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"Der Frieden ist schwieriger als der Krieg"

Religionspolitischer Dialog mit Volksbund-Präsident Schneiderhan sowie den Bischöfen Hein und Overbeck

Frieden braucht Mut. Unter diesem Motto beging der Volksbund sein 100-jähriges Bestehen in Kassel – mit bundesweiter Beachtung. Nach einem großen Gottesdienst mit Vertretern beider christlicher Konfessionen, der Jüdischen und einer Islamischen Gemeinde, an dem auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teilnahm, fand ein religionspolitischer Dialog statt.

Im VIP-Zelt des Volksbundes auf dem Königsplatz in Kassel sprachen Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan, Prof. Dr. Martin Hein, Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck sowie der katholische Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck über Mut in schwierigen Zeiten.

Der Mensch möchte Konflikte durch Aggressivität lösen

„Es braucht Mut, so einen Gottesdienst zu feiern“, sagte Bischof Martin Hein mit Blick auf die knapp zweistündige Veranstaltung in der Martinskirche, bei der auch Esther Haß von der Jüdischen Gemeinde und Imam Shaban Memeti als Vertreter des Islam teilgenommen hatten.  Franz-Josef Overbeck, der auch Bischof von Essen ist, ergänzte mit Blick auf diese gemeinsame Feier: „Wir brauchen auch Mut, Distanzen zu überwinden.“ Er berichtete von einem Projekt im Ruhrgebiet, muslimische Kinder in katholische Kindergärten einzugliedern und von der hohen Erfolgsquote dabei. „Der Mensch möchte gerne Konflikte durch Aggressivität lösen“, so Overbeck, aber durch Projekte wie multireligiöse Kindergärten könnten „Ambiguität und Toleranz gelernt werden“. Bischof Hein ergänzte, dass dies auch der verbreiteten Ansicht entgegenwirken sollte, dass es ohne Religion keinen Streit geben würde: „Uns muss es gelingen zu zeigen, dass Religionen die Chance sind, Krisen zu überwinden.“

Es braucht Mut, Konflikte auszutarieren

Volksbund-Präsident Schneiderhan betonte, dass es besonderen Mut brauche, Konflikte auszutarieren. Deshalb müsse es die Arbeit des Volksbundes in diesen Zeiten sein, mit möglichst vielen Menschen zu reden und immer wieder ins Gespräch zu kommen. „Ich werde darauf angesprochen, warum auf unseren Friedhöfen auch Kriegsverbrecher liegen“, so Schneiderhan. Meine Antwort: „Bei diesen Kriegsverbrechern hätte ich mir gewünscht, sie wären vor ihrem Tod noch vor einen irdischen Richter gekommen.“

„Der Frieden ist schwieriger als der Krieg“, das ist die Beobachtung des evangelischen Bischofs Hein. Schließlich brauche Frieden auch mehr Phantasie als Krieg. Sein augenzwinkerndes Fazit, um mehr Menschen zu motivieren, sich ehrenamtlich für den Frieden einzusetzen: „Frieden muss sexy sein!“ Diese Vorlage nahm Volksbund-Präsident Schneiderhan gerne auf: „Wir sollten uns auch fragen, wie wir den Volksbund sexy machen können.“ Die Woche der Begegnung mit ihren zahlreichen Veranstaltungen und vielen Gesprächen war sicherlich ein Schritt in diese Richtung.

Text: Harald John