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Spiel, Sport – und gemeinsames Gedenken

Herbsttreffen der Jugendarbeitskreise in Güstrow

Das Herbsttreffen der Volksbund-Jugendarbeitskreise (JAK) führte etwa 50 junge Menschen vom 5. bis 7. Oktober 2018 in die Barlach-Stadt Güstrow. Dieses Jahr stand eine Premiere auf dem Plan: es sollte kein Volleyballturnier, sondern ein Spiel-Spaß-Sporttreffen werden. Des Weiteren entschieden wir uns dafür, den Ort unseres Treffens auch inhaltlich für unser Programm zu nutzen. In Güstrow gab es nämlich zu Zeiten des Ersten Weltkriegs ein großes Kriegsgefangenenlager, mit dessen Geschichte wir uns auseinander setzten. Von Spiel, Spaß und Spannung bis hin zur Erinnerung an das hundertjährige Ende des Ersten Weltkrieges war also alles dabei!

Genauere Erklärungen dazu gab uns am Samstagvormittag Ulrich Schirow, ein wirklich engagierter Hobbyhistoriker. Er zeigte uns interessante Fotos und weitere Dokumente aus dem Lager, erläuterte die Situation der Kriegsgefangenen und lud uns ein: „Wir schauen uns den Ort, wo damals das Lager war, selbst an.“

Mit mehreren Fahrzeugen fuhren wir also los. Inzwischen ist aus dem Ort, an dem im Ersten Weltkrieg Kriegsgefangene interniert waren, ein Segelflugplatz geworden. Wir waren überrascht, dass keinerlei Überbleibsel mehr zu sehen sind. Noch nicht einmal der heute noch vorhandene Lagerfriedhof ist ausgeschildert.

Auf dem Friedhof sind nur noch die Reste eines Denkmals zu sehen, das damals von Kriegsgefangenen finanziert, geschaffen und aufgestellt wurde. Wir hielten eine kleine Gedenkfeier ab, an der auch Gäste, wie unser Landesgeschäftsführer Karsten Richter und das Güstrower Stadtfernsehen teilnahmen. Jeder hatte ein kleines Holzkreuz vorbereitet, an dem ein Vergissmeinnicht befestigt wurde. Auf dieses hatten wir Sprüche, Erinnerungen und Wünsche geschrieben, um der Opfer zu gedenken.

Auf Händen getragen

Für den Nachmittag hatten wir unser Spiel-Spaß-Sport-Turnier geplant. Hierfür durften wir die Sporthalle der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege nutzen und bekamen obendrein noch tatkräftige Unterstützung durch den Sportdozenten Christian Köhn. Mit einem spaßigen, aber auch anstrengenden Aufwärmprogramm - Herr Köhn sorgt beruflich für die sportliche Fitness der Polizeianwärter - wurde allen Sportlern schnell warm. Im Rahmen von Staffelspielen bewegten wir Bänke so schnell wie möglich durch die Halle, trugen unsere Mitspieler auf den Händen, beantworten Fragen in einem Quiz und starteten dann ins Zweifelderball-Turnier.

Eine Mannschaft kristallisierte sich bald als Favorit heraus, aber auch die anderen Teams waren schnell, warfen die Bälle sicher und nutzten jede Gelegenheit, um dem Gegner den Ball abzunehmen. Am Ende des Tages waren alle ausgepowert, müde und glücklich.

Zurück in der Jugendherberge warteten dann ein leckeres Grillbüffet sowie die Siegerehrung auf die hungrigen Sportler. Viele Gespräche über den Tag, über gemeinsame Erlebnisse und die vergangene Workcamp-Saison wurden abends am Lagerfeuer und beim Stockbrotbacken geführt.

Am Sonntag hieß es leider schon „Abschied nehmen!“. Wir packten unsere Sachen, trafen uns aber noch zu einem Vortrag. Dr. Volker Probst, Leiter der Barlachstiftung, brachte uns den Künstler Ernst Barlach und insbesondere sein Schaffen im und nach dem Ersten Weltkrieg näher.

Mit eigenen Augen sehen

Da man Dinge aber besser versteht, wenn man sie mit eigenen Augen sieht, wurden wir in die Barlach-Gedenkstätte eingeladen. Im ehem. Atelierhaus konnten wir an den Werken Barlachs sehen, wie sehr sein Schaffen vom Ersten Weltkrieg und seinen schrecklichen Folgen geprägt wurde. Mit vielen neu gewonnenen Eindrücken, neuen Freundschaften und Ideen für die nächste Workcamp-Saison mussten wir uns nach dem Mittagessen voneinander verabschieden.

Nach diesem Wochenende in Güstrow können wir festhalten, dass unser Herbsttreffen auch ohne Volleyball-Turnier, aber dafür mit anderen sportlichen Spielen eine gelungene Veranstaltung sein kann, die im nächsten Jahr gerne fortgeführt werden soll.

Wir bedanken uns bei allen Unterstützern und bei der Stiftung „Gedenken und Frieden“ für die finanzielle Förderung.

Stephanie Roth und Angela Salden

(JAK Mecklenburg-Vorpommern)