Deutschland

Aurich - Tannenhausen, Kriegsgräberstätte

Gesamtbelegung: 97 Tote

Aurich

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Ganzjährig geöffnet

70 Jahre nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion weihte der Auricher Bürgermeister Heinz-Werner Windhorst am 22. Juni 2011 die Geschichts- und Erinnerungstafel auf der Kriegsgräberstätte Aurich-Tannenhausen ein. Die Tafel ist Produkt eines Schulprojekts von Auricher Schülern in Kooperation mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Sechs Hauptschülerinnen und Hauptschüler machten sich ab vergangenem Sommer daran, das Schicksal von Rotarmisten zu erforschen, die von 1942 bis 1945 im Marineartilleriezeugamt (MAZ) Tannenhausen arbeiten mussten. Nach monatelangen Recherchen unter Anleitung von Lehrer Alwin de Buhr war klar: Bis Kriegsende starben bis zu 236 sowjetische Kriegsgefangene infolge von Hunger, Krankheiten, schwerer Arbeit und Misshandlungen in Tannenhausen. Die Nachforschungen führten die Schüler unter anderem in das Staatsarchiv Aurich. Weiter werteten sie Zeitzeugengespräche und Fachliteratur aus. In einem weiteren Arbeitsschritt verfassten die Jugendlichen Texte und suchten Bilder zur Illustration der Tafel aus. Die von Lehrer de Buhr und Volksbund-Schulreferent Marco Wingert überarbeiteten Texte sind nun auf der Tafel zu sehen. Sie informiert über das Kriegsgefangenenlager in Tannenhausen, die Situation sowjetischer Kriegsgefangener und klärt über die historischen Hintergründe auf. Dabei wird deutlich, dass die Rotarmisten nicht dem allgemeinen Kriegsgeschehen, sondern der NS-Ideologie der damaligen Machthaber zum Opfer fielen. Dies können übrigens nicht nur deutsche Besucher des Friedhofs erlesen, sondern auch russischsprachige. Damit unter anderem auch Angehörige sich ein Bild vom Schicksal ihrer Verwandten machen können, ist die Tafel zweisprachig konzipiert worden. Mit der Errichtung der Tafel, deren Erstellung unter anderem von Stadt und Landkreis Aurich unterstützt wurde, ist die Arbeit auf der Kriegsgräberstätte Tannenhausen noch nicht abgeschlossen. Im Zuge der Recherchen ermittelte Alwin de Buhr 74 Namen von sowjetischen Kriegsgefangenen. Diese sollen in den kommenden Monaten sichtbar gemacht werden. Wie dies geschehen kann, wollen im August deutsche und russische Jugendliche im Rahmen eines binationalen Seminars überlegen. Im Sommer 2010 wurden bereits 21 Namen auf Holzschildern provisorisch sichtbar gemacht. Text & Fotos: Marco Wingert 2011