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Kriege nicht in Vergessenheit geraten lassen

In Gedenken an die Opfer der Weltkriege haben Schüler Grabsteine auf dem Haupt- und Altstadtfriedhof gereinigt. Um an die Vergangenheit zu erinnern und gleichzeitig ein Zeichen für die Zukunft zu setzen.

Mülheim. Über 150 Grabsteine auf dem Haupt- und Altstadtfriedhof erinnern an die Opfer der beiden Weltkriege. Den hundertsten Jahrestag des Endes des Ersten Weltkrieges am 11. November 1918 haben Mülheimer Schüler als Anlass genommen, verstorbener Zwangsarbeiter und Soldaten zu gedenken. Indem sie bei einer Aktion vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und dem Jugendstadtrat Grabsteine reinigten.

"Es ist traurig, wenn man liest, wann die Menschen gestorben sind", findet Mia vom Karl-Ziegler-Gymnasium. Damit meint die Achtklässlerin das Alter, in dem Opfer zu Tode kamen. Denn die waren teils gar nicht viel älter als Mia. Die steht mit ihren Mitschülerinnen, Wassereimer und Bürste in der Hand, um eine Reihe von Grabsteinen herum. Es wird geschrubbt, solange bis der grobe Dreck weg und die Schrift wieder lesbar ist.

Rund 50 Schüler tun es ihnen an diesem Donnerstagmorgen gleich, zuerst auf dem Altstadtfriedhof, wo hauptsächlich Zwangsarbeiter liegen, danach auf dem Hauptfriedhof - hier sind Opfer und Soldaten des Ersten Weltkrieges begraben. Neben der achten Klasse des Karl-Ziegler-Gymnasiums ist auch eine zehnte Klasse der Gustav-Heinemann-Gesamtschule dabei.

"Das Thema Weltkriege wird im Schulunterricht oft trocken und wenig emotional behandelt", erklärt Klara aus der Fünten, Vorsitzende des Jugendstadtrates, die die Reinigungsaktion nach einer Anfrage des Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge mit organisiert hat. Die Aktion liegt der Zwölftklässlerin der Gustav-Heinemann-Gesamtschule am Herzen: „Weil meine Urgroßmutter, die 1945 vor der Roten Armee aus Ostpreußen fliehen musste, oft von der damaligen Zeit erzählt hat.“ "Wir haben Glück, die Zeit damals nicht erlebt zu haben. Für die Zukunft Deutschlands ist es unsere Aufgabe als Jugend, auf dieses Thema aufmerksam zu machen", findet Klara aus der Fünten, die Jugendvorsitzende des Stadtrates.

Das sieht auch Wolfgang Gorzalka, Regionalgeschäftsführer des Volksbundes, so: "Wir hatten nun seit fast 75 Jahren keinen Krieg mehr. Die Gefahr, dass die Gräuel von Kriegen in Vergessenheit geraten ist sehr hoch. Deshalb machen wir diese Aktionen."

Bei den meisten der teilnehmenden Schüler kam die Aktion an, sie ließen sich auf die Thematik ein: "Ich finde es wichtig, an die Toten zu erinnern. Um nicht zu vergessen, was damals passiert ist", meint der 16-jährige Lennard Thum von der Gustav-Heinemann-Gesamtschule. Vorkenntnisse hat er bereits aus dem Unterricht, da haben er und seine Mitschüler die deutsche Geschichte bis Ende des Zweiten Weltkrieges besprochen.

Ganz anderer Zugriff zum dem Thema

Bei den Achtklässlern des Karl-Ziegler-Gymnasiums waren die Weltkriege noch kein Thema - auf die Aktion haben sie sich im Politikunterricht mit einem Text vorbereitet, außerdem gab es am Morgen eine Einführung. "Insgesamt sind alle Schüler sehr engagiert", loben die beiden Lehrerinnen Verena Angeler und Judith Platte. Mit der Aktion bekämen die Schüler einen ganz anderen Zugriff zum Thema, als es im Unterricht möglich wäre.

Mit der Aktion zeigte sich Markus Püll, Vorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Mülheim, zufrieden. Auch könne er sich eine Wiederholung, wenn sich dafür wieder genug Schüler anschließen würden, vorstellen. Beispielsweise auf dem Speldorfer Friedhof, wo ebenfalls Kriegsopfer begraben liegen.

 

(Text WAZ Mülheim, Caroline Rau; Bilder Jörg Schimmel)