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Ein großer Versöhner ist gegangen

Trauer um Rolf Furtwängler

Gütersloh. Am 26. Dezember 2018 verstarb Rolf Furtwängler im Alter von 79 Jahren. Mehr als zwei Jahrzehnte hatte er sich für die deutsch-russische Aussöhnung eingesetzt. Geboren im Jahre 1939 hatte Rolf Furtwängler die Bombenangriffe auf die Stadt Gütersloh miterlebt. Nicht zuletzt aufgrund dieser Erfahrung setzte er sich beruflich und privat für Frieden und Verständigung ein.

Diese Aktivitäten waren eng verknüpft mit der russischen Stadt Rshew. Während des Zweiten Weltkrieges war diese Stadt an der Wolga 15 Monate lang von der Wehrmacht besetzt und ebenso lang von der Roten Armee belagert. Auf Anregung von deutschen Veteranen dieser Schlacht rief Rolf Furtwängler im Jahre 1997 am Evangelisch Stiftischen Gymnasium Gütersloh, an dem er Englisch und Sport unterrichtete, das deutsch-russische Jugendlager Rshew ins Leben.

Unter dem Dach des Volksbundes leitete Furtwängler dieses Workcamp achtmal – darunter mehrmals gemeinsam mit seiner Frau Erika – und prägte es maßgeblich. Mehrere Jahrgänge seiner Schülerinnen und Schüler erfuhren auf diese Weise am Originalschauplatz und vermittelt durch russische Zeitzeugen von den Schrecken des Zweiten Weltkrieges und erlebten gleichzeitig die Herzlichkeit der russischen Gastgeber.

Da die Workcamps von vorneherein als bi-nationale deutsch-russische Jugendbegegnung konzipiert waren, ergaben sich recht bald sehr enge freundschaftliche Kontakte zwischen Rshewern und Güterslohern. Sie förderten das gegenseitige Verständnis und trugen maßgeblich dazu bei, dass der Volksbund einen deutschen Soldatenfriedhof in Rshew errichten konnte. Als Zeichen der Versöhnung wurde direkt neben der deutschen Kriegsgräberstätte ein Friedhof für sowjetische Soldaten angelegt. Beide Friedhöfe firmieren heute als „Friedenspark".

Ausgehend von den Workcamps bot Rolf Furtwängler einmal jährlich methodisch-didaktische Fortbildungen für Deutschlehrerinnen aus Rshew in Gütersloh an. Dies hatte die Zunahme der Popularität der deutschen Sprache an Rshewer Schulen zur Folge. Die engen Beziehungen zwischen Güterslohern und Rshewern mündeten im Jahre 2009 in die Gründung einer offiziellen Partnerschaft beider Städte.

Daneben wirkte Rolf Furtwängler im „Kuratorium Rshew" mit, einer Vereinigung deutscher Rshew-Veteranen, die die Rshewer Bevölkerung mit Sach- und Geldmitteln unterstützt. Hier verantwortete er u.a. die Redaktion des Mitteilungsblattes.

Auch in anderen Bereichen war Rolf Furtwängler engagiert, darunter im Rotary-Club, als Gründer einer Herzsportgruppe und im Vorstand des Kreisverbandes Gütersloh im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Für sein vielfältiges Engagement erhielt er 2013 die Bundesverdienstmedaille.

Mit Rolf Furtwängler ist ein weiterer Zeitzeuge des Zweiten Weltkrieges, ein engagierter Friedensarbeiter und eine kreative, humorvolle, sozial und politisch engagierte, weithin geschätzte und überaus liebenswerte Persönlichkeit von uns gegangen.

Stefan Schmidt