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Volksbund begrüßt mehr als 300 Gäste im Stuttgarter Landtag

Festakt mit Justizminister Guido Wolf und Landtagspräsidentin Muhterem Aras

Mehr als 300 Gäste haben in Stuttgart in einer Feierstunde das 100-jährige Bestehen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge begangen. Die Zeremonie fand im Landtag Baden-Württembergs statt, wo aktuell auch die große Ausstellung "Europa, der Krieg und ich" präsentiert wird. Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) sagte: "Ich danke dem Volksbund für 100 Jahre unermüdliche Recherche- und Dokumentationsarbeit. Ich danke den 300.000 aktiven Förderern sowie den über eine Million Spenderinnen und Spendern." Aras wies auf den Dokumentarfilm "Der Krieg in mir" von Sebastian Heinzel hin, der als Kriegsenkel seinen Vater auf Spurensuche nach Weißrussland begleitet. Die Präsidentin regte an, in der Gedenkarbeit den Blick auch auf die seelischen Langzeitfolgen von Krieg für die Enkelgeneration zu richten: "Die Wissenschaft gibt uns eindeutige Hinweise: Traumata werden vererbt, auch die Enkelgeneration ist mittelbar geprägt durch die Kriegs- und Folgeerlebnisse ihrer Eltern und Großeltern."

Deutsche Geschichte als die eigene begreifen

Aras sprach auch Schüler mit Migrationshintergrund an, die die deutsche Geschichte oft nur als Außenstehende zur Kenntnis nähmen: "Zum Verständnis unserer Grundwerte ist es wichtig, die deutsche Geschichte als die eigene zu begreifen." Der Volksbund mache seit 100 Jahren hier eine immens wichtige Arbeit, denn durch Recherche und Dokumentation erzähle er die Geschichten der Menschen und mache auf diese Weise Geschichte erlebbar.

Der Volksbund als "Friedensbund"

Europa- und Justizminister Guido Wolf (CDU), zugleich Landesvorsitzender des Volksbundes in Baden-Württemberg mit seinen 14.000 Mitgliedern, blickte auf die Gründung des Vereines vor 100 Jahren zurück: "Der Volksbund kam aus der Mitte der Gesellschaft." Und die Wichtigkeit der Arbeit der vielen Haupt- und Ehrenamtlichen sei so hoch wie bei der Gründung: "Wir müssen nur auf die vielen Soldatenfriedhöfe und Kriegsgräberstätten blicken, um zu wissen, warum wir Europa brauchen." Deshalb sei es wichtig, so Wolf, dass der Volksbund von breiten gesellschaftlichen Kräften getragen werde. Ohne die Unterstützung der Bundeswehr sei die Friedensarbeit des Volksbundes nicht zu leisten, sagte der Minister. Vor diesem Hintergrund sei der Volksbund heute "ein Friedensbund".

Jeder Deutsche sollte den Volksbund unterstützen

In seinem Festvortrag thematisierte Professor Gerd Krumeich das Trauma der deutschen Niederlage von 1918. Angesichts der Propaganda und der Tatsache, dass es niemals eine Entscheidungsschlacht gegeben habe, sei es den Deutschen schwergefallen, die Niederlage und die damit verbundenen Auflagen der Siegermächte zu akzeptieren. Die Folge sei ein jahrelanges kollektives Schweigen einer zutiefst verstörten Gesellschaft gewesen. Anders als im benachbarten Frankreich sei in Deutschland das gemeinsame Totengedenken unmöglich gewesen durch eine innenpolitische Zerrissenheit zwischen links und rechts und bürgerkriegsähnliche Zuständen mit mehr als 400 Opfern. Während in Frankreich immer noch am 11. November gemeinschaftlich den Toten der Kriege gedacht werde, beginne zur gleichen Zeit in Deutschland der Karneval.

Der mittlerweile emeritierte Historiker erwähnte auch die Anfänge des Volksbundes, der anfänglich zwar national geprägt gewesen sei, aber eine Akzeptanz "weit in linksliberale Kreise" gehabt habe. Erst später sei es zu "einer Rechtswendung" gekommen. Nach 1945 habe der Volksbund dann nach der Devise "Versöhnung über den Gräbern" gearbeitet. Heute, so Professor Krumeich, sei der Volksbund mit seiner Friedensarbeit wichtiger denn je: "Eigentlich müsste jeder vernunftbegabte Deutsche zahlendes Mitglied des Volksbundes werden."

Schülerinnen und Schüler des Stromberg-Gymnasiums Vaihingen-Enz begeisterten am Ende der Feierstunde mit einer Performance zum Thema Frieden, die nach einer Exkursion zur deutsch-französischen Gedenkstätte 'Hartmannweilerkopf' entstanden war. Im Unterricht sei der Lernstoff Krieg sehr abstrakt. "Im Gespräch mit Zeitzeugen haben wir das erste Mal nacherleben können, wie schlimm der Krieg wirklich war", so ein Schüler auf der Bühne. Musikalisch wurde die Veranstaltung vom Blechbläserquintett des Reservistenmusikzuges 28 Ulm unter der Leitung von Gerhard Fetzer begleitet.

 

Die Veranstaltung auf der Seite des Landtages.

Beitrag des SWR (ab Minute 22:46)

 

Text: Harald John / Fotos: Baden-Württembergischer Landtag, Hügel