Volksbund Logo Desktop Volksbund Logo Mobil
Gräbersuche Mitglied werden Jetzt spenden Spenden

März 1945: Kriegsende in Korbach

Ein Kind erlebt den Einmarsch der Amerikaner

Ende März marschieren die amerikanischen Truppen in Korbach ein. Zeitzeugin Ingeborg H., mit Mutter und Schwester aus Schneidemühl in Pommern nach Korbach geflohen war dabei: Die Hausgemeinschaft sitzt in dem düsteren, aber mit seinem dicken Deckengewölbe Sicherheit versprechenden Kellergang. Es ist Gründonnerstag, der 29. März 1945 mittags. Da es draußen still bleibt, rückt man mit den Stühlen allmählich in die Waschküche hinein, die mit ihren zwei kleinen Fenstern heller ist, und wartet weiter, was sich da wohl draußen auf der Straße tun wird. Die Amerikaner kommen. Der Bürgermeister hat durchgesetzt, dass auf dem Rathaus die weiße Fahne gehisst wird. Auch aus den Fenstern der Wohnhäuser flattern weiße Laken. – Endlich, inzwischen ist es halb fünf geworden, dumpfe Geräusche. Etwas bewegt sich hinter den Scheiben. Plötzlich Stillstand. Geht die Schießerei doch wieder los? Dann geht es weiter. Ingeborg möchte mehr von der Straße sehen und wird vom Opa hochgehoben, sodass sie aus dem Kellerfenster schauen kann. Die Amerikaner sitzen mit ihren Gewehren ganz locker auf ihren Panzern und Lastwagen, schauen aber aufmerksam auf die Häuserfronten. Und dann steigen sie alle aus dem Keller heraus – ohne die sonst so oft gestellte bange Frage, ob das Haus überhaupt noch steht. Der Einmarsch nähert sich dem Ende: ein letzter offener Lastwagen voller Soldaten, ein einzelner, letzter Jeep. Die Menschen bleiben schweigend auf dem Bürgersteig stehen. ­– Hinter den Schaufenstern sind die vielen Plakate mit Durchhalteparolen schon abgenommen worden …

Für Ingeborg H., ihre Schwester und ihre Mutter konnte nun ein neues Leben beginnen. Es wurde überschattet von der Unsicherheit über den Verbleib des Vaters und Ehemannes. Es dauerte Jahrzehnte, bis das Schicksal von Curt H. aufgeklärt werden konnte. Mit Hilfe des Volksbundes und des Suchdienstes des Deutschen Roten Kreuzes erfährt Ingeborg H. 2006 (!), dass ihr Vater in ein Kriegsgefangenenlager bei Feodosia auf der Krim gekommen ist und wenige Monate später dort verstarb.

Die Informationen erhielten wir mit freundlicher Genehmigung der Zeitzeugin.