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6. HisTourismus-Fahrt des Kreisverbandes Paderborn führte nach Niedersachsen

40 Teilnehmende besuchen die Friedensstadt Osnabrück

Paderborn. Die diesjährige HisTourismus-Fahrt mit 40 Teilnehmenden führte zu drei sehr unterschiedlichen Zielen in Osnabrück. Die Fahrt lag wie in den letzten Jahren in den bewährten Händen des Arbeitskreises für Regionalgeschichte mit seinem Koordinator Hermannn-Josef Bentler, dem Pädagoge Burkhard Mütherig, dem Historiker Norbert Ellermann und dem Kreisgeschäftsführer des Volksbundes Heinrich Vogt.

Erster Programmpunkt war eine Besichtigung der Gedenkstätte Augustaschacht, dem sogenannten KZ der Gestapo. In diesem Arbeitserziehungslager, einem ehemaligen Pumpen- und Lagerhaus, waren von Januar 1944 bis zum Kriegsende 1945 mehr als 2.000 Menschen aus 18 Nationen inhaftiert. In dem Lager waren Zwangsarbeiter, aber auch Gewerkschaftler, Sozialdemokraten, sogenannte Halbjuden sowie Angehörige der Zeugen Jehovas. Mindestens 100 von ihnen überlebten die, auf durchschnittlich 8 Wochen begrenzten, unmenschlichen Arbeits- und Haftbedingungen nicht. Unter dem Kommando der Gestapo wurden die Inhaftierten z.B. zur Arbeit im Eisenhüttenwerk oder bei der Trümmer- und Blindgängerbeseitigung in der Stadt Osnabrück eingesetzt.

Das nächste Ziel der Fahrt war dann die Stadt Osnabrück selber. Den Ausgangspunkt für eine besondere Stadtführung bildete das Historische Rathaus, wo nach fünfjähriger Beratung in einem europäischen Friedenskongress der Westfälische Frieden geschlossen und damit der dreißigjährige Krieg beendete wurde. Die Stadt Osnabrück war seinerzeit der Verhandlungsort für die Schweden, die Gesandten des Kaisers und die protestantischen Reichsstände, während in Münster die Gesandten Frankreichs, des Kaisers und der katholischen Reichsstände aufeinandertrafen.

Als letzter Programmpunkt wurde die Kriegsgräberstätte auf dem Friedhof Heger besucht. Dort ruhen 1.525 Kriegstote des Zweiten Weltkrieges. Vertreter der Initiative Spurensuche-Osnabrück e.V. informierten die Gruppe aus dem Kreisverband Paderborn u.a. über die Recherche nach verstorbenen Kindern von Zwangsarbeiterinnen zwischen 1942 und dem Kriegsende 1945. Geboren wurden die Kinder in Osnabrücker Lagern und starben häufig schon am ihrer Geburt oder in den darauffolgenden Tagen an Mangelernährung, Krankheiten oder den schlechten hygienischen Bedingungen.

Dass das Schicksal dieser Kinder (und Mütter) nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zunächst oft in Vergessenheit geriet, ist tragisch. Durch einen glücklichen Zufall haben die Mitarbeiter des Friedhofs Heger im Jahr 2017 die mit viel Sorgfalt ausgefüllten Karteikarten der toten Kinder entdeckt. Die Initiative hat es 70 Jahre nach Kriegsende in einer Bauzeit von nur 2 Jahren zudem geschafft, eine eindrucksvolle Gedenkstätte zu bauen und damit jedem dieser verstorbenen Kinder mit seinem Namen und Geburts- und Sterbedaten auf dem Gedenkstein ein Stück Würde wieder zu geben. Über 100 „in Stein gemeißelte Namen" der Kinder stehen auf dem Gedenkstein (siehe Foto).

Mit großer Betroffenheit und im stillen Gedenken legte die Gruppe aus dem Kreisverband Paderborn ein Blumengebinde an diesem besonderen Gedenkort auf der Kriegsgräberstätte Heger nieder.

Landrat Manfred Müller, Vorsitzender des Kreisverbandes Paderborn, freut sich, dass die HisTourismus-Fahrt auch in diesem Jahr wieder gut angenommenen wurde. Er betont die Verpflichtung des Volksbundes zur Wahrung des Gedenkens an die Opfer von Krieg und Gewalt sowie den Anspruch des Vereins den Frieden unter den Völkern zu halten und die Würde des Menschen stets zu achten. Im Jahr des 100-jährigen Bestehens dieser humanitären Organisation sind die Erinnerungs-und Gedenkkultur mit Angeboten zur Regional- und Zeitgeschichte sowie die historisch-politische Jugend-, Schul- und Bildungsarbeit (mit einem eigenem Förderprogramm) nach wie vor wichtige Bestandteile der Arbeit im Kreisverband.

Text und Fotos: Kreisverband Paderborn