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Studienfahrt in die Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte Golm

3. bis 6. Oktober 2019

Eine kleine interessierte Gruppe nutzte das (teilweise) lange Wochenende vom 3. bis 6. Oktober 2019 für die Teilnahme an unserer Studienreise in die Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte Golm (JBS Golm) auf der Insel Usedom. Unter der Federführung des Fachbereiches Friedenspädagogisches Arbeiten an Schulen und Hochschulen arbeiteten Bildungsreferent*innen aus verschiedenen Landesverbänden zusammen an den beiden parallel stattfindenden Studienfahrten ins Elsass und auf die Insel Usedom. Ziel war es, möglichst viele Lehrerinnen und Lehrer aus unterschiedlichen Bundesländern zusammenzubringen, um auch den Austausch über Ländergrenzen hinweg zu fördern.
Die Anreise wurde per Auto, oder auch Bahn zum Bahnhof Anklam durchgeführt und anschließend wurden diese Teilnehmenden und die beiden Bildungsreferent*innen aus Berlin und Thüringen via Taxi zur JBS transportiert. Erste kleine Erkundungen zum Kamminker Haff und das Beziehen der Zimmer standen fortan auf dem Programm, bevor der offizielle Teil dieser Fortbildung beginnen konnte.
Im Fokus der Fortbildung standen die Deutsch – Polnischen Beziehungen. So war klar, dass das gegenseitige Kennenlernen nur mit einer dt. – pl. Sprachanimation erfolgen konnte. Die Namen der Teilnehmenden waren nun besser bekannt und das gemeinsame Abendessen förderte das Kennenlernen weiter. Tagesabschluss war die Filmpräsenation „Vergrabene Schicksale“. Trotz seines hohen Alters, ist der Arbeitsbereich des Volksbundes nicht allen Studienreisenden bekannt. Eindrücklich schildert Herr Kozlowski (Hauptamtlicher Umbetter des Volksbundes) die Arbeit, die den Verband bis heute, also seit 100 Jahren ausmacht. Das Suchen, Identifizieren und Umbetten von Kriegsopfern.
Der zweite Seminartag stand ganz im Zeichen der dt. – pl. Bildungsarbeit vor Ort in der JBS Golm. Wie kann man Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Regionalgeschichte in der „großen Geschichte“ näher bringen und nachvollziehbar vermitteln? Was macht die JBS Golm und die Kriegsgräberstätte, die nur wenige Meter davon entfernt liegt, im grenznahen Raum zwischen Kamminke auf deutscher und Swinemünde auf polnischer Seite so besonders? Die Lehrkräfte erhielten einen Einblick in die verschiedenen vor Ort angebotenen Workshops und erfuhren mehr über die Situation vor Ort aus dem Jahr 1945, als Swinemünde schwer bombardiert wurde. Die meisten der Opfer der Bombardierung waren Flüchtlinge, die ihre letzte Ruhe auf dem Golm fanden. Eine selbstentdeckende Führung wurde durch den Besuch der Ausstellung „Gesichter des Golms“ ergänzt.
Bevor die Gruppe nun auch die erste polnische Stadt mit Swinemünde besuchte, galt es den dt. – pl. (Schul-) Austausch gründlicher zu beleuchten. Wer kann bei wem und unter welchen inhaltlichen Voraussetzungen einen Antrag stellen? Gemeinsam Programme erarbeiten und über die Partizipation der Jugendlichen / Schüler*innen nachzudenken stand dabei genauso im Fokus, wie der Frage nach Partnerstrukturen in Polen nachzukommen. Erste Hilfestellungen konnten zudem über die sehr guten Informationsbroschüren des Deutsch-Polnischen Jugendwerkes gegeben werden. Anschließend besuchten wir die Stadt Swinemünde und schlossen den Tag mit einem gemeinsamen Abendessen ab.
Der dritte Tag der Fortbildung führte uns in die nächste polnische Stadt, genauer gesagt nach Stettin. Wir wollten uns auf Spurensuche begeben, um Erinnerungskultur in Stettin besser kennenlernen zu können. Im II. Weltkrieg wurde Stettin regelmäßig aus der Luft bombardiert. Aus diesem Grund gab es auch viele Bunker, die die Bevölkerung vor diesen Luftangriffen schützen sollten. Einen dieser Bunker besuchten wir im Rahmen des Seminars. Der Vermittlung vor Ort war schon anders, als es die meisten der Teilnehmenden aus ihrer persönlichen Erfahrung heraus kannten. Auch diese unterschiedlichen Vermittlungsstrategien gilt es in gemeinsam zu organisierenden dt. – pl. Austauschprojekten mitzudenken, um „Irritationen“ zu verringern. Eine kurze Pause später galt es die Stadt Stettin besser kennenzulernen. Unsere Stadtführerin Magda zeigte uns eine kleine Auswahl interessanter und sehr sehenswerter Orte wie die Hakenterasse, oder auch das Stadtschloss. Anschließend fuhren wir gemeinsam auf den Stettiner Hauptfriedhof. Einer der größten Friedhöfe Europas überhaupt und mit einer Menge an möglichen Themen zum Umgang mit Erinnerungskultur an sich. Zentral dabei war der Besuch der Kriegsgräberstätten von polnischen und sowjetischen Soldaten, die in den Kämpfen des II. Weltkrieges bei Stettin ums Leben gekommen sind. In deren Mitte wurde Anfang der 1970er Jahre das Waffenbrüderdenkmal eingeweiht. Aber auch weitere Denkmale laden zum Diskutieren und Austauschen ein. U.a. findet sich auf dem Stettiner, aber auch dem Swinemünder Friedhof jeweils ein Denkmal in Erinnerung an die Opfer von Katyn wieder. Anschließend nutzten einige der Teilnehmer*innen noch die Möglichkeit, im „Dialog Centrum“ weitere Informationen über die jüngere Zeitgeschichte Stettins zu erfahren. Nach dem Abendessen ging es dann spät mit dem Bus zurück in die Unterkunft und ein zweites Mal wurde der Fluss, die Swine, mittels Fähre überquert.   
Am Sonntag kamen wir noch einmal für eine gemeinsame Auswertungsrunde zusammen und verabschiedeten uns anschließend.
Diese Fortbildung wurde finanziell gefördert durch das Deutsch – Polnische Jugendwerk (DPJW) und die Stiftung Gedenken und Frieden des Volksbundes. Dafür bedanken wir uns recht herzlich.  

Sebastian Fehnl

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