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Pinien in Pomezia: Baumriesen fallen Schildlaus zum Opfer

Volksbund startet Spendenaktion, um Charakter der Kriegsgräberstätte in Italien zu erhalten

Als im Oktober 1958 die Bauarbeiten auf dem Friedhof in Pomezia begannen, standen die ersten Pinien schon. Sie fassten die Anlage ein, die in den Jahren zuvor zum größten deutschen Soldatenfriedhof in Italien geworden war. Jetzt muss der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. 77 der Baumriesen fällen lassen – wegen eines winzigen Schädlings.

 

Die Schildlaus „Toumeyella parvicornis“ ist nur vier bis fünf Millimeter groß. 2021 tauchte sie als invasive Art in der Region auf. Dem Volksbund gelang es zwar, die Plage auf der Kriegsgräberstätte einzudämmen, aber da die Bekämpfung in der Umgebung nicht ebenso konsequent erfolgte, breitete sich der Schädling wieder aus.

 

Rußpilze und Bakterien

Die Laus saugt Zellsaft an Nadeln und jungen Trieben und überträgt Pilze und Bakterien.  Auf dem klebrigen Honigtau, den sie absondert, siedeln sich Rußpilze an, die die Photosynthese beeinträchtigen.

Dabei sind Pinien eine robuste Spezies: 200 bis 250 Jahre alt können sie werden und kommen gut mit sandigen Böden und Trockenheit zurecht. Als robust erwiesen sie sich schon im November 1959 – ein halbes Jahr vor der Eröffnung des Friedhofs –, als ein Gewitter mit Sturmböen über das Gelände fegte.
 

Standhaft im Sturm

200 junge Kiefern und Zypressen musste der Volksbund damals nachpflanzen. Die Pinien hatten dem Sturm offenbar standgehalten: Von ihnen ist in den Dokumenten im Volksbund-Archiv nicht die Rede. Doch die Schildlaus setzt vor allem ihnen zu.

 

Auftrag ist vergeben

84 von den rund 250 Bäumen müssen jetzt schnell gefällt werden, acht weitere sind schon entnommen. Der Auftrag ist vergeben, die Arbeiten sollen noch Ende September beginnen, berichtet Stefan Halbhuber. Er ist im Referat Pflege für Italien zuständig. Bis zum Volkstrauertag am 16. November sollen die Spuren der Fällarbeiten beseitigt sein.

Mehr als 100.000 Euro für ersten Schritt

Der Volksbund ist nicht nur dazu verpflichtet, genau so viele Bäume nachzupflanzen, wie er fällen lässt – er will auch den Charakter der Anlage erhalten. Alle Schritte sind eng mit der Gemeinde Pomezia abgestimmt. So auch die Planung für die Neupflanzungen, die jetzt ansteht.

Welche Baumarten die Pinien ersetzen werden, ist noch nicht entschieden. Inzwischen steht fest: Allein das Fällen und Entsorgen kostet über 100.000 Euro. Ursprünglich war der Volksbund von rund 40.000 Euro ausgegangen. Auch junge Bäume als Ersatz, die schon etwas größer sind, haben ihren Preis. „2,5 Meter sollten sie schon groß sein“, sagt Stefan Halbhuber, „wenn genug Geld dafür da ist“.
 

Friedhof soll Charakter behalten

Die Ausgaben in sechsstelliger Höhe waren nicht vorgesehen in diesem und im kommenden Jahr. Darum bittet der Volksbund um Spenden für das Projekt – damit die Kriegsgräberstätte südlich von Rom ihren unverwechselbaren Charakter behält. Bestattet sind dort rund 28.000 Kriegstote. 

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Der Volksbund ist ...

… ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Mehr als 10.000 waren es im vergangenen Jahr. Der Volksbund pflegt ihre Gräber in 45 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 38.000 junge Menschen. Für seine Arbeit ist er dringend auf Mitgliedsbeiträge und Spenden angewiesen.

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