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Volksbund begrüßt mehr als 300 Gäste in der Residenz München

Feierstunde der Bayerischen Landesregierung zum 100-jährigen Bestehen

Der Volksbund ist eine der „ältesten Bürgerinitiativen in Deutschland“, ein „anerkannter und moderner Akteur der Erinnerungs- und Gedenkkultur“ und beileibe kein „friedhofsgärtnerischer Verschönerungsverein“. Für diese starken Sätze des Vorsitzenden des Volksbund-Landesverbandes Bayern, Wilhelm Wenning, gab es viel Applaus. Vor mehr als 300 Gästen im Max-Joseph-Saal der Münchner Residenz blickte der ehemalige Regierungspräsident am Montag, 16.12., zurück auf 100 Jahre erfolgreiche Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Denn genau auf den Tag 100 Jahre zuvor war der Volksbund gegründet worden. Zuvor hatte Kerstin Schreyer, Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales die zahlreichen Gäste unten den drei mächtigen Kristalllüstern der Residenz begrüßt, unter ihnen Dr. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Ex-CSU-Chef Dr. Theo Waigel, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Gedenken und Frieden sowie Dr. Thomas Bauer aus dem Bundesvorstand des Volksbundes.

"Kein friedhofsgärtnerischer Verschönerungsverein": Landesvorsitzender Wilhelm Wenning hielt die Festrede.

 

2,1 Millionen Euro gesammelt

 

„Sie sind maßgeblich auch dafür verantwortlich, den Frieden weiterzutragen“, sagte Ministerin Schreyer angesichts des Engagements der vielen Haupt- und Ehrenamtlichen. Der Volksbund habe vor 100 Jahren eine Aufgabe übernommen, die eigentlich eine staatliche sein sollte. Um so wichtiger sei es, dass er diese heute immer noch gewissenhaft wahrnehme. Schreyer forderte mit Blick auf die sich wandelnden Aufgaben des Volksbundes: „Wir müssen das Wissen und das Erlebte weiterreichen, damit die Generationen nach uns daraus die richtigen politischen Schlussfolgerungen ziehen kann.“ Der Volksbund, so die Sozialministerin, die beste Grüße von Ministerpräsident Markus Söder und ein herzliches „Vergelt’s Gott“ ausrichtete, sei ein unverzichtbarer Kooperationspartner der Bayerischen Landesregierung. Dafür spreche auch die unglaubliche Summe von 2,1 Millionen Euro, die in den vergangenen Wochen allein in Bayern gesammelt worden sei.

"Das Erlebte weiterreichen": Bayerns Sozialministerin Kerstin Schreyer begrüßte die Gäste.

 

Berlins Werk und Bayerns Beitrag

 

Auch Wilhelm Wenning betonte den bayerischen Anteil an der erfolgreichen Geschichte des Volksbundes. So sei bereits im September 1919 der Deutsche Kriegsgräberschutzbund in München gegründet worden, später habe sich dieser als Landesverband Bayern in den Volksbund integriert. „Zuvor hatte man aber die Berliner zum Anschluss an Bayern aufgefordert“, schmunzelte Wenning. Sehr schnell sei der Volksbund in Bayern auf 100 Ortsgruppen in acht Bezirksverbänden angewachsen, eine der größten Leistungen der Bayern sei dabei die sukzessive Durchsetzung des Volkstrauertags als nationalen Gedenktag in der Weimarer Republik gewesen. Heute fänden sich im Freistaat 350 Friedhöfe und Gedenkstätten mit mehr als 167 000 Toten beider Weltkriege und der NS-Gewaltherrschaft. Alle Toten haben dauerndes Ruherecht. Wenning blickte aber auch in die Zukunft und betonte die Rolle des Volksbundes als Friedensstifter: „Kriege sind keine Naturkatastrophen, sie kommen nicht über Nacht, sie werden geplant, sie werden gemacht.“ Deshalb sei Kriegsgräberfürsorge eine aktive Arbeit für den Frieden in Europa. Im 100. Jahr des Bestehens stelle sich allerdings die immer drängendere Frage, wie die Arbeit in den kommenden Jahren finanzieren werden könne. Hier sei die Politik aufgerufen, für mehr staatliche Unterstützung zu werben.

 

„Mitten im Leben“

 

Der Vorsitzende des Landesverbandes Bayern forderte „eine nachhaltige Jugend- und Bildungsarbeit“. Kriegsgräberstätten müssten zu außerschulischen Lernorten werden, dies gehe nur über Anschaulichkeit und Biographiearbeit. Hier würden auch die vielen Workcamps mit ihren jährlich 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine sinnvolle Ergänzung sein. Mit Blick auf den Online-Auftritt des Volksbundes („allein 3,5 Millionen Klicks jährlich auf Gräbersuche Online“) und die zahlreichen Projekte des Landesverbandes Bayern vom Schulwettbewerb bis zur landesweiten Kerzenaktion, schloss der Festredner mit einem dicken Kompliment: „Der Volksbund steht mit seinen 100 Jahren mitten im Leben“

 

Bewegende Berichte von Ehrenamtlichen

 

Anschließend sprachen neun Ehrenamtliche aus vier Generationen über ihr Leben und ihr Engagement für den Volksbund. Die Vorträge waren mal humorvoll, meist bewegend, vor allem aber engagiert und Mut machend für die Zukunft. So berichtete der ehemalige Domkapitular aus Regensburg, der heute 92-jährige Josef Grabmeier von seiner ehrenamtlichen Tätigkeit und zitierte Carl Zuckmayer: „Könnten die Gefallenen reden, es würde keinen Krieg mehr geben.“ Für manchen Lacher sorgte der Brite George Fender Jones. Der 79-Jährige, der von Königin Elisabeth für seine Arbeit zum Ritter geschlagen wurde, schilderte seine Arbeit auf dem Ottobrunner Friedhof am Tegernsee, wo er bekannt sei „wie ein bunter Hund“. Im übrigen würde ihn der Brexit nicht interessieren, da er lieber im „herrlichen Bayern“ bleibe. Auch dafür gab es warmen Applaus. Die älteste Teilnehmerin schließlich steuerte die bewegendsten Szenen bei. Die 93 Jahre alte Rosemarie Leidenfrost, berichtete von ihrer Arbeit im Lazarettzug, der sie während des Russlandfeldzuges bis vor die Tore Moskaus brachte: „Ich möchte, dass niemand mehr so eine Kriegszeit erleben muss und darum möchte ich, dass die Erinnerung an diese schlimme Zeit und an die vielen Toten bewahrt wird – um zu versöhnen.“

Ehrengäste (von links): Dr. Theo Waigel, Kerstin Schreyer, Wilhelm Wenning, Dr. Thomas Bauer.

 

Abgerundet wurde die Feierstunde in der Residenz vom LolaQuartett, das Mozart und Haydn spielte. Zuvor hatte bereits ein Festgottesdienst in der Theatinerkirche stattgefunden, zelebriert wurde die ökumenische Feier durch Militärdekan Ralf Zielinski vom Evangelischen Militärdekanat München und Militärdekan Dr. Dr. Michael Gmelch von der Universität der Bundeswehr in München.

Festgottesdienst in der Theatinerkirche München.

 
Einen Bericht des Bayerischen Rundfunks finden Sie hier:

 

https://www.br.de/mediathek/video/jubilaeum-100-jahre-volksbund-deutsche-kriegsgraeberfuersorge-av:5df7a6ddb211ea001ad21d6b

Text: Harald John