Deutschland

Oldenburg, Neuer Ev.-luth. Friedhof

Auf dem Neuen Friedhof ruhen - nach den uns vorliegenden Informationen - insgesamt 452 Tote beider Weltkriege und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Auf keinem Oldenburger Friedhof wurden mehr Kriegstote beerdigt. Die überwiegende Zahl dieser Menschen wurde auf Ehrenfeldern beigesetzt, die zentral auf dem Friedhof liegen und durch das dazugehörige Hochkreuz gut zu finden sind. Daneben gibt es kleinere Grablagen, überwiegend für russische Kriegsgefangene des 1. Weltkriegs und deutsche Soldaten, die ebenfalls im oder nach dem 1. Weltkrieg (bis weit in die 1920er Jahre hinein) gestorben sind. Die Hintergründe der auf dem Friedhof beerdigten Kriegstoten sind höchst unterschiedlich und spiegeln viele Aspekte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wider. Unter den 150 Toten des 1. Weltkriegs befinden sich Soldaten, die nach schweren Verwundungen in Oldenburger Krankenhäusern starben ebenso wie 7 russsische Kriegsgefangene, von denen viele in Ahlhorn starben. Auch mehrere Luftschiffer, deren Fluggeräte in Ahlhorn stationiert waren, fanden ihre letzte Ruhe auf diesem Oldenburger Friedhof. Unter den 302 Toten des Zweiten Weltkriegs befinden sich neben Oldenburger Zivilisten auch Militärangehörige, die entweder in Oldenburg starben oder in hierher überführt wurden. Zudem finden sich ausländische Angehörige deutscher militärischer Einheiten (Letten, Ungarn, Russen), ebenso 25 so genannte Displaced Persons, die nach Kriegsende starben. Auch Flüchtlinge, die die Strapazen nicht überlebten, sind auf den Ehrenfeldern begraben worden. Bislang ohne individuelle oder kollektive Kennzeichnung ist das Gräberfeld, auf dem sich über 50 Pfleglinge des Gertrudenheims im Kloster Blankenburg befinden. Diese starben als Opfer von Hunger und Pflegeentzug im Kloster Blankenburg und wurden zunächst dort beigesetzt. Als die Anstalt für militärische Zwecke genutzt und umgebaut werden sollte, wurden die Gebeine der Verstorbenen auf den Neuen Friedhof überführt, dort jedoch nie gekennzeichnet. Erst durch Nachforschungen eines Angehörigen und von Dr. Ingo Harms sind diese Ereignisse bekannt geworden. Text & Fotos: Marco Wingert