Deutschland

Frankfurt am Main, Hauptfriedhof

In den Kriegsgräbern des Frankfurter Hauptfriedhofs ruhen die sterblichen Überreste von annähernd 6.700 Menschen – Männern, Frauen und Kindern aus Deutschland und anderen Ländern –, die ihr Leben in den Weltkriegen und als Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verloren haben. Das »Gräbergesetz« der Bundesrepublik Deutschland legt fest, dass ihre Grabstätten ohne zeitliche Befristung gepflegt werden müssen und nicht beseitigt werden dürfen. Die großen Gräberfelder für die Toten der Weltkriege entstanden jeweils in den Kriegsjahren 1914–1918 und 1939–1945. Ihr heutiges Erscheinungsbild erhielten sie in späteren Umgestaltungen durch die Stadt Frankfurt am Main, an denen nach dem Zweiten Weltkrieg auch die Bundesrepublik Deutschland, das Land Hessen und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. beteiligt waren. Tote des Ersten Weltkriegs Der Frankfurter Hauptfriedhof ist in Gewanne unterteilt. Im westlichen Teil des Gewanns VII sind über 1.600 Tote des Ersten Weltkriegs bestattet. Die meisten von ihnen waren deutsche Soldaten, die verwundet in Frankfurter Lazarette eingeliefert wurden und dort verstarben. Andere wurden von ihren Sterbeorten an den Fronten zur Beisetzung auf den Hauptfriedhof überführt. Auch Lazarett-Krankenschwestern und Opfer erster Luftangriffe auf Frankfurt sind hier begraben, außerdem 50 Kriegsgefangene aus Serbien, Rumänien und Russland. Weitere 50 Kriegsgräber des Ersten Weltkriegs und ein Gefallenendenkmal von 1925 befinden sich auf dem jüdischen Friedhof Rat-Beil-Straße im Süden des Hauptfriedhofs. Das Ehrenmal von 1928 Den Mittelpunkt der Kriegsgräberfelder auf dem Hauptfriedhof bildet der Rundbau des Ehrenmals. Es wurde 1928 nach einem Entwurf des Architekten Hermann Senf von der Stadt Frankfurt zum Gedenken an ihre Toten des Ersten Weltkriegs errichtet. Die Skulptur des »Liegenden Kriegers« im Innern des Bauwerks stammt vom Bildhauer Paul Seiler. Seit einer Umgestaltung im Jahr 1957 ist das Ehrenmal auch der Erinnerung an die Toten des Zweiten Weltkriegs gewidmet. Damals wurden die Inschriften auf der Fassade und das Eiserne Kreuz über dem Eingang hinzugefügt. Tote des Zweiten Weltkriegs Den östlichen Teil des Gewanns VII nehmen Gräberfelder für mehr als 3.000 Tote des Zweiten Weltkriegs ein, weit überwiegend zivile Frankfurter Luftkriegsopfer sowie rund 400 Soldaten der Wehrmacht und Waffen-SS. Die Gräber von Soldaten, die nach Todesurteilen der Wehrmachtsjustiz in der Haftanstalt Frankfurt-Preungesheim hingerichtet worden waren, wurden erst 1964 hierhin verlegt. Die Kriegsgräber in diesem Teil des Gewanns VII sind mit rötlichen Grabkennzeichen in wechselnden Formen markiert, im Gegensatz zu den einheitlich grauen Kreuzen für die Toten des Ersten Weltkriegs. Das Gräberfeld für die Opfer der NS-Herrschaft Vom Vorplatz des Ehrenmals führt ein Weg in südlicher Richtung zur Skulptur des »Hiob«. Die Bronzeplastik von Gerhard Marcks steht am Übergang zum 1959 eingeweihten Gräberfeld für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Liegende, stehende und an einer Mauer angebrachte Sandsteintafeln markieren die Grabstätten für fast 1.400 Tote, deren sterbliche Überreste auf Beschluss des Frankfurter Magistrats aus früheren Grablagen hierhin umgebettet wurden: Häftlinge in Konzentrationslagern und Gefängnissen, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, sowjetische Kriegsgefangene und »Displaced Persons«, außerdem über 300 Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen, die ermordet wurden, weil ihr Leben in der Ideologie der nationalsozialistischen »Rassenhygiene« für »lebensunwert« erklärt wurde. Das Gemeinschaftsgrab der polnischen KZ-Häftlinge Im Gewann E, abseits der zentralen Kriegsgräberstätte, wurde durch Umbettungen in den Jahren 1948 und 1958 ein Gemeinschaftsgrab für KZ-Häftlinge geschaffen. Es birgt 528 Urnen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit die sterblichen Überreste von ebenso vielen Toten enthalten. Diesen lässt sich jedoch nur in 517 Fällen eindeutig ein Name zuordnen. Fast alle Toten waren Polen. Von der Leitung der Frankfurter Adlerwerke wurde 1944 ihr Arbeitseinsatz in der Rüstungsproduktion beim SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt eingefordert. Untergebracht im Lager »Katzbach«, einem Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof auf dem Werksgelände, starben sie zwischen Oktober 1944 und März 1945 an den mörderischen Haft- und Arbeitsbedingungen, denen sie in den Adlerwerken ausgesetzt waren, als Opfer von Hinrichtungen oder bei Luftangriffen, da sie die vorhandenen, vergleichsweise sicheren Schutzräume nicht aufsuchen durften. Ebenfalls außerhalb der zentralen Kriegsgräberfelder befindet sich im Gewann X eine Grabanlage für über 120 weitere polnische Tote, vor allem Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die im Zweiten Weltkrieg oder als »Displaced Persons« in den Nachkriegsjahren in Frankfurt verstarben.