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Deutsche Gräber am Fuße des Kilimandscharo

Volksbund-Vorstandsmitglied Heinz Fromm in Tansania

Seit vielen Jahren findet in Dar es Salaam/Tansania jeweils eine Woche vor dem deutschen Volkstrauertag auf dem dortigen Soldatenfriedhof eine gemeinsame, von der britischen und der deutschen Botschaft in Tansania im Wechsel ausgerichtete Veranstaltung statt, bei der den im Ersten Weltkrieg in Ostafrika gefallenen Soldaten beider Länder sowie der auf beiden Seiten eingesetzten einheimischen Soldaten (Askaris) gedacht wird. Eine Teilnahme seitens des Volksbundes am so genannten „Remembrance Day“ hat es dabei bisher nicht gegeben. Dies war nun anders: Im Hinblick auf das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren lud die deutsche Botschaft in diesem Jahr auch Volksbund-Vorstandsmitglied Heinz Fromm ein. Hier lesen Sie seinen Reisebericht aus Tansania:

An der recht aufwändig gestalteten und gut organisierten Gedenkveranstaltung am 11. November haben als staatliche Repräsentanten die britische Botschafterin, High Commissioner Sarah Cooke, der deutsche Botschafter, Dr. Detlef Wächter, und für die tansanische Regierung der Justizminister Prof. Kabuli teilgenommen. Außerdem waren  eine Reihe weiterer Botschafter, der deutsche Militärattaché, OTL Fiedler, und dessen britischer Kollege sowie Geistliche verschiedener Religionsgemeinschaften (katholische und evangelische Christen, Muslime, Hindus, Sikhs) anwesend. Die tansanische Armee war mit einer Abordnung von Soldaten und einer Militärkapelle vertreten.

Der Soldatenfriedhof besteht aus zwei Teilen, einem britischen mit etwa 1000 und dem deutschen mit circa 100 Gefallenen, die ganz überwiegend in namentlich gekennzeichneten Einzelgräbern bestattet sind. Dementsprechend war auch die Veranstaltung zweigeteilt. Auf dem deutschen Friedhof hatte ich neben dem Botschafter Gelegenheit für eine kurze Ansprache und habe, wie schon zuvor auf dem britischen Friedhof, einen Kranz niedergelegt. Anzumerken ist, dass wie für alle anderen deutschen Kriegsgräberstätten in Tansania auch hier die deutsche Botschaft für die Pflege und Unterhaltung zuständig ist, da es kein Kriegsgräberabkommen mit Tansania gibt. Aus praktischen Gründen betreut die British War Graves Commission auch die deutschen Gräber. Die dabei anfallenden Kosten werden von der deutschen Botschaft erstattet. Das ist ganz offensichtlich eine sehr gute Lösung, denn der Friedhof befindet sich in einem hervorragenden Zustand.

Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung fand eine Kranzniederlegung am „Askari-Denkmal“ im Zentrum von Dar es Salaam statt. Neben den staatlichen Vertretern hatte auch ich die Möglichkeit, für den Volksbund einen Kranz an dieser den einheimischen Soldaten im Dienst der Kolonialmächte gefallenen Soldaten niederzulegen.

Am Folgetag, dem 12. November, bin ich in Begleitung der Kulturreferentin der Botschaft, die unter anderem auch für die deutschen Kriegsgräber zuständig ist und die meine Reise organisiert hatte, mit einem Fahrer der Botschaft etwa 350 Kilometer nordwärts entlang der Küste in die Stadt Tanga gefahren. Auf dem dort in einer kleinen Grünanlage befindlichen Soldatenfriedhof sind 16 deutsche Soldaten und 48 „Askaris“ bestattet, die alle an einem Tag, dem 4. November 1914, bei einem von See her unternommenen Invasionsversuch der britischen Armee gefallen sind. Die Namen der Kriegstoten, auch die der Askaris stehen auf einer Steintafel. Die Gräber der deutschen Soldaten sind jeweils einzeln auf kleinen Grabplatten vermerkt. Dieser in der Stadt gelegene Friedhof macht einen etwas heruntergekommenen Eindruck und ist renovierungsbedürftig. Insbesondere die niedrige Umfassungsmauer müsste repariert oder erneuert werden.

Der Zustand des Friedhofs war unter anderem Gegenstand eines längeren Gesprächs mit dem Vorstand eines Vereins namens TADENE (Tanga Development Network). Der Verein befasst sich mit unterschiedlichen Projekten, zum Beispiel dem Erhalt historischer Gebäude, in der Stadt Tanga und auch darüber hinaus. Wegen des Soldatenfriedhofes war ein in Tansania lebender Deutscher, Herr Dr. Juergen Goebel, anwesend, der sich als 2. Vorsitzender des „Traditionsverbands ehemaliger Schutz- und Überseetruppen“ offenbar seit Längerem um deutsche Friedhöfe im Lande kümmert.

Am darauffolgenden Tag, dem 13. November, sind wir in nordwestlicher Richtung etwa 380 km nach Moshi in die Nähe des Kilimandscharo gereist. Dort befindet sich neben einem sehr gepflegten britischen Friedhof ein etwas verwilderter deutscher Soldatenfriedhof, auf dem nach den Angaben auf der Gedenktafel 57 deutsche Soldaten und Askaris bestattet sind. Namensangaben sind nicht vorhanden, aber immerhin ein steinernes Ehrenmal, das vor etwa sechs Jahren anstelle von verwitterten Holzkreuzen durch den bereits erwähnten Herrn Dr. Goebel und dessen Bruder errichtet wurde. Seitens der Botschaft ist beabsichtigt, einen einheimischen Gärtner zu finden, der den Friedhof in Ordnung bringt und Pflegearbeiten durchführt.

Insgesamt ist festzuhalten, dass es offenbar keinen genauen Überblick über die in Tansania vorhandenen deutschen Kriegsgräberstätten gibt. Die meisten sind bekannt, und die Botschaft ist im Rahmen ihrer Möglichkeiten bemüht, für deren Erhaltung und Pflege zu sorgen.

Heinz Fromm