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Frieden durch Begegnung

1. Wolfhager Friedenswochen

Der Wunsch nach Frieden ist wohl so alt wie die Menschheit selbst. Doch wenn man heute auf die Welt und ihre kriegerische Geschichte zurückblickt, ist dies kaum je erreicht worden. Warum das so ist – und wie man dies womöglich verändern könnte, damit befassten sich gleich mehrere junge Volksbund-Ehrenamtliche bei den Friedenswochen im nordhessischen Wolfhagen.

Sieben engagierte Mitglieder der Volksbund-Jugendarbeitskreise (JAK) Sachsen-Anhalt und des Saarlandes machten sich am 31. August auf nach Wolfhagen, um dort die Eröffnung der ersten "Wolfhager Friedenswochen" mitzuerleben und mitzugestalten. Die Auftaktveranstaltung eröffnete Oberst a. D. Jürgen Damm, Ehrenvorsitzender des Landesverbandes Hessen mit der berührenden Ausstellung "14/18 – Mitten in Europa", die die Geschichte des Ersten Weltkrieges aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtete. Nach den Begrüßungsreden von Bürgermeister Reinhard Schaake und dem Landrat des Landkreises Kassel, Uwe Schmidt, hielt der Historiker Prof. Dr. Gerd Krumeich einen tiefgründigen wie spannenden Vortrag über Ursachen und Folgen des Ersten Weltkrieges.

Sieger und Verlierer gewinnen gemeinsam

Beim internationalen Fußballturnier für Toleranz, Respekt und Frieden zeigten auch die Volksbund-Ehrenamtlichen ihr sportliches Talent. Das Wolfhager Fußballstadion bot dazu eine professionelle Kulisse, auch wenn nur zwei von geplanten acht Teams auflaufen konnten. Das Volksbund-Team hielt dabei eine Halbzeit lang tapfer durch, musste jedoch schnell erkennen, dass die gegnerische Mannschaft, bestehend aus semi-professionellen Fußballern aus Afghanistan, leider etwas gezielter und dadurch auch erfolgreicher aufs Tor schoss. In der zweiten Halbzeit sollte sich dies jedoch ändern: Die afghanischen Kicker machten den schnell akzeptierten Vorschlag, die Teams etwas durchzumischen. So gab es schließlich eine spannende zweite Halbzeit, mit glücklichen Gewinnern und fairen Verlierern. Gewonnen hatten jedoch alle – nämlich viel Spaß und auch neue Freunde. Das deutliche 8:0-Endergebnis geriet darüber beinahe in Vergessenheit. Danach wurde gemeinsam bei Bratwurst und Brezel ausgiebig gefeiert, was ja auch der eigentliche Spielplan dieses ungewöhnlichen Freundschaftskicks gewesen war.

Das Ballspiel sollte zugleich an das historische christmas truce des Ersten Weltkrieges erinnern. Bei dem so genannten „Weihnachtsfrieden“ vom 24. Dezember 1914 hatten deutsche und britische Soldaten an der Westfront in Flandern die Kämpfe eingestellt und friedlich miteinander Fußball gespielt.

Nach dem Fußball nahm die JAK-Gruppe auch am Gottesdienst in der Stadtkirche Wolfhagen teil, bei dem Orthodoxe, Katholiken und Protestanten den Gottesdienst gemeinsam gestalteten. Der ökumenische Gedanke war durch und durch spürbar. Anschließend nahmen die jungen Volksbund-Ehrenamtlichen gemeinsam mit den afghanischen Kickern auch am gemeinsamen Abendessen mit kulinarischen Höhepunkten aus dem Irak, Syrien, Afghanistan und weiteren Ländern teil. Begegnung war das Stichwort. Mit dabei waren auch zahlreiche Teilnehmende der Partnergemeinden aus Tergnier (Frankreich) und Chrzanów (Polen).

Der Sonntag begann mit einer privaten Führung zur ehemaligen Bundeswehrkaserne durch Herrn Schaak. Aus dem ehemaligen Unterstellplatz für Panzer sind inzwischen Unterrichtsräume für Flüchtlinge entstanden. Bei der deutsch-französischen Gedenkfeier auf dem katholischen Friedhof verlasen die JAKler zudem das Totengedenken des Bundespräsidenten auf Deutsch und Französisch. Außerdem trugen sie einige Statements zum Thema Frieden vor, die sie schon am Vorabend von den Besuchern des Begegnungsfestes eingesammelt hatten. Musikalisch wie auch inhaltlich war dies ein Höhepunkt dieses Wochenendes.

Zum Abschluss des Friedenswochenendes wurde in den Teichwiesen in Wolfhagen ein Ginkgo-Baum als Zeichen für den Frieden gepflanzt. Mit all diesen Begegnungen und Aktionen sollte deutlich werden, was einen der notwendigsten Ansätze für ein friedliches Zusammenleben ausmacht: nämlich gegenseitiger Respekt und Freude an der Begegnung mit anderen Menschen. Dies ist natürlich nur ein erster Schritt von vielen – aber dennoch ein denkbar wichtiger.

Kelly Cleaton und Martin Noffke