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80 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkrieges

Bewegende Gedenkfeier des Volksbundes NRW

 

Gelsenkirchen. Am 1. September 2019 trafen auf dem Westfriedhof der Stadt Gelsenkirchen mehr als 100 Menschen zusammen, um an den Beginn des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren zu erinnern. Zu dieser öffentlichen Gedenkfeier hatte der Landesverband NRW im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. eingeladen. Im Rahmen der Veranstaltung eröffnete der Vorsitzende des Volksbundes NRW, Thomas Kutschaty, eine Informationstafel zu Kriegsgräberstätten auf diesem Friedhof.

Der Gelsenkirchener Oberbürgermeister Frank Baranowski, Landtagsvizepräsidentin Carina Gödecke, Staatssekretär Klaus Kaiser, der Generalkonsul der Republik Polen, Jakub Wawrzyniak, und der Vorsitzende des Landesverbandes NRW im Volksbund, Thomas Kutschaty, nahmen die Gelegenheit wahr, der Millionen Kriegstoten zu gedenken und gleichzeitig für das Engagement für Frieden, Freiheit und Demokratie zu werben.

Dass man sich kaum einen geeigneteren Ort für eine Gedenkfeier vorstellen könne, als den Gelsenkirchener Westfriedhof, stellte Oberbürgermeister Frank Baranowski in seiner Begrüßung fest. Denn auf diesem Friedhof seien Menschen bestattet worden, „die in diesem Krieg und durch das NS-Regime zu Tode gekommen sind, Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft und Lebenswege. Kriegsgefangene, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus Belgien, Polen, der Sowjetunion und anderen Ländern; deutsche Kriegsgefallene; Frauen und Männer, die in Konzentrationslagern getötet wurden; Opfer des Euthanasieprogramms der Nazis; Gelsenkirchener Opfer von Bombenangriffen."

Der polnische Generalkonsul Jakub Wawrzyniak, dessen Großvater im KZ Dachau und dessen Großmutter Zwangsarbeiterin war, bekundete in einer sehr persönlichen Rede „Trauer und Wut" über das Leid, das die polnische Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg erfahren musste, begrüßte aber auch die zahlreichen Schritte der Versöhnung, die Polen und Deutsche seit Ende des Zweiten Weltkrieges aufeinander zu gemacht hätten.

Dankbarkeit für eben diese Versöhnung und die Wiederaufnahme der Deutschen in die Staatengemeinschaft äußerte Landtagsvizepräsidentin Carina Gödecke. Mit dem Hinweis auf die Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen betonte sie die Verantwortung der Deutschen für den Frieden in Europa. Dies sei ein „politischer, gesellschaftlicher und humanistischer Auftrag", der sich aus der Geschichte der Weltkriege und aus dem Grundgesetz ableite.

Staatsminister a.D. Thomas Kutschaty forderte dazu auf, sich intensiver mit der Kriegsgeschichte der europäischen Nachbarstaaten auseinanderzusetzen. Er wandte sich gegen Populismus und Rechtsextremismus, warnte vor nationalen Alleingängen und warb für gemeinsames europäisches Handeln. „Aufeinander zugehen, einander zuhören, die jeweiligen Positionen austauschen und gemeinsam die beste Lösung zum Wohle aller Europäer finden – das ist eine Lehre, die wir aus beiden Weltkriegen ziehen können und ziehen müssen."

Im Anschluss an die Ansprachen und eine Kranzniederlegung führten Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Gelsenkirchen Berger Feld die mehr als 100 Gäste zu den insgesamt fünf auf dem Friedhof gelegenen Kriegsgräberstätten. Dort stellten sie exemplarisch einige Schicksale der 1.143 dort bestatteten Kriegstoten vor, darunter diejenigen von belgischen Zwangsarbeitern, von Opfern der so genannten „Euthanasie", des Widerstandes gegen das NS-Regime und von Opfern des Bombenkrieges.

Den eindringlichen Abschluss bildete ein „Gebet der Religionen", das von Vertretern der evangelischen, der katholischen Kirche, der jüdischen und der muslimischen Gemeinde gestaltet wurde.

Text und Fotos: Stefan Schmidt