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236 Soldaten in Kursk beigesetzt

Zehn Jahre deutscher Soldatenfriedhof Kursk-Besedino

Ein Jahrzehnt nach der Einweihung des deutschen Soldatenfriedhofes Kursk-Besedino ruhen dort inzwischen fast 50.000 deutsche Soldaten, viele von Ihnen gefallen in der Panzerschlacht um den Kursker Frontbogen im Kriegsjahr 1943. So wie vor zehn Jahren waren auch in diesem Jahr wieder Familienmitglieder der dort Bestatteten vor Ort. Es war ein bewegendes und teils sehr emotionales Gedenken. Darüber berichteten übrigens auch russische Medien, natürlich in der Landessprache: Video.

Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie wurden zum zehnten Jahrestag der Einweihung die Gebeine von 236 bis dato noch unbekannten deutschen Kriegstoten durch Militärdekan Bernd Schaller (Foto unten) von der katholischen Militärseelsorge aus Berlin und Vater Chrzysztof von der katholischen Gemeinde Kursk würdevoll beigesetzt. Die Gebeine wurden in den letzten Wochen und Monaten im Raum um die Stadt Kursk durch den Volksbund-Umbettungsdienst aus verschiedenen Grablagen geborgen.

Bei strömendem Regen gedachten vierzig aus Deutschland angereiste Angehörige Ihrer gefallenen Brüder, Väter, Großväter und Onkel. Sie taten dies gemeinsam mit der Reisegruppe des „Freundeskreises Offiziere der Panzertruppe“ und einer Delegation um den früheren Volksbund-Präsidenten Reinhard Führer (Foto unten, links). Der Freundeskreis hält seit nunmehr zehn Jahren die Patenschaft über diesen Friedhof und engagiert sich nahezu jedes Jahr, mit Besuchsfahrten Interessierte und Mitglieder aus Deutschland mit den Menschen vor Ort zusammen zu bringen.

Der Osteuropabeauftragte des Volksbundes und frühere Präsident, Reinhard Führer, überzeugte sich bei den Gesprächen mit Mitarbeitern und Offiziellen vor Ort davon, dass trotz vieler neuer Gesichter in der Kursker Verwaltung und beim Volksbund vor Ort die Zusammenarbeit und Unterstützung der Volksbundarbeit durch offizielle russische Stellen und die Menschen in Kursk vorhanden ist – ja tadellos funktioniert. Ob bei der Kranzniederlegung an sowjetischen Gräbern oder auf dem deutschen Friedhof: Russen und Deutsche gedachten stets gemeinsam!

Viele herzliche Umarmungen

Das auf tiefer Freundschaft der vor zehn Jahren Handelnden beruhende gute Verhältnis beeindruckte mit den vielen herzlichen Umarmungen trotz des schweren Themas auch die Gesandte der deutschen Botschaft Moskau, Beate Grzeski (Foto unten). Zusammen mit den Soldaten des Militärattachéstabes Moskau nahm sie an den Veranstaltungen teil und brachte in ihren Grußworten die Hoffnung auf Verbesserung der zwischenstaatlichen Beziehungen zum Ausdruck.

Wesentlichen Anteil an der Errichtung des Friedhofes hatten auch die Kursker Veteranen, von denen der heute 95-jährige Oberst a.D. Bulatow am Vorabend der Beisetzung zitierte: „Man kann die Lebenden nicht lieben, wenn man der Toten nicht gedenkt.“ In diesem Geist arbeiten Deutsche und Russen in Kursk zusammen, ohne zu vergessen, dass Deutschland dieses umfassende Leid nach Russland getragen hat.

Mütterchen mit Blumenstrauß

Ein Grund, warum der Volksbund in Russland überhaupt Friedhöfe bauen darf, liegt darin begründet, dass in Deutschland die Friedhöfe der Sowjetarmee gepflegt und finanziert werden. Das wissen auch die Menschen in Kursk. So saß vor zehn Jahren, am Vortag der Einweihung des Friedhofes in Kursk, ein altes russisches Mütterchen mit einem halb verwelkten Strauß selbst gepflügter Blumen am Hochkreuz des Friedhofes und weinte: Ihr Bruder sei im Krieg in Deutschland gefallen und sie wisse nur, das er ein Grab irgendwo in Deutschland habe. Sie könne bei ihm keine Blumen niederlegen und so komme sie mit Blumen zu den deutschen Soldaten. Vielleicht gäbe es ja in Deutschland ein Mütterchen, das wiederum ihrem Bruder ein paar Blumen schenkt. Dieser schöne Gedanke gibt ihr Hoffnung, auch wenn das Kriegsschicksal ihres Bruder bis heute nicht geklärt werden konnte.  

Die in Kursk jetzt noch als Unbekannte bestatteten Soldaten haben nun eine würdige Ruhestätte erhalten. Doch auch deren Familien in Deutschland wissen nichts über ihren Verbleib, solange sie Unbekannte bleiben. Die Mitarbeiter des Gräbernachweises des Volksbundes werden in Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv, der ehemaligen Deutschen Dienststelle, ihr Bestes tun, um so viele Identifizierungen wie möglich anhand der Umbettungsprotokolle und der sonstigen vorhandenen Originalakten vornehmen zu können. Das Ziel des Volksbundes ist es, die Familien über den Verbleib ihrer Lieben zu informieren, damit diese einen Ort des Trauerns und des Gedenkens haben.

Der Ring des Onkels

Eine der Reiseteilnehmerinnen der Volksbundreise schilderte, wie Sie den Ring ihres bei Orel gefallenen Onkels ausgehändigt bekam. Dieser wurde durch den Volksbund bei Umbettungsarbeiten zusammen mit den Gebeinen und der Erkennungsmarke gefunden. Sie besuchte nun zum zweiten Mal das Grab Ihres Onkels in Kursk.

Erschütternd war es auch in Kursk wieder für die Mitarbeiter des Volksbundes zu sehen, wie Kinder der Gefallenen voll Tränen, aber auch dankbar, nach über 75 Jahren zum ersten Mal am Grab ihres Vaters stehen.

Für diese stillen, traurigen und auch irgendwie freudigen Momente wird all die Arbeit gemacht: die Recherchen des Gräbernachweises, die Such- und Grabungsaktivitäten des Umbettungsdienstes, die Genehmigungseinholung durch das Moskauer Büro des Volksbundes, die Bauaufgaben und Namenkennzeichnung und schließlich die Friedhofspflege und die Reiseorganisation für die Angehörigen. Der nach der Einbettung in Kursk vielfach geäußerte Dank der Angehörigen für die Mitarbeiter des Volksbundes ist so immer ein ganz besonderer Lohn.

Arne Schrader    

Das Gedenken in Kursk fand teils unter strömenden Regen statt. Direkt nach der Zeremonie und vor der eigentlichen Einbettung wurde die Schutzplane entfernt und die Kriegstoten zur ewigen Ruhe gebettet.