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Sandweiler: Ort des Grauens, Ort der Hoffnung

Impuls zur Versöhnung – die erste deutsche Kriegsgräberstätte nach dem Zweiten Weltkrieg

Vor 70 Jahren weihte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. den Friedhof in Luxemburg ein. Zahlreiche Angehörige kamen am 27. September zur internationalen Gedenkveranstaltung.

 

„Ich erinnere mich noch daran. Der Friedhof war noch gar nicht richtig angelegt. Überall standen die kleinen weißen Holzkreuze. Alle, die da waren, weinten. Da weinte ich auch.“ Ursula Müller, eine schlanke, alterslos wirkende Frau in leuchtendrotem Regenmantel, hat den Tag vor 75 Jahren noch vor Augen, als sie als Fünfjährige an der Hand ihrer Mutter vor den Kreuzen stand. Damals war die Kriegsgräberstätte Sandweiler noch nicht endgültig angelegt. 
 

 

Erst am 5. Juni 1955 übergab der Volksbund den Friedhof feierlich der Öffentlichkeit. In diesen 70 Jahren hat Ursula Müller das Grab ihres Vaters häufig besucht. 

Die Kriegsgräberstätte Sandweiler war die erste, die der Volksbund nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet hatte. Damals reisten mehr als 2.000 Angehörige an, aber auch viele Luxemburger kamen zu diesem Anlass. 

Großherzige Geste der Luxemburger

„Das war eine historische Geste von großer Bedeutung – eine Geste der Großherzigkeit und des Vertrauens, die uns von den Menschen aus Luxemburg damals zu teil wurde“, betont Dr. Heike Peitsch, Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in Luxemburg, auf der Gedenkveranstaltung am 27. September. 

Rund 150 Menschen haben den Weg zur Kriegsgräberstätte nach Sandweiler gefunden. Darunter sind Vertreterinnen und Vertreter der Politik, des Volksbundes und befreundeter Organisationen, beider Kirchen, mehrere Botschaften, Militärangehörige beider Länder und etliche Angehörige, die Claude Mousel, Bürgermeister der Gemeinde Sandweiler, herzlich begrüßt. 

Bekenntnis zur eigenen Verantwortung

Richard Reisinger, Vizepräsident des Volksbundes, beleuchtet in seiner Rede die Bedeutung von Sandweiler als Ort, von dem der Impuls zur Versöhnung ausging – und die Voraussetzungen dafür: 

„Vergebung und Versöhnung nach den Menschheitsverbrechen, die von Deutschen begangen wurden (… ), fordert den Opfern und ihren Familien viel ab. Wir wissen das und verneigen uns in Demut. Die Voraussetzung jeder Versöhnung ist jedoch das Bekenntnis zur eigenen Verantwortung. Wer fordert, nun müsse doch einmal Schluss sein mit Schuldeingeständnissen und überhaupt solle man die Zeit des Nationalsozialismus nicht mehr thematisieren, da sie ja nur zwölf Jahre umfasst habe, torpediert jede Versöhnung.“  

„Gott liebt alle Menschen“

Chanoine Patrick Muller, Generalvikar für Luxemburg, und Pastor Dr. Frank Mertin von der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in Luxemburg halten eine ökumenische Andacht und betonen die grundlegende Botschaft: „Gott liebt alle Menschen“. Für die musikalische Gestaltung sorgt das Bläserquintett der luxemburgischen Armee und die Sängerin Corina Fuhrmann mit ausdrucksstarker Stimme. 

In Sandweiler formulierte Jean Claude Juncker einst den so wahren wie klaren Satz: „Wer an Europa zweifelt, wer an Europa verzweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen. Nirgendwo besser, nirgendwo eindringlicher, nirgendwo bewegender ist zu spüren, was das europäische Gegeneinander an Schlimmstem bewirken kann.“
 

Der Volksbund ist ...

… ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Mehr als 10.000 waren es im vergangenen Jahr. Der Volksbund pflegt ihre Gräber in 45 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 38.000 junge Menschen. Für seine Arbeit ist er dringend auf Mitgliedsbeiträge und Spenden angewiesen.



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