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„Ich stehe hier als ein Berliner“

Rückblick Volkstrauertag 2019

Der Volkstrauertag ist in der europäischen Erinnerungskultur fest verankert. 80 Jahre nach dem Angriff auf Polen am 1. September 1939, steht er dieses Jahr ganz im Zeichen der deutsch-polnischen Versöhnung. Ein Rückblick.

Protokoll einer Taxifahrt in Berlin, 15. November 2019:

„Volkstrauertag? Da denkt man doch an die Opfer von Verkehrsunfällen, oder?
Kurzes Schweigen.
Volksbund: „Nein, wir erinnern an die unzähligen Opfer, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg ums Leben kamen.“
Weltkrieg? Wieso, die sind doch alle schon 100 Jahre tot!“

Dieser Auszug eines Dialoges trifft eine Kernfrage, mit der der Volksbund häufig konfrontiert wird: Ist der Volkstrauertag noch zeitgemäß? Und warum sollte man heute, 100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, noch an die gefallenen Toten erinnern?

Mahnung zum Frieden – die zentrale Gedenkstunde im Plenarsaal

Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan fand in seiner Rede während der zentralen Gedenkstunde im Bundestag eine einfache und klare Antwort: „Wir trauern um die Toten der Weltkriege, wir pflegen ihre Gräber. Wir wollen damit die Erinnerung an die Menschen wachhalten, die ihr Leben verloren haben. Aber wir wollen auch dazu beitragen, dass die Toten, derer wir hier gedenken, die letzten Kriegstoten in Europa bleiben."

Dieses Ziel verfolgt auch Rafal Dutkiewicz, Stadtpräsident von Breslau a.D und Hauptredner im Plenarsaal. „Ich mache Ihnen dazu eine kurze Rechnung auf. Wenn Sie jeden Tag ein Grab eines Toten des Zweiten Weltkrieges besuchen wollten, bräuchten Sie für diese Reise 160.000 Jahre. Das zeigt uns, wie immens die Opfer in unseren Ländern waren. Er ergänzt: „Wir in Europa haben gedacht, dass wir Frieden und Demokratie für immer haben werden. Jetzt spüren wir, wie sehr wir für diese Werte kämpfen müssen. Das zeigt aber auch, wie wichtig das deutsch-polnische Verhältnis ist. Sein Fazit: „Unsere Zukunft heißt für mich: Europa.“

Vollständiger Bericht zur zentralen Gedenkstunde.

Rund um den Volkstrauertag am 17. November fanden viele weitere Gedenkfeiern mit Kranzniederlegungen im gesamten Bundesgebiet statt, die unsere Landesverbände organisierten. Siehe dazu: www.volksbund.de.  

Pankow – Erinnern an die gemeinsame Geschichte



Bei der Gedenkveranstaltung am Sowjetischen Ehrenmal Pankow erinnerten der russische Botschafter Sergej J. Netschajew und Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan an die Grausamkeit des Krieges und die Notwendigkeit der Versöhnung.
„Hier ist die Erinnerung an unsere gemeinsame Geschichte besonders lebendig“, sagte Netschajew in seiner Gedenkansprache. Es grenze fast an ein Wunder, dass „wir heute als Freunde hier stehen“.

Plötzensee – Mahnung vor dem Nationalismus

„Irgendwo, auf der Welt, gibt's ein kleines bisschen Glück
Und ich träum davon in jedem Augenblick
Irgendwo, auf der Welt, gibt's ein bisschen Seeligkeit
Und ich träum davon schon lange, lange Zeit“

Lied von Werner Richard Heymann. Gesang Lisa Illner und Musiker Ikui Masubuchi und Wolfgang Pfau.
Zum Gesang. Das Lied wurde auch von den Comedian Harmonists interpretiert.

Der Jugendarbeitskreis des Landesverbandes Berlin organisierte eine bewegende Gedenkveranstaltung in der Gedenkstätte Plötzensee mit Gesang und Gedichten sowie einer treffenden Rede von Dr. Fritz Felgentreu, MdB und Landesvorsitzender des Volksbundes in Berlin: „Wir gedenken hier der Opfer der NS-Diktatur, wo hier aus dieser Stadt der Zweite Weltkrieg in die Welt getragen wurde. Nun zeigt der Nationalismus überall in der Welt wieder sein hässliches Gesicht.“
Die Vorsitzende des Jugendarbeitskreises, Sophie Rothe betonte:  „Jeder Einzelne hat die Pflicht das zu tun, was richtig ist. Wir alle verfügen über einen moralischen Kompass, der uns leitet, der uns zeigt, wie wir uns im Umgang mit unseren Mitmenschen bewegen sollten. Es liegt in unseren Händen, aufzustehen und aktiv zu werden.“

Lilienthalstraße – Internationale Anteilnahme

Den Abschluss der Gedenkveranstaltungen am Vorabend des Volkstrauertages markierte das internationale Gedenken der Berliner Auslandsvertretungen auf dem ehemaligen Standortfriedhof in der Lilienthalstraße. Dort sprach der Botschafter Polens Prof. Dr. Andrzej Przyłębski, Vertreter zahlreicher Botschaften legten Kränze nieder.

Weißensee – Spiegelbild der wechselvollen Geschichte

Am frühen Sonntagmorgen wurde einer Gruppe von Kriegstoten des Ersten Weltkrieges gedacht, die nur selten Erwähnung finden: die deutschen Soldaten jüdischen Glaubens.

Liebe und Toleranz sind zerbrechliche Güter. Das unterstrich auch Annegret Kramp-Karrenbauer. Die Bundeswehr sei sich ihrer „historischen Aufgabe“ bewusst und spiegele die Vielfalt der Gesellschaft. Erstmals war eine Ministerin der Verteidigung bei der Gedenkfeier in Weißensee vertreten. Sie bezeichnete den weitläufigen Jüdischen Friedhof als „Spiegelbild unserer wechselvollen Geschichte“. Hier zeige sich, dass Vergeben und Leben stärker als der Tod seien.

Josef Schusters Fazit klang ähnlich: „Liebe und Toleranz sind zerbrechlich Güter, lassen Sie uns diese Werte für die kommenden Generationen bewahren.“

Resonanz in den Medien

TV und Hörfunk:

ARD, Live-Aufzeichnung der zentralen Gedenkstunde 

ARD, Tagesschau, 17.11.2019, 13.15 Uhr

https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-34293.html - ab 2:30 Min - anschl. Kriegsgefangenen-Projekt

ARD, Tagesschau 17.11.2019, 20.00 Uhr

- ab 5:30 Min.

ZDF, heute, 17.11.2019


Weitere Online–Berichterstattung:

Deutschlandfunk
Mittagsmagazin
Saarbrücker Zeitung

Der Volkstrauertag erzielte auch in den sozialen Medien eine hohe Resonanz - Wir dürfen uns über viele neue Follower, Likes und Retweets freuen, darunter die russische und polnische Botschaft, das Abgeordnetenhaus Berlin, der Bundesrat, Dietmar Woidke, Rafal Dutkiewicz, weitere politische Prominenz und das Verteidigungsministerium.  

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Volkstrauertag im Ausland

Von Moskau bis Cassino wurde der Volkstrauertag auch im Ausland begangen. Ein Beitrag dazu folgt in Kürze auf unseren Kanälen in den sozialen Medien.