Oberstabsgefreiter Daniel Schenk (links) mit Generalmajor Jürgen Brötz bei der Spendensammlung im belgischen Mons. Der Karton ist beklebt mit dem Volksbund-Spendenaufruf an alle Mitglieder. (© Bundeswehr)
SHAPE in Belgien: Spenden gesammelt für Bobruisk
Internationale Antwort auf Volksbund-Aufruf für Notausbettung in Belarus
Die Spendenbox ist selbstgebastelt und am Ende sind 2.500 Euro für die Notausbettung Bobruisk darin – gesammelt in Mons in Belgien. Dort ist das Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE) angesiedelt, das Oberste Hauptquartier der Alliierten Streitkräfte in Europa. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. hatte um Spenden gebeten.
Nicht nur deutsche, sondern auch Soldaten und Soldatinnen anderer Nationen sowie zivile Mitarbeiter waren dem Aufruf gefolgt. „Es sind die Kameraden unserer Großväter und Väter, die in Bobruisk geborgen werden. Sie haben es verdient, würdig bestattet und identifiziert zu werden“, sagte Oberstleutnant Jürgen Ludwig beim Antreten zu „seinen“ Soldatinnen und Soldaten.
General stellt Aufruf vor
Er leitet seit einem Jahr die deutsche Stabsgruppe und hatte sich bereiterklärt, die Sammlung zu organisieren. General Gerhard Klaffus, Deutscher Militärischer Vertreter bei SHAPE, hatte den Volksbund-Aufruf in Mons vorgestellt. Neben einer Vielzahl von Einzelspenden gingen auch größere Beträge der deutschen Unteroffizierskameradschaft und des Offizierkorps ein.
Aktuell bergen Umbetter in Bobruisk Tote, die bis 1944 auf einem früheren Wehrmachtsfriedhof bestattet wurden. „Dass wir bei so einer Aktion helfen, sind wir den gefallen Soldaten schuldig – unabhängig von der Nation“, sagt Jürgen Ludwig.
Aktueller Stand
der Notausbettung in Belarus: Nach neun Wochen haben die Umbetter 782 Tote geborgen und 253 Erkennungsmarken gefunden. 203 davon sind gut oder teilweise lesbar. Bis zum Jahresende muss der Einsatz abgeschlossen sein. Der Volksbund hatte für dieses ungeplante Projekt zu Spenden aufgerufen (mehr lesen).
„Thema begegnet einem immer wieder“
Seit 40 Jahren ist Jürgen Ludwig Soldat und kennt die Volksbund-Arbeit von vielen Anlässen: Volkstrauertage gehören dazu und die Besuche von Kriegsgräberstätten im Ausland. „In den USA“, berichtete er, „waren in der amerikanischen Kaserne, in der ich stationiert war, vier deutsche Soldaten bestattet. Sie waren Kriegsgefangene, die während der Gefangenschaft verstorben sind. Das Thema begegnet einem immer wieder.“
Grund, sich zu engagieren, gibt auch seine Familiengeschichte: Der Vater von Jürgen Ludwig kämpfte 1944 in Russland. Die, die jetzt in Bobruisk geborgen werden, könnten seine Kameraden sein. „Es lohnt sich, sich dafür einzusetzen“, sagt der Oberstleutnant, „und ich bin bei weitem nicht der einzige, der so denkt.“
Jedes Jahr: Gräber pflegen in Menen
Sichtbar wird das alljährlich im November, wenn Soldatinnen und Soldaten der deutschen Stabsgruppe für einen Tag ehrenamtlich auf der Kriegsgräberstätte Menen arbeiten – Laub zusammenrechen und Grabsteine reinigen. Das hat eine lange Tradition.
Dabei – wie bei der Sammlung für Bobruisk – ist die Gruppe bunt gemischt. Auch Angehörige, Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer der deutschen Schule sind dabei. Zum Abschluss wird stets eine kurze Andacht gehalten und gemeinsam ein Kranz niedergelegt. Nächster Termin ist der 5. November.
Der Volksbund ist ...
... ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Fast 12.000 waren es im vergangenen Jahr. Der Volksbund pflegt ihre Gräber in 46 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 38.000 junge Menschen.
Die Gräbersuche Online umfasst inzwischen rund 5,4 Millionen Datensätze. Wer noch einen Angehörigen vermisst, kann dort recherchieren und gegebenenfalls einen Suchantrag stellen. Der Volksbund ist dringend auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen.