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„Uns Polen hat der Krieg nie etwas Gutes gebracht.“

Internationale Gedenkveranstaltung auf dem ehemaligen Standortfriedhof Lilienthalstraße in Neukölln

Die dritte Gedenkveranstaltung Vorabend des Volkstrauertages ist international ausgerichtet, hier wird vor allem der Toten des Zweiten Weltkriegs gedacht. Auf dem ehemaligen Standortfriedhof in Neukölln sind Soldaten, Bombenopfer und Zwangsarbeiter bestattet. Anfangs geplant als Soldatenfriedhof wurden ab 1941 immer mehr Bombentote bestattet, die den Luftangriffen der Alliierten zum Opfer gefallen waren. 4.935 Tote liegen in Einzelgräbern, die Zahl der Toten, die in Sammelgräbern auf rund 1.430 Quadratmetern Fläche auf dem Friedhof begraben sind, ist unbekannt.

Die Veranstaltung fand unter großer Anteilnahme des Diplomatischen Korps statt. So waren die Botschaften von Japan, Kanada, Kuwait, Frankreich, Belarus, Ungarn und der Ukraine vertreten. Alle Fraktionen des Berliner Abgeordnetenhauses ließen Kränze niederlegen, ebenso der Berliner Senat, der Doyen der Militärattachés, das Abgeordnetenhaus von Berlin, Bundeswehr, Bundespolizei, Polizeipräsidium Berlin, der Reservistenverband, das Österreichische Schwarze Kreuz und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

Kriege entstehen auf der Basis von Feindbildern und autoritären Denkweisen

Daniela Schily, Generalsekretärin des Volksbundes begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: „Wenn wir hier zu dieser Veranstaltung zusammenkommen, erinnern wir mit dem Gedenken an die Toten auch an die Gründe, die zu Krieg, Verfolgung, Zerstörung und Terror führen. Und wir ziehen daraus den Auftrag, uns mit aller Kraft für Frieden und Versöhnung einzusetzen. Denn Kriege brechen nicht aus, sie werden gemacht. Sie entstehen auf einer Basis von Feindbildern, Fremdenfeindlichkeit und autoritären Denkweisen. (…) Die Geschichte ist eine gute Lehrerin, so heißt es. Aber sie braucht auch gute Schüler, solche die die schmerzliche Erinnerung, an das Leid und die Schrecken der Kriege begreifen und sich mit Mut für den Frieden einsetzen.“

 

Der polnische Botschafter in Deutschland, Prof. Dr. Andrzej Przyłębski, sagte in seiner Gedenkrede: „Das Jahr 2019 bringt in diesem Zusammenhang den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Erinnerung. Das war ein Krieg, der mit dem Angriff des Hitler-Deutschlands auf Polen begann  und der einen neuen Charakter trug. Denn es war ein totaler Krieg, ein Krieg, in dem die Zivilopfer von Anfang an gewollt und eingeplant wurden. In diesem Jahr jährte sich der Ausbruch dieses Krieges zum 80. Mal. Aus diesem Anlass wurde Polen am 1. September von dem Bundepräsident Frank Walter Steinmeier und von der Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht. In der Gedenkveranstaltung in Warschau, an der die hohen Vertreter von über 30 Nationen teilnahmen, baten sie um Vergebung und Versöhnung.

Dieser Akt, zusammen mit dem Besuch Polens durch den Außenminister Heiko Maas am 1. August dieses Jahres, dessen Rede im Museum des Warschauer Aufstandes ein großes Echo hervorrief, hat eine neue ethische Grundlage für die Beziehungen zwischen unseren Nationen geschaffen und erneut den Krieg als die Lösung der zwischenstaatlichen Probleme verurteilt.

Die Geschichte zeigt uns eindeutig, dass die zwei Weltkriege, die wir im 20. Jahrhundert erlebten, nichts außer Leid und Zerstörung mit sich brachten. Die Menschen in Europa haben daraus gelernt, dass wir Konflikte, die es ja immer wieder geben wird, mit anderen, vor allem diplomatischen Mitteln lösen müssen. Es ist die höchste Zeit, dass diese Wahrheit Anerkennung in der ganzen Welt findet“. 

Es gibt keine Probleme, die wir nicht lösen können

Dr. Przyłębski blickte hoffnungsvoll in die Zukunft und ermutigt zur Zusammenarbeit der Nachbarländer Deutschland und Polen:

„Es gibt keine Probleme, die wir gemeinsam nicht lösen können. Als offizieller Vertreter der polnischen Regierung darf ich Ihnen versichern, dass mein Land dazu gern den nötigen Beitrag leisten wird. Denn uns, Polen, hatten Kriege nie was Gutes gebracht. Ganz im Gegenteil. 

Mit dem Brief der polnischen Bischöfe, mit dem Kniefall von Kanzler Brandt, mit den Reden von F.W. Steinmeier in Wielun und in Warschau schreitet das Prozess der Versöhnung zwischen der deutschen und der polnischen Nation immer weiter. Unsere Zusammenarbeit in allen Bereichen kann Europa ein Beispiel sein. Die Entstehung der Bewegung von Solidarność im Jahre 1980 und die Entstehung der ersten nicht-kommunistischen Regierung im Ostblock in Warschau im Jahre 1989 waren Meilensteine, ohne die die Wiedervereinigung Deutschlands so gut wie unmöglich gewesen wäre.   

Die Polen und die Deutschen arbeiten zusammen so intensiv wie nie zuvor und werden es auch in der Zukunft tun. Denn wir können die vielen Herausforderungen, vor denen die moderne Welt – allen voran die Europäische Union - steht, nur gemeinsam meistern. Wir handeln so weil wir wissen, dass dies unsere Lebensgrundlage ist. Die Grundlage des Gedeihens der Kultur und des Menschentums in uns.“