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Ein Grab und eine Stele

Europäisches Gedenken rückt in den Vordergrund

Während in den großen Kriegen der Vergangenheit europäische Nachbarn gegeneinander kämpften, stehen ihre Soldaten heute nebeneinander in Einsätzen – für den Erhalt von Frieden und Stabilität. Für den Volksbund rückt neben dem nationalen auch das europäische Gedenken in den Vordergrund: Er würdigt das Andenken derer, die in Auslandseinsätzen ihr Leben verloren haben.

Zwei Beispiele zeigen, wie der Volksbund heute seinen Auftrag – festgehalten im Leitbild von 2016 – versteht. Darin heißt es: „Wir gestalten öffentliches Gedenken an die Toten von Krieg und Gewaltherrschaft. Darüber hinaus unterstützen wir das würdige Andenken an alle, die im Dienst der Bundesrepublik Deutschland in Auslandseinsätzen das Leben verloren haben.“ Conrad Hötzel ist einer von ihnen.

Auf einem Friedhof im nördlichen Erzgebirge
2009 war der Hauptgefreite in Afghanistan gefallen. Familie und Angehörige der Bundeswehr und des Volksbundes trafen sich am Jahrestag seines Todes in den sanften Hügeln des nördlichen Erzgebirges. Der Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 37 im sächsischen Frankenberg, Brigadegeneral Gunnar Brügner, begrüßte den Vater Conrad Hötzels, der als Zivilist am selben Standort arbeitet – für den Kommandeur war es selbstverständlich, an diesem Tag dabei zu sein.

Dirk Backen, Leiter der Volksbund-Abteilung Service und Kooperation, und General Brügner, ein Afghanistan-Veteran, gaben dem Vater eine Volksbund-Kerze für die Großmutter mit, die schon am Morgen das Grab besucht hatte. Ein Licht, das helfen soll, besonders dunkle Stunden zu überstehen.

Totengedenken des Volksbundes am Jahrestag
Zum Abschluss verlas Dr. Dirk Reitz, Landesgeschäftsführer in Sachsen, das traditionelle Totengedenken des Volksbundes. Anschließend ging es bei Gesprächen mit Soldaten und Gisela Clauss, der stellvertretenden Landesvorsitzenden, um heutiges Gedenken und die Notwendigkeit, Erinnerungen wachzuhalten.

Rund 900 Kilometer von diesem Grab im Erzgebirge entfernt erinnert seit wenigen Monaten eine Stele ebenfalls an deutsche Soldaten. An Soldaten, die in Afghanistan, in Kunduz, gefallen sind. Sie steht im französischen Fréthun bei Calais am Ärmelkanal. An diesem kleinen Ort wird bei einer jährlichen Feier besonders deutlich: Europa ist heute eine Klammer, die nationale Streitkräfte zusammenbringt, statt sie gegeneinander aufzustellen.

Kleine Initiative mit großer Wirkung
Mit der Gründung der Abteilung Service und Kooperation im Herbst 2019 hat der Volksbund bei der Zusammenarbeit mit militärischen und nicht-militärischen Einsatzkräften neue Impulse gesetzt. Und Fréthun stand gewissermaßen am Anfang – dank Willy Breton, einem französischen Gendarmen, dem internationales Gedenken wichtig ist. Er hatte 2012 die Initiative zur Errichtung eines Denkmals für die Gefallenen aller NATO-Missionen ergriffen.

Was als kleine örtliche Initiative begonnen hatte, bringt inzwischen – in Corona-freien Zeiten – zur jährlichen Kranzniederlegung mehrere hundert Gäste zusammen, darunter hochrangige Politiker und viele internationale Repräsentanten in Uniform.

„Das ist Europa heute“
Bei der Gedenkveranstaltung 2019 durfte der damalige junge Referatsleiter des Volksbundes, Marcel Kolb, die Hauptrede halten. Denn in jenem Herbst wurde die zusätzliche Stele enthüllt, die an die gefallenen Bundeswehrsoldaten erinnert.

Kolb, selbst ein Veteran des Afghanistan-Einsatzes, war überwältigt von der Anteilnahme, die er dort erlebte: „Dass einmal ein solches Denkmal zum Gedenken an deutsche Soldaten in Frankreich errichtet wird, das hätte ich nie gedacht. Das ist Europa heute – und ich bin dankbar dafür. Arbeiten wir daran, dass es so bleibt.“

Volksbund in der Europäischen Kontaktgruppe
Dieses Leitmotiv des gemeinsamen Gedenkens, der Versöhnung über den Gräbern der Vergangenheit und die Zusammenarbeit für eine gemeinsame friedliche Zukunft sind nicht nur an der Basis tragende Ideen des Volksbundes: Im Rahmen der Europäischen Kontaktgruppe vertieften die Mitglieder 2019 in Maidenhead bei London ihre Zusammenarbeit.

Dazu gehört das aktuelle Leuchtturmprojekt PEACE LINE des Volksbundes ebenso wie die Planung von gemeinsamen internationalen Vorhaben für die Zukunft. Allen ist dabei noch klarer geworden: Veränderungen brauchen Geduld, aber es lohnt sich – für Europa, für unsere Zukunft, für den Frieden.

Text: Dirk Backen
Kontakt

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist ein 101 Jahre alter, gemeinnütziger Verein, der sich vor allem aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert. Sein Wirken stellt er unter anderem in der jährlich erscheinenden Arbeitsbilanz vor.