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Exkursion des W-Seminars „Erster Weltkrieg“ nach Verdun

Descartes Gymnasium Neuburg

Bereits um 7:00 Uhr trafen sich am Donnerstag, den 21.03.2019, die Elftklässler, die das W- Seminar “Neue Dimensionen des Krieges: Der Erste Weltkrieg” belegen, mit ihrer Kursleiterin Frau Mocker und Herrn Schneeweiß, um sich mit dem Bus auf den Weg nach Verdun zu machen. Diese französische Kleinstadt war einer der grausamsten Schauplätze des Ersten Weltkrieges, wobei 1916 etwa 300.000 Franzosen und Deutsche ihr Leben verloren. Häufig wird daher von der „Hölle von Verdun“ gesprochen. Nach etwa achtstündiger Busfahrt kamen wir alle bei frühlingshaftem Wetter in Verdun an. Noch vor dem Bezug der Zimmer machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt, wo wir bei einem Kaffee am Ufer der Maas einen ersten Eindruck von der Stadt bekamen. Im Anschluss an die kleine Pause stand die Stadtbesichtigung auf dem Programm. Bei unserer fußläufigen Stadttour konzentrierten wir uns insbesondere auf die Spuren der Schlacht im Ersten Weltkrieg. Immer wieder war eindeutig zu erkennen, dass manche Gebäude aufgrund der Zerstörung durch den Beschuss der Stadt neu gebaut worden sind und deshalb auch eine andere Architektur aufweisen. Zudem konnten wir gut die wenig entfernten Anhöhen nördlich und östlich der Stadt sehen, welche den Kriegsschauplatz dargestellt haben. Besondere Bedeutung bei diesem Stadtrundgang hatten für uns die gewaltige Gedenkstätte zum Ersten Weltkrieg, sowie aus früheren Jahrhunderten die Stadttore sowie die Kathedrale. Mit diesen ersten Eindrücken kehrten wir zurück zum Hotel, um anschließend die Zimmer zu beziehen und ein Lokal zum Abendessen aufzusuchen. Als Ausklang des ersten Abends in Verdun gingen wir Schüler in der Stadt noch ein wenig aus.
Am nächsten Morgen brachen wir um 9 Uhr zum Memorial de Verdun auf, einem äußerst interessant und beeindruckend gestalteten Museum zum Ersten Weltkrieg, welches aus deutscher und französischer Sichtweise die damaligen Kriegsgeschehnisse  sowie Ausrüstung, Logistik und Technik sehr gelungen veranschaulicht. Im Anschluss an diesen gewinnbringenden Museumsbesuch nahmen wir im Museumscafé einen Mittagssnack zu uns, woraufhin wir uns auf die Spuren des ehemaligen Dorfes Fleury direkt beim Museum machten. Dieses wurde im Krieg vollkommen zerstört und nicht wieder aufgebaut, sodass heute lediglich noch kleine – inzwischen im Wald liegende – Gedenksteine an die Dorfgebäude und dessen Bewohner erinnern. Noch heute ist das gesamte Gebiet äußerst hügelig, was durch die schier endlosen Granateinschläge verursacht worden ist und auch nach inzwischen über 100 Jahren noch tiefe Spuren im Gelände hinterlassen hat. So werden auch heute noch im gesamten Bereich der Schlachtfelder täglich Granatsplitter und Blindgänger insbesondere von Landwirten gefunden, welche an die Feldränder gelegt und dort regelmäßig durch die Gemeinde abgeholt und entsorgt werden. Interessant ist allerdings auch, dass Fleury wie auch die anderen im Krieg zerstörten französischen Dörfer noch heute ein Ortsschild und einen Bürgermeister besitzen. Eine – wie wir finden - sehr schöne Form der Erinnerungs- und Mahnkultur. Daraufhin fuhren wir mit dem Bus wenige Kilometer weiter zum größten Fort, dem Fort Douaumont, wo wir eine Führung erhielten. In diesen Mauern waren für die Soldaten durch den massiven Beschuss der Festung, der Kälte und Feuchtigkeit unerträgliche Tage zu durchstehen. So überkam uns alle ein sehr beklemmendes Gefühl, zumal bei einer Explosion von gelagerter Munition und Waffen fast 600 deutsche Soldaten ums Leben kamen. Die wirklich sehr aufschlussreiche Besichtigung des Forts hat bleibende Eindrücke in uns allen hinterlassen, vor Allem wie grausam die Kriegszeiten tatsächlich waren. Nachdem noch offen gebliebene Fragen geklärt worden waren, erkundigten wir auch die Gegend unmittelbar um und auf dem Fort und sahen uns die Überreste der dort verbauten Maschinengewehrtürme und des Kanonenturmes an. Auch hier sind heute noch die verheerenden Spuren der immensen Bombardierungen an der Landschaft und natürlich auch an der Substanz der Festung zu sehen. Als unser persönliches Zeichen der Bedeutung des Friedens, der deutsch-französischen Freundschaft, der Völkerverständigung und nicht zuletzt der Unabdingbarkeit der Europäischen Union machten wir abschließend noch ein Foto, bei dem wir Schüler uns zwischen die jeweiligen Masten der französischen, deutschen und europäischen Flagge stellten. (siehe Foto) Als Nächstes stand noch das Beinhaus (französisch: Ossuaire) auf dem Programm. In diesem Monument befinden sich die sterblichen Überreste von etwa 130.000 zum Teil nicht mehr identifizierbaren französischen Gefallenen. Stellvertretend für die deutschen Gefallenen befinden sich auch die Überreste eines deutschen Soldaten dort. Auf einer unfassbar großen Fläche vor dem Beinhaus erstreckt sich ein riesiger französischer Soldatenfriedhof. Allein der Anblick der augenscheinlich zahllosen Anzahl an weißen Kreuzen, welche für französische Gefallene stehen, riefen in uns große Beklemmung hervor. Besonders an diesem Friedhof ist, dass auch Gefallene aus den französischen Kolonien hier begraben wurden und so Anerkennung finden. Als Zeichen dessen wurden muslimische Grabsteine, die nach Mekka ausgerichtet sind, aufgestellt und zusätzlich ein großes Denkmal stellvertretend für alle muslimischen Gefallenen. Mit beklemmenden Gefühlen und andererseits interessanten und wichtigen Informationen fuhren wir zum Hotel zurück. Am Abend gingen wir Schüler alle gemeinsam essen und im Anschluss kamen wir auf einem Boot auf der Maas, in welchem eine Bar war, in Kontakt mit Einheimischen, was diesen Tag positiv beendete.
Am nächsten Morgen war bereits schon wieder der Tag der Abreise, doch zuvor hatten wir noch zwei bedeutende Ziele. Diese waren die beiden deutschen Soldatenfriedhöfe Consenvoye und Hautecourt, auf denen jeweils mehrere Tausend Gefallene ihre letzte Ruhestätte fanden. Deutsche Kriegsgräberstätten in Frankreich sind stets durch schwarze Kreuze gekennzeichnet. Wir legten kleine Kreuze nieder und entzündeten Kerzen als Zeichen des Gedenkens. Beides hatten wir im Rahmen eines Besuches des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. in einer Seminarstunde vor unserer Exkursion erhalten. In Hautecourt gedachten wir insbesondere der Neuburger Gefallenen, die dort beerdigt wurden. Verwundert waren wir, als einige Autos, die an diesem Friedhof vorbeifuhren und uns dort sahen, teils anhaltend hupten. Nicht zuletzt dadurch wurde uns klar, wie verletzlich die deutsch-französische Freundschaft nach wie vor ist und welch hohen Stellenwert deshalb Schutz und Pflege dieser Freundschaft haben müssen. Mit diesen letzten, uns nachdenklich stimmenden Erfahrungen traten wir gegen Mittag die Heimreise an. Auf den letzten hundertfünfzig Kilometern schien die Fahrt nach einer Pause auf einem Stuttgarter Rasthof noch zum Abenteuer zu werden. Denn der Busfahrer verkündete uns, dass eine Weiterfahrt aufgrund eines defekten Anlassers nicht möglich sei, es sei denn, wir würden den Bus per Hand anschieben. Dies ist uns tatsächlich auch gelungen, sodass wir um etwa 19 Uhr wieder in Neuburg ankamen. Damit gingen für uns drei äußerst interessante, aber auch bedrückende und mahnende Tage vorüber. Die Fahrt wird von uns allen als große Bereicherung in jeglicher Hinsicht wahrgenommen, weshalb wir uns auf diesem Wege herzlich bei unserer Lehrerin Frau Mocker für die bestens gelungene Planung und Durchführung sowie Herrn Schneeweiß für seine Begleitung bedanken möchten. Nicht zuletzt gilt unser großer Dank dem Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen sowie dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., welche uns mit 455€ bzw. 500€ Zuschuss tatkräftig unterstützten.