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Ich überrasche mich selbst immer wieder…

Der Jurist, Historiker und Publizist Arnulf Baring starb mit 86 Jahren in Berlin

„Eigentlich bin ich ein Lamm“. So soll sich der Zeithistoriker Arnulf Baring gern selbst beschrieben haben.  Letzteres war er gewiss nicht. Dies wird jeder bestätigen, der ihn bei diversen Talkshow-Auftritten erlebt hat. Wortgewaltig, sprachgewandt, aber auch mit Hang zur Dramatik lieferte er provokative Thesen und sorgte für heftige Diskussionen. Die mediale Bühne lockte ihn, der zwei Jahre auch als Journalist gearbeitet hatte. Seine Studierenden soll er in einer Diskussionsveranstaltung aufgefordert haben: „Nehmt doch mal den Schalldämpfer aus der Trompete“.

1952 trat Baring in die SPD ein, überzeugt von Willi Brandt und dessen Ostpolitik. Seine Beschreibungen und Analysen der Bonner, später der Berliner Republik hielt er in fesselnden Büchern fest, die teilweise Bestseller wurden. 1982 riet er Hans-Dietrich Genscher und der FDP zum Wechsel des Koalitionspartners – das hatte nach fast 40 Jahren Parteizugehörigkeit seinen Ausschluss aus der SPD zur Folge.

Mit seinen Thesen sorgte er gerne für Schlagzeilen: Sei es mit dem Aufruf der Bürger zum Steuerboykott in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung „Bürger, auf die Barrikaden!“  oder auch mit der Verteidigung des umstrittenen Buches von Thilo Sarrazin „Deutschland schafft sich ab“. Sein Engagement in der Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“ stieß in einigen Kreisen auf Irritation, aber auch auf Dankbarkeit derjenigen, für die er eintrat. Er sprach sich dafür aus, auch um die deutschen Opfer unbefangen trauern zu dürfen.  

Arnulf Baring war ein engagierter und kritischer Demokrat, so attestieren es ihm seine Weggefährten, gleichzeitig galt er als begnadeter Pädagoge, der fast 30 Jahre an der FU Berlin lehrte, zuerst Politikwissenschaft am Otto-Suhr Institut, später Geschichtswissenschaft am Friedrich-Meinecke-Institut in Berlin-Dahlem. Seine Studierenden forderte er zum Mitdenken und vor allem selbständigen Denken auf.

Arnulf Baring wird fehlen – auf vielen Bühnen, aber vor allem als kritischer Mahner.