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„Lernort Lebach“ als Verbindung zwischen dem Gestern und dem Morgen

Einweihung der renovierten Kriegsgräberstätte und Gedenken an den Beginn des Zweiten Weltkriegs

Gleich zwei Anlässe lockten am 1. September ca. 400 Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreterinnen und Vertreter der saarländischen Politik in die katholische Kirche in Lebach: der 80. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs und die Einweihung der renovierten und als außerschulischem Lernort gestalteten Kriegsgräberstätte. Ziel war es, diese als Mahnmal für den Frieden zu erhalten. Die Idee zum Lernort brachte der Landesvorsitzende Werner Hillen aus Kassel mit. 328 weiße Rosen lagen am Schluss der Gedenkveranstaltung verteilt auf allen Kriegsgräbern – als Zeichen des Widerstands und der mahnenden Erinnerung an jedes einzelne Opfer.

Am gestrigen Sonntag konnte endlich begutachtet und öffentlich eingeweiht werden, was seit 2015 viele fleißige Hände geleistet haben. Über 1.000 ehrenamtliche Stunden hat die Arbeitsgruppe „Die Lebacher“ um den Vorsitzenden Lothar Schmidt auf der zu renovierenden Kriegsgräberstätte verbracht. Das gesamte Kriegsgräberfeld wurde neu angelegt: Alle Namensplatten mussten aufgenommen und nach der Sanierung in ein neues Verlegekonzept eingebettet werden, Kreuze wurden neu ausgerichtet und der Rasen eingesät.

Eine Topographie mit QR-Code vermittelt detaillierte Informationen über den Friedhof, und auf mehreren Stelen kann sich der Besucher über exemplarische Einzelschicksale informieren. Des Weiteren wird die Homepage www.lernort-lebach.de für Lehrer, Schüler und Interessierte erstellt. Hier wird man zukünftig mehr in die Materie eintauchen können und Fragen an den Lernort stellen. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistete der Historische Verein Lebach, verschiedene Zeitzeugen und die beiden Gymnasien in Lebach mit Recherchearbeiten unter der Federführung der Schul- und Bildungsreferentin Lilian Heinen.

Begonnen hat die Gedenkfeier in der katholischen Kirche, die fast bis auf den letzten Platz gefüllt war. Zuerst ergriff der Landesvorsitzende Werner Hillen das Wort. Er stellte heraus, dass mit dem Ableben der Zeitzeugengeneration des Zweiten Weltkriegs allmählich die Erinnerung an die zahlreichen Opfer von Krieg und Gewalt schwinde. Diese Vergangenheit dürfe aber nicht in Vergessenheit geraten. Durch die hier geleistete, friedenspädagogische Arbeit soll ein bleibendes, mahnendes Gedenken für die künftigen Generationen wachgehalten werden. Denn wer die Gegenwart und die Zukunft bewältigen wolle, müsse die Vergangenheit kennen.

Der saarländische Ministerpräsident und Schirmherr des Projektes, Tobias Hans, stellte die Themen Krieg, Antisemitismus, Rassismus und Nationalismus in den Vordergrund und betonte die Relevanz der heutigen Demokratie. Lothar Schmidt berichtete über die mühevolle Arbeit auf dem Friedhof, sprach einzelne Biographien an und rief dann fünf Schülerinnen und Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Lebach auf, die alle Namen der in Lebach begrabenen Kriegstoten in alphabetischer Reihenfolge vorlasen.

Nach einem gemeinsamen Marsch zur Kriegsgräberstätte auf dem Friedhof sprachen auch der Bürgermeister der Stadt Lebach, Klauspeter Brill, und Staatssekretär Roland Krämer sowie Landrat Patrick Lauer über die getätigten Arbeiten und den langen Weg zum Frieden. Der stellvertretende Vorsitzende des LV Saar, Reinhard Felsmann, hob zudem das kurz vor der Eröffnung gestaltete Kunstprojekt hervor, das eine Lehrerin des Berufsbildungszentrums Lebach mit ihren Schülerinnen und Schülern auf dem unteren Gräberfeld umgesetzt hatte. Bilder, Gedichte und Lieder wurden zu Papier gebracht und in mehrfacher Ausführung an Fäden befestigt, die zwischen den Kreuzen und der Europaflagge gespannt wurden.

 

Dr. Kathrin Andres, die das Kultusministerium vertrat, lobte in ihrer Rede auch die Arbeit an den Biographien und dem pädagogischen Konzept, an dem neben der Bildungsreferentin Lilian Heinen auch Dr. Eva Kell vom Johannes-Kepler-Gymnasium beteiligt war. Zum Abschluss wurde die Europahymne gemeinsam gesungen, bevor auf jedes Grab eine weiße Rose gelegt wurde.

 

Im benachbarten Dietrich-Bonhoeffer-Haus wurde die Arbeit der „Lebacher“ durch Überreichen der Goldenen Verdienstmedaille des Volksbundes gewürdigt. Ebenso erhielten sie Urkunden und Silbermünzen mit der Friedenstaube.

Lilian Heinen

Amélie Zemlin