsche Teilung Marienborn", ein Museum und eine Gedenkstätte, die an die deutsche Teilung und die Geschichte des Grenzübergangs erinnern.

Hier konnten wir die ehemalige Passkontrolle nachempfinden und einen Einblick in die Überwachungsmöglichkeiten der Reisenden von Ost nach West und von West nach Ost gewinnen. Ein Blick vom Wachturm ließ die Weite des Überwachungsgebietes erahnen. Nach derart vielen Eindrücken machte sich die Reisegruppe auf den Rückweg nach Warburg, Dortmund und Düsseldorf.

Monika Müller-Jakobi