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Namensziegelprojekt „Wir schreiben Euren Namen“

Die Oberschule Liebenburg realisiert erstes Projekt im Bezirk Braunschweig

Das Namensziegelprojekt „Wir schreiben Euren Namen“ gehört zu den wichtigen Bildungsangeboten des Volksbunds im Land Niedersachsen. Es wurde entwickelt in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Bergen-Belsen. Sie setzt sich dafür ein, dass die Geschichte des KZ-Bergen-Belsen erforscht und dokumentiert wird. So sollen auch Anregungen gegeben werden für die Auseinandersetzung mit undemokratischen Entwicklungen und neofaschistischen Gefahren der Gegenwart.

In dem Projekt beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler mit dem Schicksal sowjetischer Kriegsgefangener, die in deutscher Gefangenschaft verstarben und nur anonym bestattet wurden. Auf dem Friedhof Hörsten, der unmittelbar an das ehemalige KZ Bergen-Belsen grenzt, ruhen etwa 20.000 sowjetische Kriegsgefangene, ohne dass auf ihre Namen hingewiesen wird. Diesen Zustand will das Projekt ändern. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten mit Reproduktionen der Personalunterlagen, die die Wehrmacht über sowjetische Kriegsgefangene angelegt hatte. Diese Dokumente sind seit den späten 1990er Jahren wieder zugänglich. Hier erfahren die Schülerinnen und Schüler Details über das Schicksal eines Gefangenen, über die Umstände, unter denen er in deutscher Gefangenschaft lebte und starb. Anschließend fertigen sie eine Tontafel an, die den Namen und die Lebensdaten des Gefangenen verzeichnet. In einer kleinen Zeremonie werden die Tontafeln dann auf dem Friedhof niedergelegt.

Gefördert von der Stiftung des Volksbunds „Gedenken und Frieden“, setzte die Oberschule Liebenburg das Projekt Anfang April während einer Projektwoche, unter der Leitung der Geschichtslehrerin Julia Walther, um. Drei Tage lang beschäftigten sich 16 Schülerinnen und Schüler mit dem Schicksal von sowjetischen Kriegsgefangenen, die auf dem Friedhof Hörsten anonym bestattet worden sind. Nach einer Einführung über die Behandlung sowjetischer Soldaten in deutscher Gefangenschaft, arbeiteten die Schüler über Personalunterlagen, rekonstruierten den Lebens- und Leidensweg einzelner Gefangener und erstellten schließlich die Tontafel. Die Goslarer Zeitung berichtete am 6. April 2019 über das Projekt.

Am 23. April fuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projekts nach Bergen-Belsen zum Friedhof Hörsten. Sie wurden dort von Elke von Meding, von der Arbeitsgemeinschaft Bergen-Belsen, begrüßt und über den Friedhof geführt. In einer kleinen Zeremonie, in deren Verlauf die Schicksale von zwei Gefangenen vorgestellt wurden, legten die Schülerinnen und Schüler die von ihnen hergestellten Tontafeln nieder. Im Anschluss besuchten sie die Dauerausstellung der Gedenkstätte Bergen-Belsen und nahmen an einer Führung über das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers teil. Die Fahrt nach Bergen-Belsen wurde von der Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten unterstützt.

Das Projekt „Wir schreiben Euren Namen“ sollte auch im Bezirk Braunschweig Schule machen. Die Kollegin Julia Walther und die Schülerinnen und Schüler der Oberschule Liebenburg haben es vorgemacht. Es eignet sich besonders für fächerübergreifende Ansätze und für Projektwochen. Intellektuelle, kognitive Annäherung an das leidvolle Thema Kriegsgefangenschaft und praktische Tätigkeit gehen Hand in Hand. Einem bislang anonymen Toten wird sein Name zurückgegeben und Angehörige erfahren jetzt von seiner letzten Ruhestätte. Auch das ist ein Beitrag zur Völkerverständigung, 74 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs

Text: Bildungsreferent Dr. Rainer Bendick

Fotos: Volksbund

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