Volksbund Logo Desktop Volksbund Logo Mobil
Gräbersuche Mitglied werden Jetzt spenden Spenden

Frank-Walter Steinmeier: "Wir brauchen Sie!"

Bundespräsident gratuliert Volksbund zum 100-jährigen Bestehen

Der Empfang des Bundespräsidenten-im Kasseler Ständehaus am heutigen Sonntagmorgen war wie ein Treffen unter Freunden.

Dr. Frank-Walter Steinmeier kennt den Volksbund schon lange und hat ihn bei zahlreichen Ereignissen gerne unterstützt. So gratulierte er dem Volksbund sehr herzlich zu diesem Jubiläum: „Auch als Bundespräsident hat man nicht immer Gelegenheit einem Hundertjährigen zum Geburtstag zu gratulieren!

Deshalb das Wichtigste vorneweg: Dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge herzlichen Glückwunsch zum Gründungsjubiläum! Einem Jubilar, der trotz seiner 100 Jahre noch immer munter und sehr lebendig ist.“

Dennoch wäre es, so fuhr Steinmeier vor etwa 200 geladenen Gästen fort, wünschenswert gewesen, wenn es die Gründe für die Entstehung des Volksbundes vor 100 Jahren nicht gegeben hätte. Damit erinnerte er an die Millionen Opfer, die der Erste und später auch der Zweite Weltkrieg verursacht hatten: „Es war ein millionenfacher Tod in ganz Europa und darüber hinaus.“ Aus dem Elend dieses Weltkrieges heraus sei der Volksbund als „Bürgerinitiative“ gegründet worden – und dass sei er bis heute.

 

„Stellvertretend für die vielen Tausenden Unterstützer und Weggefährten sind Sie, meine Damen und Herren, heute hier. Ihre Arbeit für den Volksbund ist vielgestaltig: Sie engagieren sich in der Bildungs- und Jugendarbeit, der Gräberpflege, organisieren Gedenkveranstaltungen oder Spendensammlungen. Sie sorgen dafür, dass der Volksbund aktiv und auf der Höhe der Zeit bleibt. Für Ihren Einsatz und Ihr ehrenamtliches Engagement danke ich Ihnen vielmals, nicht nur in meiner Funktion als Schirmherr des Volksbundes“, sagte der Bundespräsident.

Zugleich wies Steinmeier darauf hin, dass Kriegsgräberfürsorge vor allem Friedensarbeit ist: „Die Grabstätten der Toten sind Orte der mahnenden Erinnerung, sie müssen Orte der Erkenntnis und des Lernens sein. Ihre endlosen Gräberreihen zeigen, wohin Diktatur, Nationalismus und Rassismus führen.“ Ebenso habe sich der Volksbund durch sein neues Leitbild und die „Göttinger Erklärung“ auch seiner eigenen Geschichte gestellt, die im Nationalsozialismus von bereitwilliger Unterwerfung unter das Regime geprägt war.

Es bleibt viel zu tun

„Ich möchte Sie daher ermuntern, diesen Weg fortzusetzen, allen voran Sie, lieber Wolfgang Schneiderhan. In turbulenten Zeiten haben Sie beim Volksbund das Präsidentenamt übernommen. Dafür danke ich Ihnen auch persönlich. Denn die friedenspädagogische Arbeit des Volksbundes ist heute wichtiger denn je – und es bleibt viel zu tun.“ Damit sprach der Bundespräsident die Umwandlung von Kriegsgräberstätten in internationale Lernorte, den Ausbau des europäischen Partnernetzwerks, den Fortgang der immer noch notwendigen Umbettungen, verschiedene Gedenkprojekte in Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und viele weitere Volksbund-Anliegen an.

Demokratie in Gefahr

Die aktuellen Ereignisse um den mutmaßlichen Mord an den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke veranlassten Frank-Walter Steinmeier zudem zu einer Mahnung: „Wenn heute die Repräsentanten unserer Demokratie, allen voran die Ehrenamtlichen, wenn Bürgermeister und Kommunalpolitiker beschimpft, bedroht und tätlich angegriffen werden – dann ist unsere Demokratie in Gefahr. Wer Gewalt in die Politik trägt, der greift uns alle an – unsere Demokratie und unseren Rechtsstaat.“

Frieden beginne im Innern eines Landes – damit, dass gegenseitige Achtung herrsche und man gegenseitig im Gespräch bleibe. Genau das setzte der Volksbund-Schirmherr im Anschluss auch um, indem er mit mehreren Mitarbeitern sowie Förderern das persönliche Gespräch über die verschiedenen Volksbund-Arbeitsgebiete suchte. „Kurz gesagt: Wir brauchen Sie!“, sagte der Bundespräsident zum Abschluss seiner Rede und großem Applaus.

Ein besonderer Wert

Zuvor hatte auch Volksbund-Präsident Schneiderhan (Foto oben) den Besuch des Bundespräsidenten gewürdigt: „Ihr Besuch in Kassel, Herr Bundespräsident, hat für uns einen besonderen Wert. Wir sehen ihn als Anerkennung unserer Arbeit, unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unseres Engagement für Frieden und Verständigung in einem gemeinsamen Europa, einem Europa, das als Friedensmacht unserer Zukunft gestalten soll.“

Zugleich sprach Wolfgang Schneiderhan das Thema an, dass in Kassel sowie im gesamten Bundesgebiet in den vergangenen Tagen für viel Entsetzen gesorgt hatte: „Die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke hat uns nicht nur zutiefst getroffen – denn er wäre heute unter uns gewesen – er muss uns aufrütteln. Dass es bei uns Milieus gibt, in denen Hass gepredigt und die Demokratie verächtlich gemacht wird, darf uns nicht zur Tagesordnung übergehen lassen. (...) Das wollen und dürfen wir nicht hinnehmen. Damit habe ich den Auftrag des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Kern schon beschrieben.“

Bildung als Mittel gegen Intoleranz

Im diesem Sinne versteht Wolfgang Schneiderhan auch die Jugend- und Bildungsarbeit des Volksbundes als gutes Mittel gegen Intoleranz und ergänzte: „Daher lautet das Motto unserer Woche ‚Frieden braucht Mut’ – und deshalb ist die Bildungsarbeit für uns so wichtig. Wir wollen die Jugendlichen er-mutigen. Wir wollen den Mut stärken, sich für den Frieden einzusetzen!“

Einen größeren Fernsehbeitrag zum Empfang des Bundespräsidenten sehen Sie in der Mediathek der Tagesschau vom 23. Juni, 13.15 Uhr.