Indien

Dehra Dun (Uttar Pradesh)

Gesamtbelegung: 68 Tote

Ganzjährig geöffnet

Auf diesem Friedhof ruhen 69 Gefallene des Zweiten Weltkrieges. Die während des Zweiten Weltkrieges im Internierungslager Dehra Dun (etwa 3.000 Zivilinternierte aus Südostasien) verstorbenen Deutschen waren zunächst auf einem besonderen Interniertenfriedhof in der Nähe des Lagers begraben worden. Anfang der 60er Jahre wurden die Toten im Einvernehmen mit den indischen Behörden auf dem in der Stadtmitte gelegenen Friedhof von Dehra Dun (Dehra Dun Christian Cemetery) umgebettet. Textbeitrag/Recherche von N.R. Levin im Auftrag des Auswärtigen Amtes 2003/2004 Geschichte der Gräber von Dehra Dun Jedoch werden die sterblichen Überreste aller Internieten gemeinsam verwahrt, bis auf die Überreste von Reinhard Geisse, dessen Überreste in einem Grab bei seinen Verwandten aufbewahrt werden. Der einzige Jude im Camp, Theodor Bleitbarth, wurde separat durch eine geladene Person der britischen Armee eingeäschert. Das Gefangenenlager Dehradun wurde speziell für Zivilisten aus Deutschland und Italien eingerichtet mit dem Zweck, eine europäische Atmosphäre zu schaffen. Das Lager war ab Ende 1940 in Betrieb und war mehr oder weniger durch das überbestimmte Konzept der Briten in Bezug auf die ethische und moralische Geradlinigkeit ihrer Position gegenüber der Brutalitäten der Nazis und italienischen Faschisten gekennzeichnet. Diese moralische Überlegenheit wurde lediglich durch die mögliche menschliche Behandlung der Gefangenen eingefordert, die in erster Linie den italienisch- und deutschsprachigen Personen gehörten, die sich in und um Indien herum aufhielten. Die meisten von ihnen waren Fachpersonal und übten Berufe aus, die Fachkönnen verlangten. Der bekannte Heinrich Harrer, ein Tutor des Dalai Lama, war Bergsteiger und bis zu seiner Flucht im Jahr 1943 Insasse des Lagers. Da sich die Akten in Verbindung mit dem Gefangenenlager Dehradun nicht bei der indischen Militärakademie befinden, ist davon auszugehen, dass sie sich derzeit in der Bibliothek der Abteilung Inneres und politische Angelegenheiten des India Office befinden. Das Lager war gemäß Alfred Wurfel für einen Zeitraum von 3 Jahren [Satz im Ausgangstext unvollständig; Anm. d. Übers.], was darauf hinweisen könnte, dass es erst nach den ersten großen Rückschlägen von Deutschland und Italien eröffnet wurde. Insgesamt wurden mehr als zweitausend Menschen in das Lager gebracht, wovon ungefähr etwas mehr als 300 Italiener und Deutsche waren. Das Lager bestand aus 7 Hauptabschnitten und mehr als 4 Abschnitte waren ausschließlich für Italiener und Deutsche bestimmt. Gemäß Wurfel bestanden 4 Abschnitte aus Juden, Nazis, Anti-Nazis und Italienern. Es wird gesagt, dass die Kriegsgefangenen den Innenraum der Katholischen Kirche St. Francis gemeinsam mit einigen deutschen Katholiken gestrichen haben. Alle großen Konfessionen wurden bei religiösen und nicht-religiösen Angelegenheiten gerecht behandelt. Es wurde den Katholiken gestattet, die Gottesdienste der benachbarten Kirche zu besuchen. Zu Beginn erhielten sie Nummern entsprechend ihrem Abschnitt und sie konnten sich tagsüber in der Stadt aufhalten, wobei sie sich jedoch um 20.00 Uhr wieder im Lager melden mussten. Nach der berühmten Flucht von Heinrich Harrer und anderen wurde der Druck größer und die Überwachung ausgedehnt, wodurch es zu mehr Misshandlungsfällen kam. Zu Beginn gab es indische Bedienstete und indisches Essen. Sie besaßen die Freiheit, einen von ihnen zum Chefkoch zu ernennen, um an bestimmten Tagen kontinentale Delikatessen zu servieren. Das Leben im Lager sowie die Einrichtungen und Sauberkeit waren verhältnismäßig besser im Vergleich zu anderen indischen Gefängnissen. Bücher, Filme und andere Freizeitaktivitäten wurden unter der Aufsicht eines Hauptmanns angeboten. Alkohol war im Lager verboten, jedoch konnten sie ihn mit der stillschweigenden Genehmigung der Soldaten selbst brauen. Zuerst wohnten nur Männer im Lager, später jedoch kamen ihre Familienmitglieder hinzu. Die meisten Personen mussten mit der Unterstützung zufrieden sein, die sie von der Regierung erhielten, da die britische Regierung ihren Besitz beschlagnahmte. Offenbar kam es zu keinen größeren Konflikten im Lager. Es wurde darauf geachtet, dass die Juden und die unbedeutenden Pro-Nazis Abstand voneinander hielten, damit es nicht zu Kämpfen kam. Es gab auf keiner Ebene größere Wechselwirkungen. Im Lager war Alkohol ein Hauptproblem, da die meisten Gefangenen, die mit der Internierung nicht gut umgehen konnten, keine andere Hilfe als Alkohol hatten. Die meisten Menschen starben an Krankheiten und manche eines natürlichen Todes. Da es sich um eine Angelegenheit der Armee handelte, wurden keine weiteren Angaben zu den Gefangenen bekannt, nicht einmal im Gemeindeamt. Die imperialen Angelegenheiten wurden abseits der lokalen Kontrolle gehalten, und so war nur das Heimatland verantwortlich. ARBEITSPLAN Die Arbeit erfolgte zu Beginn durch ein ausführliches Interview mit Herrn Alfred Wurfel, einem Träger des Padma Bhushan mit herausragendem und fachkundigem Wissen im Bereich der Indologie, der auch Insasse des Gefangenenlagers Dehradun war. Er beschrieb seine Erfahrungen als Gefangener und die Organisation des Alltagslebens im Lager. Die verbleibende Arbeit wurde im Rahmen einer Exkursion nach Dehradun erfüllt. In Dehradun erhielt ich Hilfe von den römisch-katholischen Pastoren J P Singh der St. John´s Kirche von CNI und Fr. Antony Das der St. Francis Kirche. Die Begräbnisregister beider Kirchen erleichterten die frühen Nachforschungen und führten dazu, dass wir die Gefangenen als separat identifizieren konnten. Mehr als zwei Friedhöfe wurden als deutsch identifiziert und die restlichen Friedhöfe als italienisch. Das Grab von Reinhard Geisse wird separat von seinen Verwandten gepflegt und visuell durch Fotos dokumentiert. Das Grab des einsamen deutschen Juden wird separat gepflegt und wurde von mir identifiziert, was ebenfalls durch Fotos dokumentiert ist. Einzelheiten zu den anderen Personen sind unbekannt und werden als sterbliche Überreste der deutschen Gefangenen auf einem der Friedhöfe verwahrt. Die Akten, die von Herrn Trilochan Singh, Gemeindebeauftragter, gegengeprüft wurden, legten keine Ergebnisse offen. Die zwei Hauptbesuche der indischen Militärakademie brachten ebenfalls keine Ergebnisse hervor, da die meisten Akten vor 1964 nach Delhi gesendet wurden. Das Gespräch mit der Kuratorin Frau Jaya Ravi der Nationalarchive in Neu-Delhi bezog sich auf den Aufenthaltsort der Truppen. Ihrer Ansicht nach müssten sich diese Informationen in der India Office Bibliothek von England befinden, da sich die Truppen unter dem Zuständigkeitsbereich des Innenministeriums befanden. Die Arbeiten hier sind abgeschlossen und es werden weitere Archivuntersuchungen durchgeführt werden, um weitere mögliche Ergebnisse in Bezug auf das Gefangenenlager zu erhalten. Bis jetzt wurden Angaben zu 17 Personen durch diese Untersuchung offengelegt.