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Bundeswehr: Politische Bildung virtuell

Volksbund-Seminar zum Weltkriegsende 1945 fürs Homeoffice konzipiert

75 Jahre Weltkriegsende beschäftigten auch die Bundeswehr – virtuell, als Seminar zur politischen Bildung für Offiziersanwärter im Homeoffice. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge reagierte schnell auf eine Anfrage und konzipierte eine Weiterbildung mit Video- und Telefonkonferenzen.

Die Idee dazu stammte von Oberstleutnant Ralph Peter, Kommandeur des Panzerpionierbataillons 803 in Havelberg (Sachsen-Anhalt). Alexander Bitter, Bundeswehrbeauftragter des Volksbundes für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, war begeistert. Der Obersteutnant a. D. erarbeitete ein Seminar für die drei Offizieranwärter Lena Schubert, Jonas Gerecke und Konrad-Sebastian Kuss, das in drei Phasen über die Bühne ging.

Das Fundament bildete ein Vortrag über die Aufgaben und aktuellen Arbeitsschwerpunkte des Volksbundes, den der Bundeswehrbeauftragte mittels Videokonferenz am 20. Mai 2020 hielt. Im Anschluss stellte er den Offiziersanwärtern, die im Herbst dieses Jahres ihr Studium an den Universitäten der Bundeswehr in Hamburg und München aufnehmen, drei Aufgaben. Das Ziel: eingehende selbständige  Auseinandersetzung im Homeoffice mit der Thematik „Kriegsende in Europa im Mai 1945“. Die Quellen stellte der Volksbund ebenfalls zur Verfügung.

Kriegsbiographien und Gedenkkultur
Konrad-Sebastian Kuss analysierte das Leben der Familie Lochner aus Nürnberg, deren Schicksal und Leid für Millionen Opfer des Zweiten Weltkriegs steht. Dabei griff er auf Dokumente des Volksbund-Projekts „Kriegsbiographien“ zurück. Jonas Gerecke befasste sich mit Geschichte und Gegenwart des Waldfriedhofs Halbe in Brandenburg. Hier erwies sich der „AudioGuide“ des Volksbundes als wertvolle Ressource. Lena Schubert widmete sich Gedichten des Gebirgsjägers Lorenz Scheck, die er während seines Kriegsdienstes in der Wehrmacht verfasst hatte und die ebenfalls dank des Projekts „Kriegsbiographien“ beim Volksbund archiviert sind.

Als Glücksfall für dieses besondere Kooperationsprojekt zwischen der Bundeswehr und dem Volksbund erwies sich die Tatsache, dass zum Panzerpionierbataillon 803 ein Lehrer für Geschichte und Ethik als Reserveoffizier gehört. Oberstleutnant Robert Thiele fungiert im Rahmen einer Wehrübung als Stellvertreter des Kommandeurs und übernahm inhaltliche und organisatorische Koordination.

Impulsvortrag aus Berlin
Am 28. Mai war es dann soweit: Live präsentierte das Trio seine Arbeitsergebnisse dem Offizierkorps des Verbandes. Nur der Bundeswehrbeauftragte war aus Berlin für einen Impulsvortrag zugeschaltet. Jeweils sieben Minuten Zeit hatten die Offizieranwärter anschließend, um ihre Ergebnisse vorzustellen. Ein spannender Auftrag für die drei, den die Anwesenheit von Generalmajor Jürgen-Joachim von Sandrart, Kommandeur der 1. Panzerdivision, noch etwas spannender machte. Alle bestanden die kleine „Prüfung“ mit Bravour.

Dabei eröffneten sie Perspektiven, die auf besondere Weise zeigten, was Krieg bedeutet: das Schicksal der Familie Lochner, die ungeheuren Opferzahlen der Kesselschlacht von Halbe im April 1945 und die Geschichte des Waldfriedhofes sowie Lorenz Schecks Gedicht „Das letzte Geleit“, das Lena Schubert sehr ergreifend vortrug und deutete.

Brückenschlag in die Gegenwart
Es folgte eine lebhafte Diskussion über die Frage, inwieweit der Bundeswehr-Nachwuchs eine Verantwortung aus dem historischen Ereignis Zweiter Weltkrieg ableitet  - sowohl allgemein für Offiziere der Bundeswehr als auch für sich ganz persönlich.

Sowohl der Divisions- als auch der Bataillonskommandeur waren sehr zufrieden mit den Ergebnissen des Seminars. Aber: Das Thema erinnerte auch an Soldatinnen und Soldaten, die in den zurückliegenden Jahren bei Auslandseinsätzen ihr Leben verloren haben.

Enge Zusammenarbeit mit dem Panzerpionierbataillon 803
Neben der Kriegsgräberfürsorge sind die historisch-politische Bildungsarbeit und die Erinnerungs- und Gedenkkultur den Mitarbeitenden des Volksbundes eine Herzensangelegenheit. Der Bundeswehr stehen für diese Aufgaben jeweils neun Bundeswehr- und Reservistenbeauftragte bundesweit zur Verfügung.

Großer Dank gebührte dem Panzerpionierbataillon 803 für die hervorragende Zusammenarbeit, besonders aber Oberstleutnant Peter und seinem Team für ihr Engagement bei Arbeitseinsätzen auf Kriegsgräberstätten. Angehörige der 1. Kompanie hatten im September 2019 wichtige Bau- und Pflegearbeiten auf einem Gräberfeld im lettischen Tirschussola geleistet. Für 2020 war ein Folgeeinsatz geplant, der Corona-bedingt abgesagt ist.

„Die Havelberger“ eine wichtige Säule
Darüber hinaus besteht zwischen der 3. Kompanie des Schweren Panzerpionierbataillons 903, die ebenfalls Oberstleutnant Peter unterstellt ist, und dem Volksbund-Landesverband Brandenburg seit mehreren Jahren eine umfassende Kooperation im Rahmen der Ausbettung von Kriegstoten. Die „Havelberger“ sind daher eine wichtige Säule der Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Volksbund in Ostdeutschland.

Der Dank galt auch Lena Schubert, Jonas Gerecke und Konrad-Sebastian Kuss für ihr Engagement. Für ihre weitere Laufbahn in der Bundeswehr wünscht ihnen der Volksbund von Herzen viel Erfolg und „Fortune“.